Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
Vom Netzwerk:
»Vinicius«!
    Waren das die Namen dieser Typen? Oder irgendwelche Orte? Aber warum schrien sie mich dann so an? Ich hatte überhaupt keine Ahnung, was dieses Verhör bezwecken sollte oder warum diese Kerle mich so feindselig behandelten. Mein ganzer Körper schmerzte mittlerweile und ich war mir nicht einmal mehr sicher, ob nicht etwas gebrochen war. Ich musste hier weg – und zwar schnell!
    Plötzlich zückte der Einhändige sein Messer. Mir gefror das Blut in den Adern und nackte Angst stand in meinen Augen. Diese Typen waren komplett irre!
    »Ich weiß nicht, was ihr von mir wollt! Bitte! Lasst mich gehen!«, flehte ich jetzt. »Ich verrate auch keinem, was ihr hier treibt!«
    Er drückte mir die Klinge hart an den Hals und wiederholte seine Frage nach »Tiberius« sowie einem Wort, das ich als ein gutturales »Ahenobarbus« erkannte.
    Was war dieses Feuer bloß gewesen? Wo hatte es mich hingebracht? Urwälder, Typen mit Schwert, Schild und Speer, baumelnde Köpfe, die abgefahrene Kleidung, lange Bärte und Haare, Namen wie Tiberius oder Ahenobarbus?! Diese Verrückten spielten irgendein Spiel mit mir – ja, so musste es sein! Sie würden mich hier in ihrem Waldgebiet gefangen halten und am Ende töten, dessen war ich mir jetzt ganz sicher!
    Wieder traf mich ein Schlag in die Rippen, doch ich stand nur wie erstarrt da, zu keiner Gegenwehr fähig. Der Anblick des Messers lähmte mich, ich spürte sogar die Schmerzen der Schläge nicht mehr, sah nur noch diese Klinge dicht vor mir. Es war ein merkwürdig unförmiges Messer … Kein glatt geschliffener Stahl, sondern graues grobschlächtiges Eisen mit einem Griff aus Holz, umwickelt mit Hanffasern.
    Mit blutunterlaufenen Augen zog mich der Einhändige nun zu sich heran und wie einen Spielball schleuderte der Wahnsinnige meinen wehrlosen Körper hin und her. Sie werden mich töten – das war das einzige, was ich noch denken konnte!
    Meine plötzliche Wehrlosigkeit irritierte ihn wohl, denn er holte jetzt mit seinem Kopf aus und wollte gerade zornig zustoßen – doch genau in diesem Moment tauchte der Dritte im Wald auf und führte die beiden getürmten Pferde an zwei Lederriemen mit sich.
    Der Einhändige ließ mich kurzerhand fallen und ich sank wie betäubt in das braune, schwammige Laub. Ich spürte, wie meine Kleidung sofort gierig anfing, die Feuchtigkeit des durchtränkten Bodens aufzusaugen, doch es war mir egal. Die Schläge und Stöße hatten mir arg zugesetzt und ich hatte Angst um mein Leben. Wo, um alles in der Welt, konnte ich denn sein?
    Eines wurde mir klar: Dies war nicht der Kaukasus! Nicht mal Europa! Nirgendwo auf der Welt gab es solch einen Ort, wie ich ihn seit der letzten Nacht durchstreift hatte! Natürlich gab es noch einige halbwegs intakte Urwaldregionen in der nördlichen Hemisphäre, so in Kanada oder eben in Osteuropa, doch in Kombination mit dem Aussehen und Auftreten dieser Menschen, ihrer Sprache? Gerade die Sprache war mein bestes Indiz dafür, dass dies nicht Osteuropa oder die ehemalige Sowjetunion war. Das alles passte einfach nicht zusammen!
    Ein harter, schmerzhafter Tritt in meine Rippen riss mich aus meiner Lethargie und meine nebulösen, wirren Gedanken lösten sich in nichts auf. Heiße Tränen des Schmerzes und der Wut schossen in meine Augen. Gequält wandte ich mich zu meinem Peiniger um, fühlte mich unendlich erniedrigt, machtlos, gedemütigt. Nie zuvor hatte mich jemand dermaßen respektlos behandelt. Sie konnten in dieser Wildnis mit mir anstellen, was immer sie wollten. Mich quälen, foltern, töten! Vielleicht würden sie es auf Video aufnehmen und an irgendwelche perversen, reichen Schweine verkaufen? Hierher würde kein Arm des Gesetzes reichen – geschweige denn, mir helfen … Entweder würde ich dies selbst tun müssen oder mein Leben lassen, das spürte ich.
    Im Grunde war ich eine Kämpfernatur und ich wollte mich nicht kampflos diesen Männern überlassen, aber in der jetzigen Situation schienen mir diese Gedanken abstrakt und weit entfernt. Noch hatte der Funke des Überlebenswillens kein Feuer in mir entfacht, es glomm nur zahm vor sich hin.
    Mühevoll rappelte ich mich nach dem brutalen Tritt auf und blinzelte den Einhändigen durch meinen Tränenschleier hindurch an. Meine Rippen schmerzten, aber ich fühlte, dass nichts gebrochen war.
    »Was habt ihr Schweine jetzt mit mir vor?«, keuchte ich, keine Antwort erwartend.
    Der Mann, der die Pferde eingefangen hatte, nahm ein kurzes Stück groben Seils

Weitere Kostenlose Bücher