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Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
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erst entdeckten Bohlenweg hinter mir und kletterte über umgestürzte Bäume und vereinzelte Felsblöcke zum Wasserlauf. Die steile und ausgewaschene Böschung rutschte ich ein kurzes Stück hinunter, bis ich schließlich am verführerisch funkelnden und spritzenden Nass angekommen war. Ein flacher Stein mitten im Gewässer bot mir den idealen Halt, um endlich meine Hände hineinzutauchen und mir das herrlich kalte und frische Wasser ins Gesicht zu spritzen. Im Wechsel rieb ich es mir in den Nacken oder trank einige gierige Züge. Erst als ich satt davon war und es mir bereits schwer im Magen lag, sprang ich zurück ans Ufer. Meine Lebensgeister waren wieder geweckt. Welch ein Glück, diesen Bach entdeckt zu haben, freute ich mich!
    Meinen Magen hatte ich aber mit der Menge kalten Wassers nicht täuschen können, denn schon nach wenigen Momenten meldete er sich erneut – diesmal grollend und erbost. Ich brauchte feste Nahrung und sah mich hungrig um. Mein Hunger war mittlerweile so groß, dass ich auch eine Handvoll frische Blätter gefressen hätte, doch nicht einmal diese gab es! Nur kahle Bäume, Flussgräser, braunes Farn und Laub in Massen und grünes Moos. Nichts, von dem ich wusste, dass es essbar war.
    Ich musste unbedingt meine Situation und die nächsten Schritte überdenken, um hier schnell herauszukommen! Eine umgestürzte Birke auf dem Bohlenweg, auf die gerade die wärmenden Strahlen der Sonne fielen, schien der ideale Ort hierfür zu sein. Wieder versuchte ich, in Ruhe und mit der gebotenen Logik die Dinge zu ordnen. Dabei bemerkte ich ein kleines Stück bachaufwärts einen bunt schillernden Vogel, wie er mit schnellem Flügelschlag einige Meter über dem plätschernden Gewässer kreiste, dann stillstand. Seine leuchtend orangefarbene Unterseite, die blau schimmernde Oberseite sowie der charakteristische lange Schnabel wiesen ihn eindeutig als Eisvogel aus. In diesem Moment stieß er auch schon nach unten ins Wasser und kam mit einem kleinen zappelnden Fisch im Schnabel wieder hervor. Was für eine Tierwelt! Auerhahn, Hirsch, Eisvogel … Ich musste mir erneut eingestehen, dass ich mich ganz sicher nicht in einem Waldstück in der Nähe meines Wohnortes aufhielt. Diese Wildtiere gab es nur noch in abgelegenen und zusammenhängenden großen Waldgebieten.
    Beim Anblick des den Fisch verzehrenden Eisvogels wurde ich wieder an meine eigene Situation erinnert. Ich hatte bisher weder etwas zu essen gefunden noch konnte ich das Wasser mitnehmen. Das waren zunächst einmal die Fakten. Viel länger würde ich auf diese Weise nicht durchhalten können. Ich musste also dem Bohlenweg gleich beim ersten Anlauf in die richtige Richtung folgen. Ausprobieren und späteres Umkehren würden nur unnötig Zeit kosten und mich aufgrund des Nahrungsmangels früher oder später schwächen. Noch einen Fehler konnte und wollte ich mir nicht leisten! Lief ich in die falsche Richtung, standen die Chancen sehr gut, dass ich eine weitere Nacht ohne Nahrung im Freien verbringen würde.
    Den größten Teil der Strecke war ich im Laufe des heutigen Morgens nach Süden gegangen. Bloß die letzte Stunde war ich nach Westen geschwenkt, da ich das Wasser hatte finden wollen. Würde ich dem Bohlenweg also in nördliche Richtung folgen, lief ich mehr oder weniger den Weg, den ich gekommen war, wieder zurück. Nur eben etwas weiter westlich. Da ich aber meinte, zu wissen, dass dort nichts war, stand meine Entscheidung somit fest: Ich würde dem Bohlenweg nach Süden folgen! Dies würde meine beste Chance sein, bald nach Hause und zu Julia zu kommen. Heute Abend konnte ich vielleicht schon wieder eine warme Mahlzeit zu mir nehmen. Beim schieren Gedanken daran lief mir bereits die Spucke im Mund zusammen …
    Ich hatte schon einige Kilometer Wanderung hinter mir, also konnte es eigentlich auch nicht mehr allzu weit bis zum nächsten Haus oder zur nächsten Straße sein, oder? Gerade wollte ich meine Jacke packen und meinen Marsch nach Süden antreten, als ich ein Pferd laut und ängstlich wiehern hörte.
    Erstarrt und mit klopfendem Puls blieb ich stehen. Habe ich es doch gewusst , triumphierte ich. Wo ein Weg war, gab es auch Leben! Ein Pferd würde wohl kaum alleine durch diesen Wald laufen, es hatte sicherlich einen Reiter dabei!
    Erneut hörte ich das verstörte Wiehern, dann einen Ruf und eine laute, tiefe Stimme, die verärgert etwas als Erwiderung darauf brüllte. Es näherten sich also mindestens zwei Leute, wobei der Klang der

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