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Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
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wirft dieser Stier zu Boden, selbst die Cherusker und das riesige Chaukenvolk, dessen Zahl so unermesslich ist wie die Anzahl der Blätter in einem Eichenwald im Sommer! Und dann müssen wir ihm unser Vieh geben sowie Männer und Waffen! Du weißt das! Also kümmere dich meinetwegen um das Mädchen und pack sie gut ein, damit sie überlebt, aber ich lasse mich nicht aufhalten! Es geht um mehr als um ihr Leben und die beiden Pferde, die wir vielleicht für sie bekommen!«
    Haduolf schlug sich nun auf die Seite Hetigrims. »Hetigrim hat recht, Thiustri! Wir sollten uns hier nicht weiter aufhalten, wir können sowieso nichts für sie tun! Oder weißt du etwa, welche Kräuter wir brauchen und wie wir sie zubereiten müssen? Wir können sie nicht heilen, nicht die krankmachenden Geister aus ihr vertreiben! Zumal ein einzelner Tag Ruhe ihr auch nicht helfen wird! So wie die ausschaut, braucht sie einen halben Mondlauf, vielleicht einen ganzen, um sich zu erholen! Ich bin dafür, die Muttergöttin entscheiden zu lassen!« Er lachte grimmig auf.
    Thiustri wusste, dass Hetigrim und Haduolf Recht sprachen, doch er hatte selbst mehrere Töchter in dem gleichen Alter wie dieses Mädchen hier. Allerdings hatte ihn das auch nicht davon abgehalten, sich an ihr zu vergreifen, aber darüber sah er großmütig hinweg. Er würde wenigstens versuchen, sie lebend nach Phabiranum zu bringen. Dort würden sie dann Pferde für sie bekommen, die die Römer anderen Stämmen bei Raubzügen abgenommen hatten, vielleicht sogar im letzten Winter den Langobarden selbst. Hetigrim war so ein Heuchler! Sprach vom Kampf gegen die Besatzung durch die Römer, verkaufte aber im nächsten Moment selbst Sklaven an diese und nahm dafür die römische Kriegsbeute als Bezahlung!
    So beschritten sie vorsichtig den Bohlenweg, die drei Krieger führten die Pferde und Julia lag schaukelnd und stöhnend im Delirium, schweißnass vom hitzigen Fieber und den dicken Decken auf ihr. Stunde um Stunde verging und sie passierten das schier endlose düstere Moor, in dem es von Kröten und Vögeln nur so zu wimmeln schien. Und von Mücken.
    Einmal passierten sie eine Stelle, an der zur rechten und zur linken Seite Plattformen vom Bohlenweg aus ins Moor führten. Diese waren von hohen, aus ganzen Baumstämmen gehauenen Holzfiguren eingerahmt; Götterabbilder, denen geopfert wurde: Waffen, Tiere, Kleidung, hin und wieder auch Kriegsgefangene und Verbrecher. Die Götterfiguren überragten sie um bis zu drei Meter, sie boten einen geheimnisvollen und düsteren Anblick mit ihren kantigen Gesichtern und den tief eingeschnittenen Augen. Die drei legten ein wenig Essen zu Füßen der Pfähle und Thiustri nutzte die Gelegenheit, um Julia Trinkwasser in den Mund zu geben.
    Gegen Abend erreichten sie endlich das Ende des Weges. An diesem stand eine kleine windschiefe Hütte, vor der ein Feuer brannte. Hinter der Hütte floss ein mittelgroßer Fluss durch die schier endlosen Schilfdickichte und grünen Wiesen. An einem Holzpfosten waren ein etwa sechs Meter langer ausgehöhlter Einbaum vertäut sowie ein kleines Boot mit einem kurzen Mast. Zu sehen war niemand.
    »He-ho! Kann uns einer fahren?«, rief Hetigrim und drehte sich im Kreis, um den Fährmann irgendwo zu entdecken.
    Plötzlich tauchte wie aus dem Nichts ein gekrümmt gehender alter Mann in fleckiger, abgetragener Kleidung auf. Sein langes, graues Haar wehte im Wind und legte das traurige, aber auch grimmige Gesicht eines Mannes frei, der im Leben nicht viel Glück gehabt hatte und wohl auch nicht mehr viel davon erwartete. »Was sind das für Kerle, die hier über das Moor schreien und mich beim Eiersammeln stören?«, brummte er die Schar an und blieb frech vor ihnen stehen.
    »Wir suchen einen Sklavenhändler! Uns wurde gesagt, beim Römerlager soll es welche geben!«
    Der Alte musterte mit einem kurzen Seitenblick das große Bündel auf einem der Pferderücken. »Kann sein – kann aber auch nicht sein! Was geht es mich an?«
    »Bringst du uns dorthin, soll es nicht zu deinem Nachteil sein! Ich biete dir ein ganzes Kaninchen!«
    Der Alte hielt gleich die Hand auf und machte eine ungeduldige Bewegung.
    Haduolf schritt zu seinem Pferd, zog ein Kaninchen aus einer der Taschen und hielt es dem Mann hin.
    Dieser prüfte es und roch dran. Angewidert verzog er jedoch das Gesicht. »Es ist schon einen Tag alt! Es riecht schon! Ihr seid wohl nicht von hier, was?«
    Kopfschüttelnd musterte er die drei sprachlosen Krieger und ging

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