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Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
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Aussage zu untermauern, schlang sie ihre Arme um den Brustkorb und rieb sich demonstrativ warm. Sie sah wirklich hübsch aus, wie sie so da stand mit der roten Nase und in dem dicken grünen Wollpullover. Er passte gut zu ihren schulterlangen, hellblond gefärbten Haaren und ihren warmen braunen Augen. Ihre Beine steckten in einer engen Jeans und Wildlederstiefeln, die sie über der Hose trug. Kurz fragte ich mich, warum ich heute Mittag eigentlich nicht gewollt hatte, dass sie vorbeikam. Ich musterte sie von oben bis unten und ein kribbelndes Gefühl durchströmte mich. Sie schien es zu bemerken, ging jedoch nicht darauf ein. Also zwang ich mich, nicht immer nur an das eine zu denken …
    »Ein wenig kühl? Hier würde sogar ein Eisbär zu einem Eiszapfen erstarren! Du gehst jetzt Holz holen und machst dann sofort den Kamin an!«, maulte sie, kam bibbernd auf mich zu und drückte mir einen weiteren Kuss auf den Mund. Danach schob sie mich Richtung Haustür.
    »Warte! Ich brauche noch den Korb, sonst muss ich so oft laufen!«, entgegnete ich.
    Hinter dem Haus gab es einen Verschlag, wo ich einen Teil meines Holzvorrats immer in greifbarer Nähe hatte. Schmunzelnd dachte ich daran, dass es nicht das erste Mal war, dass Julia mich mit irgendeiner Aufgabe in die Kälte hinausschickte, wenn ich ihr einen dieser Blicke zuwarf. Sie hatte zweifellos ein Händchen dafür, mein Gemüt zu kühlen, das musste ich ihr lassen.
    Eilig griff ich nach den sauber gestapelten Holzscheiten und packte den Korb randvoll damit. Das hier lagernde Holz war noch frisch und erst im vergangenen Sommer dazugekommen. Der Grund dafür war Julia, die sich an einem überhängenden Weißdornast den Arm aufgerissen hatte. Sie war über den Wildwuchs und meine Untätigkeit diesbezüglich dermaßen erbost gewesen, dass mir nichts anderes mehr übrig geblieben war, als mit Gehölzschere und Säge die zahlreichen Dickichte zu lichten.
    Als ich wieder hereinkam, war Julia im halbwegs aufgeräumten Wohnzimmer gerade dabei, meine Fundstücke von heute Nachmittag zu inspizieren. »Was ist denn das hier?«, fragte sie mich beim Eintreten mit hochgezogenen Augenbrauen. Sie deutete auf die Bronzescheibe und die beritzten Holzamulette und warf mir einen kurzen skeptischen Seitenblick zu, so, als würde ich etwas Illegales tun.
    »Das Zeug habe ich hinterm Haus gefunden«, entgegnete ich knapp und lud den Korb am Kamin ab. Mit geübten Griffen machte ich mich daran, einige Scheite und Grillanzünder so anzuordnen, dass in wenigen Minuten schon ein loderndes Feuer seine Wärme spenden würde. »Keine Ahnung, was es ist …«
    »Aha«, murmelte sie und schaute wieder auf die kleinen Holzamulette. »Und wie findet man so was hinter seinem Haus? Hat ja wohl kaum auf dem Boden rumgelegen.«
    »Nein, natürlich nicht …« Was sollte ich ihr jetzt erzählen? Dass mir in der Uni ein paar durchgeknallte Kommilitonen eine Software gezeigt hatten, auf der mein Grundstück von oben zu sehen war, und ich daraufhin gleich die Schaufel in die Hand genommen hatte? Klang irgendwie ziemlich bescheuert. »Beim Graben. Bin zufällig drauf gestoßen. Besser gesagt: Bruno ist drauf gestoßen!«
    Sie schürzte skeptisch die Lippen und blickte mich noch einen Moment lang an. Dann wandte sie sich wieder der Scheibe zu. »Sieht wertvoll aus …«
    Ich sagte nichts darauf und legte weitere Holzscheite ins bereits spärlich züngelnde Kaminfeuer.
    Ihre Finger glitten derweil über die vergoldeten Embleme. »Wie alt mag das wohl sein? Und muss man das nicht irgendwelchen Behörden melden?«
    »War doch auf meinem Grundstück. Warum sollte ich das melden? Es gehört mir.«
    »Ja, aber wenn es alt ist? Ich meine … richtig alt?«
    »Quatsch!«, winkte ich ab. »Guck dir das Zeug doch mal an. Ich glaube nicht, dass es mehr als ein paar Jahre im Boden gelegen hat.«
    »Ja, sieht wirklich nicht so aus. Andererseits: Es sieht alles so …« Julia suchte nach dem passenden Begriff. »… so handgemacht aus. Ja, das ist es! Es sieht handgemacht aus. Deswegen wirkt es alt. Sieh mal, die unebenen Ränder von diesem Teller! Sieht nicht neu aus!«
    Sie hatte recht. Die Sachen wirkten irgendwie archaisch, trotzdem elegant und schön.
    Julias Hände glitten über den Bauch der Amphore und sie bestaunte sie von allen Seiten. »Hoffentlich kriegst du keinen Ärger dafür, dass du die Sachen einfach so ausgebuddelt hast«, fing sie erneut an.
    Verdammt, warum mussten Frauen sich immer Sorgen um alles
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