Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
Vom Netzwerk:
nächste Ziel!
    Ein weiterer Reiter im Zentrum der Kämpfe kam in mein Visier. Diesmal presste ich meine Füße in den Boden, grub die Spitzen regelrecht ein. Mit aller Kraft drückte ich meine schmerzende Schulter gegen den Gewehrkolben, um den Rückschlag etwas abzumildern.
    Ich nahm nun wieder den Oberschenkel ins Visier, wartete auf den passenden Moment und drückte dann ab.
    Diesmal hatte ich alles richtig gemacht. Ich hielt den Blick durchs Fernrohr auch nach dem Abdrücken konstant aufs Ziel und sah, wie der Mann sich ans Bein griff. Blut quoll zwischen seinen Fingern hervor. Das Pferd bäumte sich im nächsten Augenblick auf und warf den Reiter ab.
    Sehr gut, noch einer!
    Ich ließ das Gewehr sinken und sah mir die Gesamtlage an. Die Römer standen nach wie vor in taktischer Formation und wehrten geordnet und diszipliniert auch die wildesten Attacken der anstürmenden Krieger ab. Es waren einfach zu viele Römer! Ich gab noch einige weitere Schüsse auf herausragende Ziele ab, allesamt irgendwelche Befehlshaber. Dabei achtete ich darauf, keinen zu töten, auch wenn das eigentlich widersinnig war.
    Schon bald bemerkte einer der zahlreichen römischen Reiter meine Position und lenkte die Aufmerksamkeit eines kleinen Trupps auf mich. Er wendete sein Pferd und einige andere Reiter taten es ihm gleich. Schwer bewaffnete römische Speerträger setzten sich nun in Bewegung und kamen in hohem Tempo angerannt. Die Schnellsten von ihnen hoben bereits ihre Speere und setzten zum Wurf an.
    In den Graben , schoss es mir durch den Kopf.
    »Dyr, komm!«, rief ich dem Hund zu, doch dieser schaute immer noch schwanzwedelnd auf die vielen Pferde, die Menschen; stand ganz im Bann der Schreie und des massiven Geruchs von Blut und Tod, der in der Luft hing. Ich ließ mich hinter dem Wall in den Graben fallen und schaffte es gerade noch, bevor die Speere sich in ihrer Flugbahn wieder senkten, um Tod zu bringen.
    Dyr hatte keine Chance mehr – er hatte zu lange gezögert.
    Als ich mich wieder aufrichtete, um durch den Graben in den Wald hineinzulaufen, sah ich, dass er durchbohrt auf dem Wall lag. Ein römischer Pilum steckte in seiner linken Seite! Hechelnd und röchelnd sah er mich aus trüben Augen an, seine rosafarbene Zunge war weit aus seinem Maul herausgequollen. Vor meinen Augen tat er seine letzten Züge, hauchte sein Leben aus. Unbändige Trauer und Wut stiegen in mir hoch. Ich schrie laut auf, richtete das Gewehr auf die heranstürmenden Legionäre, schaltete wie irregeworden auf Feuerstoß um und zog den Abzug durch.
    Wahllos hielt ich den Lauf des Gewehrs in die Gruppe der Soldaten. Die Wucht der sie treffenden Geschosse ließ sie zurücktaumeln, während dunkles Blut aus ihren getroffenen Körpern sprudelte. Schreiend brachen sie fast alle zusammen. Eine Handvoll Unverletzter hielt im vollen Lauf inne, drehte um und rannte panisch zurück.
    Die Schussfolge irritierte die anderen Römer für einen kurzen Moment, ein regelrechtes Zurückweichen der Masse kämpfender Gestalten war zu erkennen. Doch da keine unmittelbare Gefahr drohte, war die Disziplin schnell wieder hergestellt und der Kampf wurde fortgesetzt.
    Ich konnte es nicht fassen! Nun hatte ich abermals getötet! Für Dyr, einen Hund!
    Die gefallenen Römer lagen dicht vor mir im grünen Wiesengras, starben stöhnend und keuchend oder waren bereits tot! Zitternd hockte ich mich hin und warf angewidert das Gewehr fort. Es war eine Kurzschlussreaktion gewesen! Aber hätte ich nicht geschossen, wäre ich vermutlich nun selbst tot. Die Römer hätten kurzen Prozess mit mir gemacht und ich hatte mich lediglich selbst verteidigt. Ich konnte nichts für sie tun, ihre eigenen Leute würden sich um die Überlebenden kümmern.
    Tief atmete ich durch und beruhigte mich langsam wieder. Dann eilte ich zum blutigen Körper von Dyr und nahm Brunos Halsband, das er die letzten Tage getragen hatte, an mich. Traurig blickte ich auf das vertraute Gesicht, registrierte die schlaff im Gras hängende Zunge, die aufgerissenen Augen, den schaumigen, weißen Speichel, der sich in einer Lache vor seiner Nase bildete. Die Welt schien für einen Sekundenbruchteil um mich herum stillzustehen, während ich Abschied nahm von Dyr. Dann drängten Frilike und die anderen Geiseln mit aller Macht zurück in meinen Geist und ich erhob mich mit einem Ruck. Dabei fiel mein Blick auf das glänzende schwarze Metall des Gewehrlaufs im grünen Gras. Ich konnte es unmöglich einfach so hier liegen

Weitere Kostenlose Bücher