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Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
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Schritt auf den nächsten Holzbalken. Zum Glück ragte er deutlich genug aus der Wand heraus, um mir den Platz zum Stehen zu bieten. Ich stand nun mit dem Gesicht der Gebäudefassade zugewandt und hatte die Arme wie ein übergroßer Käfer weit ausgebreitet an der Wand. So stand ich einigermaßen sicher, meine Füße hintereinander auf dem Balken angeordnet.
    Rechts, in etwa einem Meter Entfernung, befand sich der nächste Balken. Langsam streckte ich mein Bein aus und ertastete schließlich mit dem Fuß das sichere, massive Holz. Ich verlagerte zögerlich mein Gewicht und hielt mich dabei weiterhin an die Fassade gepresst. Es funktionierte! Das ganze Kunststück vollführte ich weitere vier Male und dann war das massive Steingeländer des großen Zimmers in greifbarer Nähe. Rasch und lautlos zog ich mich hinüber und hatte endlich wieder festen Boden unter den Füßen.
    Mein Atem ging nun schnell und Schweißperlen standen mir auf der Stirn. Ich war ein hohes Risiko eingegangen, hatte es aber immerhin bis hierher geschafft!
    Die Tür zum Balkon stand offen und dünne Vorhänge wehten still im sanften Nachtwind. Voller Spannung schaute ich nun vorsichtig um die Ecke in das Zimmer. Jemand lag in dem Bett und schlief tief und fest! Die regelmäßigen Atemzüge wurden immer wieder unterbrochen durch schnaubende Schnarchgeräusche.
    Als meine Augen sich wenige Sekunden später an die unterschiedlichen Lichtverhältnisse im Zimmer gewöhnt hatten, sah ich es!
    Direkt neben dem Bett lehnte der unverkennbare schmale und dunkle Umriss eines neuzeitlichen Sturmgewehres an der Wand, jederzeit griffbereit für den Besitzer. Offenbar hatte mein Onkel jedoch nicht damit gerechnet, vom Fenster aus bedroht zu werden!
    Mein Atem stockte und mein Puls raste. Ich war im Begriff, ewige Feindschaft zwischen ihm und mir heraufzubeschwören! Aber hatte mein Onkel nicht bereits den ersten Stein geworfen? Warum sollte ich Skrupel haben? Es ging um das Leben von Menschen! Hauptsächlich um einen ganz besonderen! Und mein Onkel hatte aus eigennützigen Motiven zu verhindern versucht, dass ich ihnen half. Nein, er verdiente keine weitere Chance!
    Ich ergriff das schwarzbraune Gewehr mit dem halbrund nach vorne geschwungenen Magazin. Kühl, hart und schwer lag das Metall der Waffe in meiner Hand. Ein dickes Zielfernrohr war oben aufmontiert worden und erschwerte das Tragen der Waffe weiter. Das lange Magazin auf der Unterseite war offenbar prall gefüllt, denn sein Gewicht war deutlich spürbar.
    Gab es noch mehr Munition? Ich schaute mich schnell und zitternd vor Anspannung um, doch ich konnte nichts entdecken. Und da ich mein Glück nicht überstrapazieren wollte, entschloss ich mich, auch nicht weiter danach zu suchen. Also raus hier!
    Auf Zehenspitzen schlich ich zur Tür. Ein Riegel war von innen vorgeschoben worden, deswegen hatte sie sich von außen nicht öffnen lassen!
    Leise schob ich diesen beiseite und glitt geräuschlos aus der Tür. Ächzend atmete ich endlich aus. Vor Anspannung hatte ich seit Minuten nicht mehr geatmet – so kam es mir zumindest vor.
    Halt! Die Weste , schoss es mir durch den Kopf! Sie würde mir wertvolle Dienste leisten können bei der bevorstehenden Befreiung. Ich war nun schon hier und es wäre wirklich grob fahrlässig, sie nicht mitzunehmen! Also trotzte ich meiner Anspannung und drehte mich noch einmal um. Das Gewehr legte ich auf den Fußboden des Korridors, um mich schneller und leiser im Zimmer bewegen zu können. Ich betete zu allen Göttern, die mir wohlgesonnen waren, dass ich jetzt nicht alles verpatzte.
    Hastig sah ich mich um. Richtig! Die Weste hing deutlich erkennbar über einem Stuhl in der Ecke. Ich schlich hinüber und streifte das schwere Textil vorsichtig von der Lehne. Doch ich hatte nichts zu befürchten. Mein Onkel bewegte sich nicht einmal im Schlaf, er ahnte gar nicht, was ihm gerade widerfuhr. Ein ziemlicher Schock würde ihn morgen nach dem Aufwachen ereilen, so viel war sicher! Aber das hat er sich selbst zuzuschreiben , dachte ich grimmig.
    Endlich war ich wieder raus aus dem Zimmer und zog die Weste über. Dann hob ich das Gewehr auf. Das Gewicht war ungewohnt, trotzdem lag es gut in meinen Händen und gab mir unbestritten ein sattes Gefühl von Kraft und Stärke. Für alle Fälle behielt ich es in der Hand, willens, es nun auch einzusetzen, aber auch schnell laufen zu können. Es hatte zwar einen Schultergurt, doch ein solch schweres Teil auf dem Rücken würde mich nur

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