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Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
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und zündeten es dann an. Zum Glück konnten sie im hinteren Teil des Hauses ein Stück Flechtwerk aus der Wand herausbrechen und ins Freie entweichen, bevor der Qualm sie ganz erstickte! Sie sind aber alle schwer verletzt und haben noch immer Atemprobleme. Insgesamt sind heute Morgen zehn unserer Leute getötet worden – darunter auch Kinder!«
    Wir gingen umher und begutachteten schockiert den Schaden. Von den Gebäuden war nichts mehr zu retten. Wenigstens weilte das Vieh zu dieser Jahreszeit nicht in den Häusern, sondern in den Wäldern. Schwer wog aber die Vernichtung einiger Vorräte in den Speichern, denn diese waren auch für die verstreut lebenden Sippenmitglieder vorgesehen. Harte Zeiten würden nun auf alle zukommen.
    Ingimer wandte sich an Werthliko. »Wir müssen jetzt unmittelbar handeln! Werthliko, ich bitte dich, nach Norden zu Athalkuning zu reiten und meinen Vater zu holen! Er muss auf schnellstem Wege herkommen! Ich werde alle Sippenmitglieder der Gegend zusammentrommeln, damit wir mit dem Wiederaufbau beginnen!«
    Niedergeschlagen stand ich da. Was konnte ich tun? Ich wollte, nein, ich MUSSTE Frilike helfen! Ich konnte sie doch nicht tatenlos in der Hand der Römer lassen? Ich war verzweifelt. Ich würde mich ihnen ausliefern! »Ich werde zu den Römern reiten und mich stellen, Ingimer! Sag dies deinem Vater. Ich kann die nächsten vier Tage nicht untätig verstreichen lassen. Ich MUSS ihr helfen, ich liebe Frilike!«
    Ingimer packte mich am Arm. »Ich verstehe deine Verzweiflung, Witandi, aber so erreichst du nichts. Du darfst nicht den Fehler machen und den Römern vertrauen. Kennst du nicht die Geschichte der Häuptlinge der Sugambrer? Sie wird immer wieder an den Herdfeuern erzählt, seit vielen Wintern bereits!«
    Unschlüssig darüber, was er meinte, schüttelte ich den Kopf.
    »Vor bald zwanzig Wintern war ein kriegerischer Stamm aus dem Süden den Römern zunehmend ein Dorn im Auge geworden. Die Sugambrer fielen Sommer auf Sommer in die römische Provinz jenseits des großen Flusses Rhenus ein und plünderten und verwüsteten das Land. Die Römer unternahmen große Anstrengungen, um die Sugambrer im Kampf zu besiegen. Doch es wird erzählt, dass sie mit der Kraft der Kriegsgötter ausgestattet waren und in ihrer göttlichen Raserei im Kampf nicht besiegt werden konnten! Erst als sie wegen eines Stückchens Berglandes den Chatten den Krieg erklärten und in einen zerstörerischen Kampf mit ihnen verwickelt wurden, sahen die Römer ihre Chance gekommen, sie zu besiegen. Sie verwüsteten die Stammesländereien, doch die Unterwerfung der Sugambrer gelang den Römern immer noch nicht. Friedensjahre und Kriegsjahre wechselten sich ab, bis alle Seiten irgendwann müde vom Kampf wurden. Die Sugambrer schickten ihre höchsten Häuptlinge mit Friedensangeboten zum Caesar selbst, der zu der Zeit in Gallien weilte. Über dreihundert sollen es gewesen sein, beinahe der gesamte sugambrische Adel. Was als Ehrenbekundung dem Caesar gegenüber gemeint war, entwickelte sich jedoch zu einer Katastrophe für sie. Der römische Caesar befahl, alle Gesandten gefangen zu nehmen, und sperrte sie in Käfige, die er in Bäume hängen ließ. Dort wurden sie verspottet und bespuckt, mit Unrat beworfen und gedemütigt. Dermaßen erniedrigt schlossen die Häuptlinge mit ihrem Leben ab und richteten sich eigenhändig. Denn der Caesar hatte ihnen ihre Waffen in die Käfige gegeben schon in der Hoffnung, sie würden sich selbst töten. Es entsprach seiner Listigkeit, denn so konnte ihm keiner vorwerfen, er habe den sugambrischen Adel getötet. Jedenfalls war der Stamm der Sugambrer damit endgültig vernichtet und geschlagen. Der Verlust aller ihrer Häuptlinge, die ja von den Göttern selbst abstammten, bedeutete natürlich, dass die Götter sich nun von ihnen abgewandt hatten. So schlossen sich einige der Kriegersippen benachbarten Stämmen an, andere wiederum irren bis heute in Wagentrecks durch das Land, ziellos und führungslos.«
    Schweigend hatte ich der Erzählung Ingimers gelauscht. Die Listigkeit und Skrupellosigkeit der römischen Eroberer war natürlich nicht zu unterschätzen – nicht von ungefähr hatten sie ein Imperium aufgebaut! Offenbar hatte sich die Kunde über den römischen Wortbruch in den Stämmen verbreitet und war die Basis für das breit gesäte Misstrauen ihnen gegenüber.
    »Du glaubst also nicht, dass die Römer die Geiseln laufen lassen werden, wenn ich mich stelle? Aber was soll ich dann

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