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Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
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verbrennt man denn die Gefallenen da, wo du herkommst?«
    »Äh … eigentlich auch in der Abenddämmerung«, entgegnete ich und blickte wieder über das Feld. »Hast du Ingimer schon gesehen?«, fragte ich weiter.
    »Ja, er trauert um seinen Bruder. Gemeinsam mit seinem Vater. Ingimodi wird nicht mit den Kriegern hier auf dem Feld verbrannt, sondern auf einem Baumstamm beigesetzt, weil er adlig war. Sie bereiten gerade alles vor.«
    »Auf einem Baumstamm? Was bedeutet das?«
    »Normalerweise werden die Edlen bei uns in Booten auf offenen Gewässern verbrannt, damit sie direkt zu den Göttern gelangen und einen Ehrenplatz an deren Seite bekommen. Manchmal werden sie auch in Hügeln bestattet, aber das kommt nur noch selten vor. Hier, wo wenig Zeit bleibt und kein Boot zur Verfügung steht, aber ein offenes Wasser da ist, wird Ingimodi auf einen Baumstamm gebunden, der in Brand gesetzt wird und dann den Fluss hinabtreibt. So hätten es auch schon die Alten gemacht, sagte mein Vater einmal. Die Götter werden seinen Stand hier bei uns daraus erkennen und ihm einen ehrenvollen Platz in ihren Reihen geben.«
    Wir schwiegen eine Weile. Ich suchte nach einem passenden Moment, die Frage, die mich derzeit sehr stark beschäftigte, stellen zu können. Doch es gab keinen.
    Schließlich konnte ich nicht mehr an mich halten. »Hast du Bliksmani eigentlich jemals kennengelernt?«
    Werthliko warf mir wieder einen verwunderten Blick zu. »Ja, natürlich! Also gesehen, aus der Nähe. Direkt mit ihm gesprochen habe ich nie, er ist viel unterwegs und lebt bei den Angrivariern, weißt du?«
    » Ist er ein Angrivarier oder lebt er nur bei ihnen?«, hakte ich nach.
    »Soviel ich weiß, ist er in ihrem Stamm aufgenommen worden. Das ist aber schon einige Sommer her. Wieso fragst du?«
    »Ich … ähm … ich habe mich das nur gefragt, weil ich heute Morgen seinen Zauberstock gehört habe. Er muss ein sehr mächtiger Mann sein!«
    »Ja, das ist er. Er setzt seinen Zauberstock nur im äußersten Notfall ein und entscheidet damit Schlachten. Ganz wie die Götter!«
    »Glaubst du, er ist ein Gott?«, fragte ich ihn.
    »Ja, das glaube ich! Er ist bislang nie schwer verwundet worden, obwohl römische Speere seine Brust trafen und sie hätten durchschlagen müssen! Er tötet Männer in großer Entfernung, nur indem er einen Zauber spricht! Und er ist Herr über Blitz und Donner! Jemand erzählte mir, er brauche nur einen Finger zu bewegen, um einen Feind zu töten!«
    Das konnte ich mir sehr gut vorstellen und was er sagte, machte durchaus Sinn. Den krummen Finger am Abzug einer Waffe vor Augen fragte ich mich, wer diese Person war und was sie wollte. An Werthlikos Stelle hätte ich wohl auch geglaubt, einen Gott vor mir zu haben. Doch was sollte ich von der angeblichen Unverwundbarkeit halten? Hatte dieser Mann vielleicht so etwas wie eine Schutzweste? Das würde tatsächlich bedeuten, dass er sich bewusst ausgerüstet hatte, um hierher zu kommen! Und dass dieser Mann auch bereit war, zu kämpfen und zu töten! Wollte ich diesen Menschen wirklich kennenlernen? Ich wusste es im Moment noch nicht.
    »Trägt Bliksmani im Kampf vielleicht eine Art … Hemd ohne Ärmel? Ist dir so etwas schon einmal aufgefallen?«
    »Ja«, meinte Werthliko. »Er geht nie ohne dieses Zauberhemd in den Kampf. Ein Freund berichtete mir, er habe es mit der Haut eines heiligen Ziegenbocks überzogen, deswegen würde es ihn schützen.« Tatsächlich, hier zog also jemand in voller Ausrüstung durch die Lande und bekämpfte die Römer bis aufs Messer. Doch warum? Was hatte Bliksmani für Pläne? Ich hatte keine Ahnung, was in einem solchen Mann vorgehen mochte.
    »Wie sieht er aus? Bliksmani meine ich.«
    Werthliko wiegte den Kopf hin und her. »Wie soll ich sagen? Er ist ein wenig kleiner als wir beiden, aber sehr kräftig gebaut. Seine Haare haben in etwa die gleiche Farbe wie deine, ansonsten … Er ist einige Jahre älter als wir.« Ihm fiel es sichtlich schwer, den Mann zu beschreiben.
    Ich nickte nur, konnte mit dem zuletzt Gesagten dennoch kaum etwas anfangen. Er hatte nichts erwähnt, was irgendwie weiter auf eine Herkunft aus der Zukunft schließen ließ.
    »Wo ist Bliksmani von hier aus hin, weißt du das?«, wollte ich abschließend noch wissen.
    »Ja, er ist mit seiner Schar Angrivarier und den Langobarden den Römern nachgesetzt. Ich glaube, sie planen, das Römerlager Phabiranum anzugreifen, jetzt, da die Truppen dort geschwächt sind. Warum fragst du das

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