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Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
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mich aus ihren wunderschönen blauen Augen traurig an.
    »Ich? Ja … äh …« Ich war so ein verdammter Trottel! Ich konnte kaum sprechen, wenn dieses Mädchen mir so nahe kam! Ich stotterte herum wie ein Schwachkopf und überlegte ernsthaft, unter einem Vorwand einfach wegzugehen, um mir weitere Peinlichkeiten zu ersparen.
    »Weiß ich auch nicht so richtig …«, war meine unschlagbar tiefgründige Antwort.
    Na, wunderbar! Sie ist bestimmt beeindruckt von meiner Schlagfertigkeit , dachte ich freudlos.
    Frilike schien allerdings ihren Spaß daran zu haben, mich stammelnd vor sich her zu treiben. Jedenfalls wurden ihre vorher noch traurigen Augen schlagartig heiterer und sie fragte immer weiter. Wer meine Eltern waren, wie groß meine Sippe war, nach Brüdern und Schwestern und ruhmreichen Taten. Mir war bewusst, dass ich hier nichts gelten würde, wenn ich davon berichtete, dass ich eigentlich keine Familie mehr hatte. Tief in mir überzeugte mich etwas, lieber jetzt die Wahrheit ein wenig zu verbiegen, um mir für die Zukunft nichts zu verbauen.
    Sie fragte und fragte und es entwickelte sich das erste richtige Gespräch zwischen uns. Ob ich hierbleiben wolle, bei der Ernte mithelfen, vielleicht als Schmied arbeiten und so fort. So verbrachten wir die nächsten Stunden damit, uns zu unterhalten, und ich wurde nach und nach entspannter und natürlicher. Ihre leichte und lockere Art entzückte mich Stunde um Stunde mehr und am Ende des Abends war ich Frilike so zugetan, dass ich mir selbst eingestand, ich müsse mich verliebt haben. Nur die neidischen Blicke Lioflikes warfen ihre dunklen Schatten auf mein Glück.
    »Begleitest du mich zum Bach? Ich muss noch frisches Wasser für morgen früh holen und du könntest mir beim Tragen helfen …«
    Nichts lieber als das , dachte ich und stand auf.
    »Gerne!«
    Sie lächelte mich an, schien erfreut über meine Hilfsbereitschaft. Wir warfen uns unsere Umhänge über die Schultern und waren einen Moment später schon draußen.
    Die Luft war feucht und schwül und ein leichter Nebel zog vom Bach heran. Es regnete immer noch, allerdings mit ein bisschen weniger Kraft als heute Nachmittag. Im Westen tauchte hoch über den Baumkronen die helle Mondsichel auf und enthüllte die Umrisse gewaltiger Wolkenbänke. Frilike sah ehrfürchtig zum Himmel hinauf.
    »Möge Heti den Mond nie einholen! Denn sollte er es doch tun, wird er ihn verschlingen und das Blut des Mondes wird die Sonne verdunkeln!«
    Verwirrt schaute ich sie an. Heti? Das Wort bedeutete »Hasser«, so viel verstand ich. Kurz dachte ich an Hetigrim und schauderte. Frilike warf mir einen Blick zu und schaute dann erneut auf die silberne Himmelsscheibe.
    »Heti ist ein bösartiger Wolf. Er rennt schnell und treibt den Mond zur Eile an. Jede Nacht zieht er deshalb seine Bahn, immer in Hast. Wenn er den Mond eingeholt hat, werden die Welten untergehen.«
    Ich nickte langsam, wusste aber nicht, was ich darauf erwidern sollte.
    »Weißt du etwa nichts davon?«, fragte sie fast spöttisch. Sie schien mich für einen ausgemachten Hinterwäldler zu halten.
    »Nein«, sagte ich ernst. »Davon weiß ich nichts.«
    »Dann weißt du wohl auch nichts von Skado?«
    Skado? Das hieß »Schatten«.
    Ich schüttelte wieder den Kopf.
    »Nein. Auch von Skado weiß ich nichts. Sagst du es mir?«
    »Skado ist ein anderer Wolf, er verfolgt die Sonne. Auch sie zieht in großer Eile ihre Runden – so lange, bis Skado sie eingeholt hat …«
    Natürlich! Warum war ich da nicht selbst drauf gekommen?
    »Ja. Mögen Heti und Skado nie ihr Ziel erreichen!«, bestätigte ich und sah sie von der Seite an. Die Wölfe waren mir gerade ziemlich egal. Frilike war einfach nur wunderschön anzusehen. Der Regen hatte ihre Wangen benetzt und für einen Moment glitzerten und schimmerten die Mondstrahlen auf ihrer Haut.
    Sie wandte ihren Kopf und sah mich an. »Wir sollten endlich das Wasser holen, sonst können wir uns den Rest der Nacht vor das Feuer hocken und unsere Kleider trocknen!«
    Dagegen hätte ich eigentlich nichts einzuwenden gehabt. Aber sie hatte sich bereits zwei Holzeimer von der Hauswand gegriffen und war schon an mir vorbeigestürmt. Glückselig folgte ich ihr in den Ufernebel.
    Es regnete noch die ganze Nacht hindurch wie aus Kübeln. Werthliko und ich waren irgendwann aus Ingimundis Halle »gebeten« worden, nachdem wir gemeinsam mit Frilike und Ingimer beisammengesessen hatten, ohne ein Ende zu finden. Doch Blithlik wollte offenbar zur

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