Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
Vom Netzwerk:
polterte ich zornig los, doch ich wurde wieder unsanft unterbrochen. Er packte mich erneut am Kragen und zog mich dicht an sich heran. Dann sprach er ganz langsam und artikulierte jedes Wort, wie es schien, sorgsam. Offenbar versuchte er mich etwas zu fragen. Aber ich verstand ihn nicht!
    Er wiederholte seine Frage – dieses Mal noch ein wenig langsamer. Plötzlich bildete ich mir ein, Fragmente seiner Worte doch verstanden zu haben. Es hörte sich bei genauem Hinhören wie ein sehr fremder Dialekt oder eine entfernt verwandte Sprache an, so, wie man manchmal Bruchstücke aus langsam gesprochenem Niederländisch, Dänisch oder Norwegisch verstehen konnte. Ich hörte einzelne Silben wie durch einen dicken, schweren Nebelvorhang; zwei oder drei einzelne Wörter, die – ein wenig abgewandelt oder anders betont – einen Sinn ergeben könnten.
    Der Einhändige wiederholte seine Frage noch einmal und stierte mir dabei grimmig in die Augen. »… bikuman … hroupan tho …«
    Seine Worte waren zwar sehr fremdartig betont, aber das »hroupan tho« konnte ich im Zusammenhang mit seiner Gestik als »rufen du« verstehen. Er sprach die letzten Silben jedoch sehr abgehackt und das th auf die englische Art lispelnd.
    »Bikuman« – »kuman« – kommen?
    Sein Zeigefinger, der sich mir bei diesen Worten schmerzhaft in die Brust bohrte, gab mir die letzte Bestätigung, dass er mich wohl nach meinem Namen und meiner Herkunft befragte.
    »Ich heiße Leon Hollerbeck«, sagte ich jetzt eifrig und klopfte beim Aussprechen meines Namens demonstrativ auf meine Brust, ein kleines bisschen Hoffnung schöpfend. »Ich komme aus Deutschland!«
    Verständnislos stierte mein Gegenüber mich an.
    »Le-on Holler-beck«, sagte ich noch einmal sehr langsam und zeigte auf mich. »Aus Deutsch-land!«, schob ich frech hinterher.
    Auch der Speerträger bohrte mir nun seinen kräftigen Zeigefinger in die Brust. »Lee-hon?«, fragte er gedehnt und mit erstauntem Blick.
    »Ja, Leon!«, nickte ich.
    Der Speerträger drehte sich nun zu dem Einhändigen um und beide fingen brüllend an zu lachen. »LEE-HON«, wiederholten sie und klopften sich auf die Schenkel. Mein Name war aus irgendeinem Grund für beide von großer Belustigung.
    Ich war beinahe gewillt, in das Gelächter mit einzustimmen, und hoffte bereits, dass der Umgang mit mir ab jetzt ein wenig würdevoller ablaufen würde, doch leider täuschte ich mich. Mit einer schnellen Drehung wandte sich der Anführer zu mir um und brüllte mir wieder etwas ins Gesicht. Zumindest veranlasste ihn mein verständnisloser Blick dazu, seine Frage noch einmal langsamer zu stellen.
    »… tho … raemonizk … herimannos … farrodanness …«
    Ich verstand nur Silben und einzelne Brocken, die für mich aber keinen Sinn ergaben. Entschuldigend zuckte ich mit den Schultern und wartete fast demütig auf den nächsten Hieb. Aber er akzeptierte meine mangelnden Sprachkenntnisse fürs Erste und wandte dafür seine Aufmerksamkeit meinem Erscheinungsbild zu.
    Seine hornigen Finger strichen kurz über den Stoff meines Pullovers, dann schaute er nochmals an meinen Beinen herab. Kurz blieb sein Blick an meinen Schuhen hängen, um dann wieder mein Gesicht zu mustern. Beinahe fühlte ich mich wie ein Zootier, begafft von erstaunten, Eintritt zahlenden Zuschauern.
    Als Nächstes wies er auf meine untere Gesichtshälfte und sagte etwas zu dem Speerträger. Dieser nickte langsam. Hatte es etwas damit zu tun, dass ich keinen Bart trug? Ich konnte nur spekulieren. Er grummelte unverständliche Worte in mein Gesicht und diesmal meinte ich, ein einzelnes eindeutig verstanden zu haben.
    »… Tiberius …«
    »Tiberius? Ist das dein Name? Heißt du Tiberius?«, fragte ich unschuldig, nicht ahnend, was mich nun erwartete.
    Er riss die Augen auf und starrte mich an, rief etwas zu seinem einfach nur dastehenden Kumpan und boxte mir wieder mit voller Kraft in den Bauch.
    Keuchend sank ich erneut zu Boden, während mich ein wilder Hagel von Schlägen und Tritten traf. Schützend hob ich die Arme über meinen Kopf und rollte mich so gut es ging zusammen. Aber schon im nächsten Augenblick wurde ich erneut emporgerissen und von dem Speerträger an einen Baum gedrückt. Wieder schrie mir der Anführer etwas ins Gesicht, er schien vergessen zu haben, dass ich ihn nicht verstand. Ich erkannte nochmals das Wort »Tiberius«, aber auch weitere Silben: »barbus« und »biranum« sowie einen weiteren lateinisch klingenden Namen –

Weitere Kostenlose Bücher