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Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
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Kleine mit den Bartzöpfen auf dem Boden über einer flachen Kuhle, die er mit den Händen gegraben hatte. Ein geöffneter Lederbeutel lag neben ihm und ein wenig trockenes Heu quoll aus der Öffnung. Er war gerade dabei, Feuer zu machen.
    Ich blieb einen Moment lang stehen, um ihn zu beobachten, und ich war sofort fasziniert. Zum Feuermachen benutzte der Zopfbärtige einen eisernen Dorn, den er geschickt über die Oberfläche eines schwarzen, mit hellen Maserungen durchsetzten Flintsteins zog. Warum gebrauchte er kein Feuerzeug? Diese Typen waren offenbar totale Selbstversorger. Wie konnte man sich bloß für ein Leben in solcher Abgeschiedenheit entscheiden?!
    Es müssen entlaufene Verbrecher sein , schoss es mir durch den Kopf! Natürlich! Sie versteckten sich hier wahrscheinlich seit Jahren schon im Wald!
    Trotzdem: Wie ich hierher gekommen war, beantwortete das noch lange nicht.
    Der Zopfbärtige ordnete geschickt ein wenig von dem Heu und kleinste Klumpen einer undefinierbaren Substanz – vielleicht getrockneten und geriebenen Zunderschwamm, eine schwefelhaltige Pilzart – und beugte sich schützend darüber. Die gleißenden kleinen Funken spritzten gierig von der Spitze des Dorns und setzten innerhalb kürzester Zeit das Brennmaterial in Brand. Routiniert legte er weiteres Heu dazu. Eine Handvoll trockenes Birkenreisig aus einem seiner Beutel machte aus den winzigen Flammenzungen schon bald ein zaghaft züngelndes Feuerchen. Sanft blies er dieses weiter an und legte als Nächstes etwas dickere Zweigstückchen hinein. Als auch diese brannten, nahm er von einem eigens vorbereiteten Häuflein eine Handvoll etwa fingerdicke Zweige, von denen keiner länger als zehn Zentimeter zu sein schien. So baute er in kurzer Zeit Schritt für Schritt das Feuer auf, bis schließlich das feuchte Holz, das ich anschleppte, an der Reihe war. Dieses wurde pyramidenartig um das Feuer aufgeschichtet, wahrscheinlich, damit es antrocknete.
    Der Typ schaute nun hoch und stellte erstaunt fest, dass ich ihn anstarrte. Mit einem Fauchen jagte er mich davon. Ich konnte jedoch nicht umhin, die Fingerfertigkeit und Geschicklichkeit dieses bisher eher roh in Erscheinung getretenen Mannes zu bewundern. Immerhin hatte er gerade ohne Feuerzeug oder Streichhölzer ein Feuer in Gang gekriegt, ohne Schwierigkeiten und bei nassem Wetter!
    Tief in mir nahm ein verstörender Gedanke Gestalt an: Warum benutzte dieser Mann kein Feuerzeug? Die Antwort war simpel und schockierend zugleich: weil es hier keines gab! Vielleicht sogar, weil dieser Mann noch nie in seinem Leben überhaupt ein Feuerzeug zu Gesicht bekommen hatte! Diese Typen lebten in ihrer eigenen Welt!
    Verdammt, ich musste hier weg, andere Menschen finden! Welche, die mir helfen würden und dies auch wollten! Schleppenden Schrittes und matt von den Anstrengungen dieses fürchterlichen, unwirklichen Tages ging ich wieder los, um mehr Holz zu suchen. Ein bisschen sammelte ich noch, kam dann zurück zum Lager und hockte mich vorsichtig nieder. Ich hoffte, kurz in Ruhe gelassen zu werden. Mir war ein wenig schwindelig von der Anstrengung und den Strapazen. Ich schätzte, dass ich seit rund 18 Stunden nichts mehr gegessen hatte. Mein Magen war über das Stadium des Knurrens schon lange hinaus und machte sich mittlerweile mit einem schmerzhaften Ziehen bemerkbar. Doch keiner meiner Häscher bot mir etwas an. Glücklicherweise beachteten sie mich momentan auch sonst nicht weiter und unterhielten sich leise in ihrer kehligen Sprache. Hin und wieder zeigte einer auf mich, ab und an fiel das Wort »Ahenobarbus«. Auch verstand ich mehrfach deutlich »Phabiranum«. Das Zuhören strengte mich aber zu stark an und so lehnte ich mich erschöpft mit dem Rücken an den Wurzelteller der Eiche und schloss die Augen.
    Ich war wohl sofort eingeschlafen, doch der Duft von gebratenem Fleisch zog verlockend in meine Nase und weckte mich wieder. Langsam öffnete ich meine Augen und sah die drei im mittlerweile nächtlichen Feuerschein sitzend und ein Kaninchen sowie fladenartige Brote über das Feuer haltend.
    Mir war kalt und vorsichtig rückte ich ein wenig näher an die Wärme der Flammen. Mein Hunger war kaum noch erträglich.
    Alle schmatzten und kauten genüsslich. Hin und wieder nahmen sie einen tiefen Schluck aus einem sackartigen Behältnis, das danach jedes Mal wieder umständlich zugebunden werden musste. Es sah aus wie eine Haut oder eine Tierblase und schien etwas Alkoholisches zu enthalten –

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