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Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
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Mädchen? Hast du das Mädchen gesehen? Julia?«
    Ich rüttelte wieder an ihm, während ich das sagte. Doch er starrte nur an mir vorbei. Und er sagte gar nichts mehr. Ich wusste nicht einmal, ob er mich überhaupt erkannt hatte, geschweige denn verstanden, was ich ihn gefragt hatte. Der Drecksack starb einfach so! Und meine einzige Chance, Antworten zu bekommen, ging hier vor die Hunde!
    Verzweifelt schüttelte ich seinen schlaffen Körper, wollte, dass er nur noch ein Mal kurz zurückkam! Dann schlug ich ihm mit der geballten Faust auf die Brust, wollte sein Herz zwingen, weiterzuschlagen. Doch das alles nützte nichts. Er war tot.
    Skrohisarn lag noch so, wie ich ihn früher am Morgen hatte sterben sehen. Sein linkes Auge war ihm durch eine geschleuderte Bleikugel zerstört worden und eine klaffende Wunde an seinem nackten Hals zeigte deutlich an, wie er letztlich gestorben war. Weitere mir vom vorigen Abend flüchtig bekannte Chauken lagen um ihn herum, alle ebenfalls tot, sie waren hier mitten im Kampfgeschehen gewesen. Zumindest konnte ich Werthliko nicht finden, es bestand also die Möglichkeit, dass er noch lebte.
    Aber dann fand ich Ingimodi, den ältesten Sohn Ingimundis. Ein Speer hatte seinen Brustkorb durchschlagen und musste ihn sofort getötet haben. Ich trauerte auch um ihn, denn ich hatte ihn am letzten Abend als aufrechten, ehrlichen und freundlichen Mann kennengelernt.
    Dann suchte ich nach Verletzten, denen ich vielleicht helfen konnte – und es gab tatsächlich jede Menge zu tun.
    Zahlreiche Stammeskrieger waren verwundet und konnten sich nicht bewegen, andere befanden sich im Schockzustand. Es galt jetzt, ihre Verletzungen zu verbinden und weiteres Sterben zu verhindern!
    So fing ich hastig an, einige Umhänge getöteter Römer einzusammeln und mit meinem Messer in Streifen zu schneiden. Nach und nach kamen die Stammeskrieger zurück und ich bat manche um Hilfe, die Verletzten vom Feld herunterzutragen. Ich tat wirklich mein Bestes beim Verbinden der Wunden und dem provisorischen Schienen der zahlreichen offenen Brüche.
    Einige der Männer, die mir zur Hand gegangen waren, hatten zwischenzeitlich – auf meinen Wunsch hin – einen großen Kessel mit Wasser gefüllt und ein Feuer darunter angezündet. Ich kochte das behelfsmäßige Verbandszeug ab und wusch mit dem sauberen Wasser die Wunden aus. Meine Helfer packten eifrig mit an, auch wenn sie nicht ganz verstanden, warum sie nur von dem abgekochten nehmen sollten.
    Schließlich traf Ingimundi ein. An seinem leidvollen Gesichtsausdruck erkannte ich, dass er zumindest von Ingimodi wusste. »Was ist mit Ingimer?«, fragte ich, das Schlimmste befürchtend.
    »Ingimer lebt, Wodan ließ ihn fürs Erste bei mir!«, entgegnete Ingimundi mit dumpfer Stimme. »Aber Ingimodi, mein Erster und Bester, er ist in die ewigen Hallen der Krieger eingezogen! Wodan nimmt sich immer nur die Tapfersten und die Schwachen bleiben zurück!« Sein Gesicht verzog sich schmerzlich. Die Trauer saß offensichtlich tief in ihm.
    Bestürzt hatte ich seine Worte vernommen. Offenbar bedauerte er, dass ausgerechnet Ingimodi gefallen war, nicht Ingimer! Wie konnte ein Vater so denken? Ich verstand es nicht – doch eigentlich ging es mich auch nichts an.
    Er sah sich kurz um und wandte sich dann wieder an mich: »Hilf den Verletzten nicht zu sehr, Witandi! Der Rabenfütterer braucht Nachschub an tapferen Kriegern für den Tag des Weltenschicksals!«
    Mit diesen Worten drehte er sich um und ging. Trotzdem gab er einigen Männern Anweisungen, aus Leinenbahnen ein Dach über der Stätte der Verwundeten aufzubauen, damit sie später nicht in der prallen Sonne lägen.
    Das Zelt füllte sich stetig und gegen Mittag waren mehr als fünfzig unterschiedlich stark Verletzte, in Reihen auf dem Boden liegend, zumindest grundversorgt. Wir gaben ihnen Wasser und stillten und säuberten die Blutungen, aber viel mehr konnten wir auch nicht tun.
    Am frühen Nachmittag trafen dann einige ältere Frauen ein, offensichtlich Kräuterkundige, die sich sogleich daran machten, Wunden mit Salben zu bestreichen oder Kräuterverbände anzulegen. Trotz allem starben stündlich weitere der Männer.
    Auf dem Schlachtfeld trug man inzwischen die toten Stammeskrieger auf der Südseite zusammen. Die noch lebenden Römer hingegen wurden getötet, teilweise wurden sie vorher gefoltert, wie ich mit Schrecken feststellte. Ihre Leiber hatte man erst einmal dort liegen lassen, wo sie gestorben waren. Aber alles an

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