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Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
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warmzuhalten. Auf beiden Seiten der Mähne des Tieres direkt vor mir baumelten Köpfe und schlugen bei jedem Schritt mit einem hohlen Geräusch aneinander. Einem von ihnen war das Befestigungsband durch die Ohrenöffnungen gezogen worden. Kurze schwarze Haare waren noch an dem Schädel zu erkennen. Der Anblick war grauenhaft, da das Fleisch noch nicht vollständig verwest war. Der gesamte Schädel ließ einigermaßen gut erahnen, wie der dazugehörige Mensch wohl einmal ausgesehen hatte.
    Allen Pferden fehlte ein Sattel, lediglich eine halbrunde Decke diente den Reitern als Sitzunterlage. Steigbügel waren nicht zu erkennen, wahrscheinlich lenkten die Reiter ihre Pferde durch Gewichtsverlagerung und Beindruck. Momentan transportierten alle drei kleine Bündel auf ihren Rücken. Sie sahen aus wie Decken oder Umhänge und enthielten vielleicht sogar Verpflegung. Die drei schienen schon tagelang in dieser Wildnis unterwegs zu sein.
    Oh nein! Bei diesem Gedanken fiel mir plötzlich ein, dass meine Jacke mitsamt der Taschenlampe und dem Messer noch in dem Versteck am Bachufer lag! Ohne vernünftige Kleidung würde ich halb erfrieren – vor allem, da die vergangene Nacht auch schon mit dicker Kleidung bitterkalt gewesen war. Ich hatte zwischendurch sogar erbärmlich gefroren.
    Verbissen fasste ich einen Entschluss: Kommende Nacht würde ich einen Fluchtversuch wagen! Auch wenn es mich das Leben kostete! Ich brauchte meine Sachen wieder, ansonsten war ich so oder so schon bald krank und tot.
    Es musste bereits später Nachmittag sein, denn die Sonne stand tief am Horizont, als sich schlagartig eine hektische Diskussion zwischen den dreien entwickelte. Sie stritten sich um irgendetwas und mir graute vor der Vorstellung, mit diesem Pack die nächste Nacht – noch schlimmer: auch die folgenden Nächte zu verbringen! Mir gelang es halbwegs, in diesen Stunden meine Gedanken an die vergangenen Ereignisse, das Feuer, die Erlebnisse in diesem Wald, zu verdrängen. Ich versuchte mich darauf zu konzentrieren, zumindest am Leben zu bleiben. Umbringen konnte ich mich immer noch, wenn mir nichts mehr einfiel. Aber den Zeitpunkt meines Todes wollte ich, wenn irgend möglich, wenigstens selbst bestimmen.
    Langsam veränderte die Umgebung ihr Erscheinungsbild. Der Boden wurde immer sumpfiger und der Lauf des Baches war nicht mehr eindeutig auszumachen. Er verzweigte sich ständig, bildete kleine bewachsene Inseln und hatte Buchten an seinem Ufer herausgearbeitet. Mächtige Buchen gab es hier gar nicht mehr, stattdessen fast ausschließlich Weiden, Birken und Erlen mit einigen Pappeln dazwischen.
    Der Anführer zeigte auf den Wald zur Rechten und wir verließen den Bohlenweg. Ich konnte jetzt nur noch an meine Flucht denken. Offensichtlich hatte der Einhändige vor, das Nachtlager tiefer im Wald aufzuschlagen, wo der Boden trockener war. Ich versuchte, mir die Besonderheiten des Geländes möglichst gut und unauffällig einzuprägen. Falls meine Flucht glücken sollte und ich in der Nacht wieder zum Bohlenweg zurückfinden musste, würde ich sicher nicht viel Zeit haben, um mich zu orientieren.
    An einer umgestürzten Eiche hielt der Anführer an. Der gefallene Riese hatte eine breite Öffnung in das Dach des Waldes gerissen, sodass hier der freie Himmel über uns stand. Mittlerweile waren dichte Wolken aufgezogen und der dämmernde, graue Himmel sah bedrohlich nach Regen aus. Ich hoffte inständig, dass dies nicht passieren würde, da mir bei den niedrigen Temperaturen und durchnässter Kleidung sehr schnell eine starke Unterkühlung mit entsprechender Erkältung die Kräfte rauben konnte.
    Die Männer banden ihre Pferde am Stamm an langen Leinen fest. Dann drehte sich der mit den tätowierten Unterarmen und dem Speer zu mir um und sagte etwas, was sich anhörte wie »Wido« und »Fiur«. Er deutete dabei vage auf die Umgebung – und ich verstand. Ich konnte einige Wörter tatsächlich verstehen!
    »Fiur« – Feuer! Aber was war das bloß für eine Sprache? Offensichtlich sollte ich Feuerholz sammeln!
    Wie selbstverständlich hielt ich dem Banditen meine gefesselten Hände hin, doch er schüttelte nur den Kopf und bedeutete mir grollend, zu verschwinden.
    An Holz auf dem Boden mangelte es nicht, aber natürlich war es ziemlich feucht. Trotz meiner gefesselten Hände schaffte ich es, einige dicke Äste aufzunehmen und auf meinen Armen zurück zum Lager zu balancieren. Als ich das nächste Mal mit einem Arm voll zurückkehrte, hockte der

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