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Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
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und forderte mich auf, meine Arme nach vorne zu strecken.
    Natürlich, nun wurde ich außerdem noch gefesselt! Was hatte ich auch anderes erwartet?
    Ich musste mich zwischen die Pferde einreihen und so ging es gemächlich weiter Richtung Norden. Langsam kam ich wieder zu Sinnen und fing an, klare Gedanken zu fassen. Der Schmerz der zahlreichen Tritte und Schläge in meinen Oberkörper ließ ein wenig nach, während mein linkes Knie jedoch weiterhin wehtat, ebenso mein Fußknöchel. Das Gehen war qualvoll, aber möglich – und ich hatte sowieso keine Wahl.
    Meine persönliche Entwürdigung setzte sich noch weiter fort: Das vor mir trottende Pferd hob hin und wieder den Schweif und einige dampfende und stinkende Haufen fielen nicht weit von meinem Gesicht entfernt auf meine sich bewegenden Füße. Die drei Wegelagerer ignorierten mein Unbehagen völlig. Weder lachten sie höhnisch noch zeigten sie sonst eine Regung – sie beachteten mich einfach gar nicht.
    Ich fing wieder an, meine Gedanken zu sortieren. Wer waren diese Leute? Abgeschieden lebende Einsiedler? So etwas wie eine wilde, kämpferische Hippie-Kommune? Eine Sekte? Wahnsinnige Satansanbeter, die Menschen opferten und die Köpfe mit sich herumtrugen? Möglicherweise waren sie von allem ein bisschen und vielleicht verdienten sie ja tatsächlich Geld mit armen Schweinen wie mir. Möglicherweise filmten sie mich ja bei dieser Tortur und stellten das Material für Eingeweihte und Unsummen von Geld ins Internet …
    Ja, so musste es sein! Vieles war möglich heutzutage, dem Irrsinn der Menschheit schienen schließlich keine Grenzen gesetzt! Doch das beantwortete noch lange nicht die Frage, wie ich eigentlich hierher gekommen war. Auch das »Verhör« des Einäugigen wollte mir nicht aus dem Kopf gehen. Das passte alles nicht zusammen!
    Monoton setzte ich Schritt für Schritt voreinander. Schier endlos erstreckte sich zu meiner Rechten der Wald, während der Bohlenweg beständig dem Lauf des Bachs folgte. Immer wieder blickte ich in den Himmel auf der Suche nach den Kondensstrahlen oder dem Geräusch eines Flugzeugs, doch ich sah nichts. Auch gab es weiterhin keinen Lärm von Zügen oder Autos, ich sah weder Strommasten in weiter Ferne noch irgendwelchen weggeworfenen Müll. Nichts, gar nichts deutete auf eine Zivilisation in der Nähe hin!
    Ich fühlte mich schwach, ausgelaugt, den Tränen nahe. Wieder und wieder ging ich meine Erlebnisse durch, von letzter Nacht bis zu der Begegnung mit den dreien. Nichts passte zusammen, wie ich es auch drehte und wendete. Wenn dies eine Gruppe Sektierer oder sonst welche Wahnsinnigen waren, was hatte das alles mit dem Feuer zu tun? Wie war das überhaupt entstanden? Hatte die Bronzescheibe etwas damit zu tun? Die Holzplättchen mit den merkwürdigen Zeichen, von denen sich ebenfalls einige auf der Lanze eines meiner Peiniger wiederfanden? Mir wurde klar, dass unser Zusammentreffen zufällig gewesen war – nein, eigentlich hatte ich sie ja sogar auf mich aufmerksam gemacht! Dies konnte also alles kein Spiel sein, geschweige denn eine geplante Aktion einer meuchelnden, perversen Mörderbande.
    Die zurückschnellenden Zweige einer dicken, gespaltenen Weide an der Uferböschung peitschten mir schmerzhaft ins Gesicht. Jäh durchzuckte mich der Schmerz und ich kam ins Straucheln. Ein brutaler Stoß in den Rücken zwang mich jedoch, meine Gedankenverlorenheit wieder aufzugeben, und ich war beinahe froh darum. Ich traute mich nicht, weiter über diesen Wahnsinn nachzudenken. Vielleicht war ich ja einfach nur verrückt geworden? Gefangen in einer finsteren, archaischen Gedankenwelt, die sich nur in meinem Kopf abspielte? Und in Wirklichkeit lag ich in der Psychiatrie im Krankenhaus Bremen-Ost – in der geschlossenen Abteilung, vollgepumpt mit Drogen und Medikamenten, die starke Halluzinationen verursachten …
    Ich wischte alle meine verwirrenden Gedanken beiseite und konzentrierte mich fortan wie betäubt starr auf meine Beine, meine Füße, jeden meiner Schritte. Leicht humpelnd trottete ich stundenlang in der Kolonne zwischen den Pferden. Aufgrund der unregelmäßig gearbeiteten, klobigen Holzbohlen mit ihren Hohlräumen ging es nur langsam voran. Für die Tiere war der Weg sichtlich schwierig zu meistern, aber meine neuen Begleiter hatten alle Zeit der Welt.
    Um mich abzulenken, betrachtete ich die Pferde vor mir. Sie waren klein, aber sehr stämmig gebaut. Ihr struppiges Fell schien lang genug zu sein, um sie im Winter

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