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Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
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kleinen bunt bemalten archaisch wirkenden Schild auf seinem Rücken! Waren die drei etwa Schausteller aus einem Wanderzirkus?
    An seinem Gürtel hingen tatsächlich ein Schwert und ein kurzes Messer sowie einige kleine Beutelchen aus Leder und Stoff. Seine langen blonden Haare waren zu mehreren Zöpfen geflochten, die wild um sein grimmiges Gesicht tanzten. An ihnen befestigte schwarze Federn flatterten leicht im Wind. Ich wusste nicht, ob ich lachen oder schreien sollte.
    Sein Gesicht war bis zu den Wangen mit einem dichten, langen blond-grauen Bart bewachsen und unter seinen Augen zeichneten sich dunkle spiralförmige Muster ab. Tätowierungen , dachte ich verwundert. Sie verstärkten sein grimmiges Aussehen und gaben ihm einen wilden, rohen Ausdruck.
    In diesem Moment hob er seinen linken Arm und deutete auf den quer liegenden Birkenstamm ein Stück weiter. Mir stockte erneut der Atem, denn dieser Arm endete in einem Stumpf. Seine Hand fehlte! Der andere Arm dagegen war bis zum Ellbogen mit dicken Lederbändern umwickelt. Doch der Schrecken wollte noch kein Ende nehmen: Der Hüne passierte mein Blickfeld und für einen kurzen Moment sah ich die Flanke seines kleinen, aber sehr robust wirkenden Pferdes. Von der Mähne baumelten zwei halb verweste Schädel herab – Menschenköpfe, die mich aus leeren Augenhöhlen anzustarren schienen!
    Ich zuckte erschrocken zusammen und musste mühsam einen Aufschrei unterdrücken. Für einen winzigen Moment hielt ich dabei nicht mit voller Kraft den dicken Wurzelstrang gepackt. So passierte das Unvermeidliche: Ich verlor den Halt!
    Panisch langte ich nach der Wurzel und bekam sie gerade noch zu fassen. Doch sie brach unter meinem hektischen Griff mit lautem Knacken und riss längs entzwei! Mit einem Stück des abgerissenen Holzes in der Hand rutschte ich wild strampelnd ein kurzes Stückchen die steile Uferböschung hinunter. Unter meinem Gewicht brachen weitere morsche Äste wie Zahnstocher, bis ich an der Uferkante des Baches endlich zum Stehen kam.
    Der plötzliche Lärm hatte die sowieso bereits eingeschüchterten Pferde heftig erschreckt – und nun brach heilloses Chaos aus! Während ich verzweifelt versuchte, mich irgendwo festzuklammern, um nicht doch noch ins Wasser zu fallen, sah ich aus dem Augenwinkel, wie zwei der Pferde sich mit einem gewaltigen Ruck ihrer Köpfe losrissen. Mit dröhnenden Hufen rannten sie fluchtartig in den Wald hinein. Die Männer hatten die Augen ungläubig weit aufgerissen und ihre wilden Blicke zuckten zwischen mir und den fliehenden Pferden hin und her. Zornig brüllend entschieden sich offenbar alle drei gleichzeitig, sich erst um mich zu kümmern und anschließend um die Pferde.
    Entsetzt und starr vor Schreck sah ich, wie sie die kurze Böschung hinunter- und auf mich zustürzten. Wutentbrannt packten sie mich am Kragen und rissen mich kraftvoll hoch. Einer von ihnen – ein kleinerer, aber unheimlich breit gebauter, wild aussehender Braunschopf mit einem zu drei Zöpfen geflochtenen brustlangen Bart – brüllte etwas in ihrer unverständlichen Sprache in mein Gesicht. Sogleich versetzte er mir einen wuchtigen Fausthieb in die Magengegend. Gurgelnd und röchelnd wollte ich zusammenbrechen, doch der andere hielt mich weiterhin oben. Verzweifelt versuchte ich, wie ein trockengesetzter Fisch nach Luft zu schnappen, und ich meinte mich vor Angst erbrechen zu müssen.
    Dann packte mich der Große am Kragen und brachte sein Gesicht ganz dicht vor meines. Sein schlechter Atem sprang mir in die Nase und mir wurde noch übler, während ich japsend versuchte, zu atmen. Die Tätowierungen unter seinen Augen verliehen ihm einen Ausdruck von grausamer Wildheit. Grollend und mit drohendem Unterton sagte er etwas zu mir, doch ich verstand ihn nicht.
    »Es tut mir leid … ich wollte Ihre Pferde nicht erschrecken!«, brachte ich stotternd und nach Luft schnappend heraus. »Ich bin ausgerutscht! Es war ein Missgeschick!«
    Der Anführer sah seine beiden Kollegen an und murmelte ein paar Worte. Dann schaute er mich erneut an. Er hatte eisige graublaue Augen, die so kalt waren wie das Wasser der Nordsee im Winter. Dann brüllte er mich wieder an – dabei unglaublich vergammelte Zähne in seinem breiten, großen Mund entblößend.
    »Ich kann Sie doch nicht verstehen! Es tut mir leid, ich verstehe Sie nicht!«, entgegnete ich nun etwas energischer. Dies weckte sein Interesse, denn mit einer schnellen Bewegung griff er mir ins Gesicht und quetschte meine

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