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Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
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schlafen immer im Eingangsbereich dieser Häuser auf dem Boden. Pro Haus werden also zwei bis drei Mann hineinstürmen und die Anwesenden festsetzen! Da sie noch im Schlaf sein werden, wird es wohl keine Gegenwehr geben! Tötet vorsichtshalber einen der Barbaren pro Haus, damit der Widerstand von vornherein gebrochen ist! Aber nur die Frauen oder Kinder! Ich will nicht, dass dieser ›Witandi‹ versehentlich getötet wird, bevor wir ihn verhört haben!«
    Er sah seine Optiones mit eiskalten Augen an.
    »Ich werde dann mit dem Bataver in jedes Haus kommen und nach diesem ›Witandi‹ fragen! Haben wir ihn gefunden, nehmen wir ihn mit und zünden die Häuser an. So werden sie uns nicht verfolgen. Ach ja, diesen Häuptling, Ingimundi, den töten wir auf jeden Fall, bevor wir uns wieder zurückziehen! Der könnte uns sonst noch gefährlich werden.«
    Godimeri schleppte sich erschöpft über die nassen Wiesen. Der Regen war mittlerweile stärker geworden und das Vorwärtskommen wurde immer schwieriger. Seine beiden Brüder hatten es nicht geschafft. Waldangodi war von einem der Speere durchbohrt worden. Das hatte er sicher nicht überlebt! Godagis war gefangen genommen worden und vielleicht auch schon tot. Er fragte sich, was die Römer von ihnen wollen könnten. Warum hatten die Soldaten sie angegriffen? War es Rache für die Niederlage auf der Hegirowisa? Doch was nützte die Rache an drei Männern, die nicht einmal an der Schlacht teilgenommen hatten? Es musste noch einen anderen Grund geben, aber er konnte diese Frage nicht beantworten. Hravan würde wissen, was zu tun sei. Sie war eine weise Frau und wurde selbst von Ingimundi um Rat gefragt. Er war völlig außer Atem, erschöpft und durchnässt. Der weiche, schwammige Boden wollte seine Füße nicht freigeben, jeder Schritt wurde zu einem Kraftakt und einem Kampf mit der zerrenden Erde. In der Ferne sah er bereits die dunkle Baumreihe, die das kleine Dorf verbarg, in dem die drei Brüder mit ihren Familien und Verwandten lebten. Die Angst trieb ihn voran. Die Angst, doch noch verfolgt zu werden und ebenfalls in Gefangenschaft zu geraten. Er musste die anderen warnen! Der lange Frieden, der die letzten Jahre gehalten hatte, war gebrochen!
    Endlich erreichte er trockeneren Boden und konnte nun in einen zügigeren Laufschritt verfallen. Von Weitem erkannte Godimeri bereits die gerodete Fläche, die nun als Schlackehalde diente. Zahlreiche zerschlagene Rennfeueröfen, deren gewaltiger Hunger nach Holzkohle eine der großen Buchen nach der anderen verschlungen hatte, Berge von Schlacke und unbrauchbaren Luppen. Wehmütig stiegen in ihm Erinnerungen an die vielen mühsamen Tage und Nächte hoch, in denen er und seine Brüder das Verfahren zur Gewinnung des Eisenanteils in den Erzklumpen perfektioniert und immer weiter verfeinert hatten. Diese Zeiten waren nun ein für alle Mal vorbei. Wie würde es für ihre Familien weitergehen? Existenzielle Fragen stellten sich ihm und er sah der Zukunft mit großer Sorge entgegen.
    Einige Kinder spielten im Regen zwischen den Baumstümpfen auf der Halde. Zuerst jauchzend und erfreut, dann schnell realisierend, dass etwas Schreckliches passiert sein müsse.
    »Hravan! Sucht Hravan!«, stöhnte Godimeri erschöpft. Seine Kräfte waren am Ende, seine Beine taten ihm weh und er war außer Atem.
    Er eilte in das kleine Dorf und steuerte direkt auf das Haus seines Bruders Godagis zu. Aus diesem stoben just in dem Moment die Kinder und eine besorgte Hravan tauchte in der niedrigen, dunklen Türöffnung auf.
    »Godimeri! Bei der Muttergöttin, was ist dir passiert? Wo sind deine Brüder, wo ist mein Mann?«
    Godimeri schleppte sich ins Flett des Hauses und ließ sich auf eine der groben, flachen Holzbänke an der Außenwand sinken. Hravan griff seine beiden Hände und schüttelte ihn.
    »Sprich, Mann, wo sind deine Brüder? Was ist passiert?«
    »Waldangodi ist tot«, keuchte Godimeri. Er machte eine kurze Pause und Hravan schlug entsetzt die Hände vor den Mund. »Godagis ist gefangen genommen, die Römer …«
    »Wieso die Römer? Welche Römer? Sprich endlich, was ist passiert?«
    Godimeri holte tief Luft und beruhigte sich nach und nach so weit, dass er mehr als nur ein Keuchen herausbrachte. »Wir waren ein Stück den Wiesenfluss hinabgegangen, nahe der Stelle, wo der Bohlenweg an den Dünen endet. Dort waren plötzlich überall Römer, sie kamen aus dem Sand, von uns unbemerkt! Sie wollten uns alle drei gefangen setzen, doch wir

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