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Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
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eine so kurze Leine gelegt, dass ich nie näher als rund zwei Meter an das Feuerchen herankam. Hektisch suchte ich den Boden um mich herum nach einem brauchbaren Ast oder Zweig ab. Ich wollte versuchen, ein Stück glimmendes Holz heranzuziehen. Überall um mich herum lagen zwar Stöcke, doch keiner war lang genug.
    Kurz darauf fand ich auf der anderen Seite der umgestürzten Eiche, was ich suchte: ein mehr als mannshoher, krummer, alter und steinharter Eichenast, von dem sich die Rinde schon vor langer Zeit abgeschält hatte. Ich kroch mit dem Ast in der Hand in maximale Nähe des Feuers und schob den Stock zwischen zwei der schnarchenden und fellbedeckten Bündel in Richtung der Glut. Die Länge des Stocks reichte! Doch nach mehreren erfolglosen Versuchen, ein Stück glimmenden Holzes aus dem Feuer ungefähr zwei Meter über feuchtes Laub an mich heranzuziehen, gab ich auf. Verzweifelt hielt ich inne und überlegte erneut. Natürlich! Ich brauchte doch bloß die Spitze meines Astes so lange in das Feuer halten, bis diese anfing, zu brennen – oder wenigstens zu glimmen!
    Mit pochendem Herzen wiederholte ich die Prozedur einige Male. Und mit jedem Mal schmorte ein weiteres kleines Stück des Seils weg, bevor das Glimmen der Astspitze wieder nachließ. Schließlich hatte ich das Seil soweit bearbeitet, dass ich es mit einem kräftigen Ruck zerreißen konnte.
    Ich war zwar frei, doch meine Hände waren immer noch mit einem Strick zusammengebunden! Sollte ich einige weitere Minuten investieren, auch dieses durchzuschmoren?
    Während ich atemlos vor Spannung und mit schlagendem Herzen überlegte, brummelte einer der drei plötzlich im Schlaf und bewegte sich. Starr vor Schreck blieb ich in meiner Haltung hocken und meinte, die Zeit würde stillstehen! Nach endlosen Sekunden war ich jedoch der Ansicht, dass keiner von ihnen aufgewacht war. Aber jetzt wollte ich nur noch weg! Ob mit oder ohne gefesselte Hände war mir in diesem Moment egal – Hauptsache, meine Flucht würde nicht im letzten Augenblick scheitern. Ich brauchte bloß zu gehen.
    Für einige Sekunden lauschte ich atemlos den Schlafgeräuschen der drei, doch nichts ließ darauf schließen, dass sie Verdacht geschöpft hatten. Leise erhob ich mich also und ging langsam und wachsam über meine Schulter zurückschauend ein paar Schritte in Richtung eines Baumes. Falls jemand aufwachte, würde ich zu erkennen geben, dass ich mich bloß erleichtern müsste. Doch keiner erwachte. Nur eines der Pferde scharrte nervös mit den Hufen, als wollte es seinen Besitzer warnen.
    Ängstlich sah ich erneut über die Schulter. Doch alles blieb ruhig!
    Anfangs versuchte ich penibel auf jeden meiner Schritte zu achten, denn ich wollte unbedingt vermeiden, doch noch einen der drei wegen einer unbedachten Bewegung zu wecken. Mit Schaudern stellte ich mir eine nächtliche Hetzjagd durch diesen dunklen Wald vor. Also setzte ich bei jedem meiner Schritte immer erst einen Fuß vorsichtig tastend auf den Boden – auf der Suche nach möglicherweise laut brechendem Holz. Als ich schließlich meinte, weit genug entfernt vom Lager der drei zu sein, verfiel ich in einen langsamen Laufschritt.
    Immer wieder stolperte ich über abstehende Wurzeln oder Steine. Einmal geriet ich kurz in ein Gewirr aus Stechpalmen, das mir Gesicht und Hände fürchterlich zerkratzte. Panisch brach ich aus dem Geäst und setzte meine Flucht in Richtung des Bohlenwegs fort. Wenigstens die kolossalen Baumriesen waren im Dunkeln nicht zu übersehen, ihre schwarzen Umrisse zeichneten sich deutlich gegen den vom Mondlicht erhellten Hintergrund ab.
    Ich hatte vor, den Bohlenweg nach Süden zurückzulaufen und meine Sachen wiederzufinden. Eine andere Möglichkeit hatte ich auch gar nicht: Tiefer in den Wald konnte ich unmöglich, da ich mich unweigerlich verlaufen und eventuell sogar verhungern würde, bevor ich auf irgendeine Menschenseele traf. Weiter nach Norden zu gehen, war keine Option. Schließlich bestand die Möglichkeit, dass meine Flucht die drei zwar ärgern würde, sie sich aber nicht die Mühe machten, mich wieder einzufangen. In dem Fall würden sie einfach ihren Weg in diese Richtung fortsetzen und mich irgendwann vielleicht zufällig einholen. Ich musste also nach Süden und dabei so viel Abstand wie möglich zwischen mich und sie bringen – natürlich ohne Spuren zu hinterlassen und ohne Nahrungsvorrat! Das waren wirklich tolle Aussichten! Und was mich am anderen Ende des Bohlenwegs dann erwartete,

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