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Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
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nehmen, insbesondere, um den Nachwuchs zu sichern. Die Gemeinschaft der Sippe wiederum kam eigentlich immer für die Versorgung der Zurückgebliebenen auf. Dann nahm Werthliko mich am Arm und bedeutete mir mitzukommen. »Lass uns in den Wald gehen. Ingimundis Sippe soll jetzt erst einmal trauern, wir kommen später zurück.«
    Ich war sehr glücklich über diesen Vorschlag, denn die schluchzenden Frauen und Kinder waren nur schwer zu ertragen. Außerdem wurde ich an den Tod meiner eigenen Eltern erinnert und diese Bilder wollte ich nicht wieder heraufbeschwören. Werthliko holte zwei Bögen und zwei Köcher mit Pfeilen und sagte: »Lass uns ein bisschen üben gehen. Und wer weiß, vielleicht gibt es heute Nachmittag ja sogar etwas zu jagen?«
    So stahlen wir uns davon, wir konnten sowieso nichts tun oder jemanden trösten, die Sippe machte dieses mit sich selbst aus.
    Zwischen den dichten Baumwipfeln erkannte ich einen Streifen dunkelgrauen Himmels. »Der Sommer war bisher nicht warm genug für eine gute Ernte, oder?«, fragte ich Werthliko, bewusst vom Thema Tod und Ingimundis Sippe ablenkend.
    »Ja, das wird in diesem Jahr ein echtes Problem sein. Ich denke, das Korn ist noch nicht so reif, wie es sein sollte, und wenn es weiter so feucht bleibt, wird die Ernte schwierig. Wir werden mit der Fäulnis zu kämpfen haben, bleibt es nicht bald für einige Wochen trocken. Der letzte Sommer war viel sonniger und wärmer.«
    »Ich glaube, so viel Glück haben wir nicht. Es zieht sogar neuer Regen auf.« Ich deutete auf eine Stelle zwischen den Wipfeln, die freie Sicht bot.
    »Wir können nur hoffen, dass der Regen nicht lange anhält. Tut er das, weicht er den ganzen Boden so auf, dass wir für Tage nicht zur Hütte meines Vaters können.«
    »Warum hast du es so eilig, dorthin zu kommen?«
    »Ich würde es einfach gerne erledigt wissen, alles in Ordnung bringen, weißt du? Dyr abholen, das Vieh in Sicherheit bringen, seine Sachen aufräumen. Vielleicht werde ich ja mal irgendwann die Schmiede übernehmen, wer weiß …«
    Wir waren einen Hügel hinaufgeklettert und sahen nun in eine tiefe Senke hinab.
    »Hier ist es ideal, um ein wenig zu üben! Die Seiten sind aus weichem Sand, wir werden also keine Pfeile verlieren!«
    Es war eine gute Idee von Werthliko gewesen, denn vom echten Bogenschießen verstand ich nicht viel. Er brachte mir erst einmal die Grundlagen bei und nach einigen Versuchen traf ich zumindest schon mal eine etwa einen Quadratmeter große Fläche aus dreißig Schritt Entfernung. Das war fürs Erste gar nicht schlecht. Werthliko selbst erinnerte mich bei seinen Hilfestellungen in seiner langsamen, ruhigen und freundlichen Art an seinen Vater.
    »Was hast du denn bloß gelernt, da, wo du herkommst?«, fragte er mich scherzhaft. »Mein Vater sagte mir, er hätte dir erst das Schwertkämpfen beigebracht – und nun muss ich dir noch Bogenschießen beibringen?« Er lachte laut auf und auch ich musste mit einstimmen.
    »Wir waren eben Händler und brauchten so etwas nicht können. Dafür kann ich andere Dinge, wie du gesehen hast«, zwinkerte ich ihm zu.
    »Ja, fürwahr, das kannst du wohl. Ich habe selten gesehen, dass ein Einzelner eine Schlacht so beeinflusst hat! Ich bin gespannt darauf, was Ingimundi mit dir vorhat.« Werthliko stützte sich auf seinen Bogen und sah mich nachdenklich an.
    »Was meinst du damit?«, fragte ich ihn.
    »Na, ich denke, er wird jemanden wie dich nicht einfach ziehen lassen wollen. Ich vermute, er wird dir irgendetwas anbieten, um dich hier zu halten.«
    »Etwas anbieten? Was könnte das sein?«, fragte ich erstaunt, als ein erster schwerer Regentropfen auf meinen Kopf klatschte.
    »Der Himmel ist ja fast schwarz!« Werthliko deutete zwischen die Bäume – und tatsächlich: Es bahnte sich wohl ein Unwetter an.
    »Lass uns schnell zurückgehen, es könnte im Wald sehr gefährlich werden, wenn starker Wind aufkommt!«
    Die Unmengen abgebrochener Äste um uns herum waren stumme Zeugen seiner Worte. Wir schnappten uns die Bögen und rannten auf kürzestem Wege zum Dorf zurück. Ein heftiger Wind war plötzlich aufgekommen und brachte schweren Regen mit sich. Von Weitem war schon das dumpfe Grollen von Donner zu hören.
    Wir liefen direkt zu Ingimundis Haus, in dessen hinterem Teil sich nicht, wie sonst üblich, der Viehstall befand, sondern eine Art Halle mit Bänken und ausreichend Holzschemeln zum Sitzen. Der Platz reichte für das gesamte Dorf und es waren tatsächlich auch die

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