Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
Vom Netzwerk:
flohen! Waldangodi wurde durch einen Speer niedergemacht und ist tot geblieben, aber ich konnte es gerade schaffen. Godagis fiel in ihre Hände. Was seitdem geschah, vermag ich nicht zu sagen …«
    Hravan setzte sich. »Also gibt es noch Hoffnung für meinen guten Mann? Was für ein Unheil uns in diesen Zeiten widerfährt! Die Götter stellen uns vor große Herausforderungen.«
    Sie wandte sich ab und ging einige Male händeringend im Kreis umher.
    »Für Waldangodi können wir nichts mehr tun, wie du sagst«, sprach sie mit schleppender Stimme. »Aber Godagis müssen wir frei bekommen! Godimeri, iss und trink etwas, du wirst sogleich weiter müssen! Reite zum Häuptling selbst und bitte ihn um Männer, Pferde, Schilde und Speere! Die Römer werden schnell bemerken, dass ihr Gefangener keine wichtigen Informationen für sie bereithält. Vielleicht lassen sie ihn einfach ziehen, wenn sie zu spüren bekommen, dass wir gewillt sind, um jeden einzelnen unserer Leute zu kämpfen! Ansonsten wird er verloren sein und auf uns kommen noch schwerere Zeiten zu …«
    Godimeri nickte langsam. Hravan hatte recht, es war das einzig Sinnvolle in dieser Situation. Sie mussten Stärke und Kampfkraft zeigen und darauf hoffen, dass die Römer nichts mit Godagis würden anfangen können. Was könnten die Römer schon von ihm wollen? Er war ein Eisensucher und Schlackebrenner, dazu ein Bauer. Eigentlich von keinerlei Wert für Rom.
    Doch Hravan musste auch das größere Ganze im Auge behalten, Dinge, von denen ein Godimeri nichts verstand, ja, nicht einmal Ingimundi! Das Schicksal der Welten, das Heil der Stämme, die Zauberkraft des Raterfürsten! Die Prophezeiung: Nadarwinna, der Schlangenkämpfer! Er würde den Untergang der Stämme aufhalten, doch sie musste vorsichtig sein, durfte nichts tun, das ihn in Gefahr brachte. Immer wieder mussten auch Opfer gebracht werden, große Opfer! War ihr Gatte solch ein Opfer? Welche Rolle spielte er? Sie würde die Losstäbe um Rat fragen müssen und diese würden ihr mitteilen, was zu tun sei. Vorzeichen hatte es bisher keine gegeben.
    »Geh hinüber zu deiner Frau! Sie müsste unten im Wald bei den Schweinen sein. Dann mach dich eilig bereit für einen schnellen Ritt!« Sie schob Godimeri aus der dunklen Türöffnung hinaus. Anschließend eilte sie zu einigen kleinen Tonschälchen, die auf einem der Stützbalken abgestellt waren, umgeben von Unmengen getrockneter Kräuter und anderen Dingen. Sie nahm den Deckel einer flachen Schale ab und roch kurz am Inhalt. Dann trank sie die Schale aus.
    Kurz hielt sie inne, hielt sich den Bauch und atmete langsam ein und aus. Sie hatte in den letzten Tagen mit dem zunehmenden Mond vermehrt Krämpfe bekommen, das Kind in ihrem Leib war sicherlich der Verursacher. Endlich hatte das Schicksal sie für diese wichtigste, heiligste Aufgabe aller Frauen auserkoren: Leben zu schaffen! Aber der Hainwurzextrakt tat ihr in ihrem jetzigen Zustand nicht mehr besonders gut. Allerdings – es musste sein, wollte sie doch Zauber wirken und einen Hinweis der Geister auf die Zukunft bekommen.
    Sie wartete kurz, bis der Krampf wieder verging, und griff sich ein Eisenmesser, dann eilte sie in den Regen hinaus. Sie brauchte einen Zweig, einen starken Zweig von einem fruchttragenden Baum. Sie musste in dieser Sache den Raterfürsten selbst befragen, nur sein Wissen war umfassend genug, nur er hatte die nötige Weisheit, um ihr die nächsten Schritte aufzuzeigen. Immerhin hatte er schon vor Urzeiten sein Auge geopfert und sich neun lange Nächte vom Speer verwundet in den windigen Baum gehängt, sich selbst geweiht, Wodan, dem Wodan, um die Runen zu erlernen. Als er endlich zur Erde gefallen war, hatte er die neun Hauptlieder aller Zauber von den uralten Weltenschaffern selbst vernommen und vom Met der Weisheit getrunken. Schlussendlich begann der einäugige Göttervater zu gedeihen und tief zu denken – und er übertrug sein Wissen im Laufe von Jahrhunderten auf die Hagedisen. Hravan stand in einer endlos langen Kette von weisen Frauen, die die Zauberlieder des Wodan gelernt hatten und die Zeichen und Lose zu deuten wussten. Den Nadarwinna hatten sie bereits vor Jahren gerufen und sie und die anderen Hagedisen befragten seitdem laufend die Losstäbe. Aber stets blieben die Antworten unklar, sie waren sich nicht einmal sicher, ob der Nadarwinna tatsächlich gekommen war. War es Bliksmani? Alle glaubten es, doch Gewissheit gab es keine. Vielleicht war es auch der junge Witandi

Weitere Kostenlose Bücher