Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
Vom Netzwerk:
behindern.
    Innerlich jubilierte ich und malte mir bereits die Befreiung meiner geliebten Frilike aus! Würde ich aufzuhalten sein?
    Aber natürlich , bremste ich meine Euphorie im nächsten Moment. Ein einziger Schlag auf den Kopf, ein einziger Schwert- oder Speerhieb auf meine ungeschützten Gliedmaßen – und ich würde mich nicht mehr verteidigen können. Ich durfte mich nicht in den Bann dieser Waffe ziehen lassen und ebenfalls dem Größenwahn verfallen!
    Ich verdrängte diese Gedanken und überlegte fieberhaft, wie ich nun fliehen sollte. Eigentlich sprach nichts dagegen, dieses Gebäude halbwegs regulär zu verlassen. Ich musste ja nicht gerade zum Haupteingang gehen, vielleicht gab es dort irgendwo Wachen. Durch eines der zahlreichen Fenster oder eine Hintertür konnte ich ohne Weiteres hinaus. Ich hatte zudem ab sofort einen Riesenvorteil: Keiner würde es überhaupt mehr wagen, mir zu nahe zu kommen. Auch nicht, mich zu verfolgen! Die hoch verehrten Zauberkräfte des Bliksmani waren ja nun quasi auf mich übergegangen. Und alle seine Männer wussten von der verheerenden Wirkung seines »Zauberstocks«. Ich war wahrscheinlich seit wenigen Minuten der machtvollste Mensch nördlich der Alpen, dies wurde mir schlagartig bewusst. Doch wollte ich dies eigentlich?
    Nein – zumindest nicht im Sinne meines Onkels. Außerdem galt dies nur, solange ich Munition für die Waffe hatte. Jäh wurde mir klar, was mein Onkel überhaupt gemeint hatte mit seinem Verweis auf die begrenzten Munitionsreserven. Dieses Gefühl der Stärke wieder zu verlieren, war eine bittere Aussicht.
    Doch ich fegte meine Gedanken wiederum beiseite. Noch war ich nicht aus der Gefahrenzone heraus. Noch hatte ich Frilike kein Stück geholfen. Vielleicht war sie ja verletzt oder in unmittelbarer Gefahr? Ich musste sofort aufbrechen! Es würde ein Alleingang werden …
    Ich konnte das Stabsgebäude unbemerkt wieder verlassen und eilte durch die Nacht, bis ich auf die östliche Lagermauer traf. Von einem der unbewachten Türme auf dieser Seite würde ich herunterspringen müssen.
    Oben angelangt, stellte ich jedoch fest, dass dies nicht so einfach sein würde. Auf der Wachmauer stehend war die Distanz zum Boden doch recht groß, ich schätzte sie auf bis zu sechs Meter. Es war nicht ausgeschlossen, dass ich mich verletzte, wenn ich sprang, trotz des weichen Untergrunds. Und dann war vielleicht alles umsonst gewesen. Außerdem war ein Sprung mit dem Gewehr auf dem Rücken so gut wie unmöglich. Verdammt, warum hatte Thiustri mir nicht das Seil überlassen? Das hätte die Sache sicher einfacher gemacht! Aber er hatte es mitgenommen und nun brauchte ich eine andere Idee.
    Was war mit dem Osttor? Warum spazierte ich nicht geradewegs dort hinaus? Hatte Thiustri nicht gesagt, es würde keine Wachen geben? Ich überlegte kurz. Nein, das hatte er so nicht gesagt. Doch auch wenn es dort Männer gab, konnte ich sie nicht mit dem Gewehr leicht überwältigen und fesseln? Traute ich mir das zu? Ich nahm mir vor, es zumindest zu prüfen.
    Im Schutz der Lagermauer lief ich eilig zu dem nahen Osttor. Dieses war nur ein Nebeneingang für Phabiranum und wurde von zwei Wachtürmen flankiert. Die unmittelbar dahinter beginnenden tief gelegenen sumpfigen Wiesen, die sich weit nach Osten erstreckten, schützten das Lager auf natürliche Weise.
    Als das Tor in Sichtweite kam, erkannte ich zwei Männer, die vor einem der Wachtürme auf und ab gingen. Leise unterhielten sie sich dabei.
    Mist , dachte ich. Meine Hoffnung war es gewesen, ohne großes Aufsehen von hier verschwinden zu können. Mir blieb jetzt nichts anderes übrig, als diese beiden Kerle auszuschalten. Mit dem Gewehr war ich zu stark in meiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt, um kletternd aus dem Lager zu entkommen.
    Einer der Männer wandte sich nun auch noch dem rechten Turm zu und verschwand in diesem. Das war nicht gut! Ich hatte gerade einen günstigen Moment verstreichen lassen! Ich musste entschlossener handeln, mahnte ich mich selbst, sonst würde ich Frilike und mich nur in Gefahr bringen!
    Also was sollte ich tun?
    Eigentlich blieb mir nur noch, erst die Wache hier unten zu überwältigen und dann den Mann im Turm. Doch wie sollte ich das anstellen, ohne dass einer von ihnen mit lauten Schreien die Wachen auf den anderen Türmen alarmierte und damit das gesamte Lager in Aufruhr versetzte? Konnte ich ihn irgendwie weglocken, ohne dass der Soldat im Turm Verdacht schöpfte? Nein, das war zu riskant.

Weitere Kostenlose Bücher