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Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
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mir, wie viele!« Damit schleuderte er Smeroling in Julias Richtung.
    »Wie viele? Was meinst du?«, entgegnete Smeroling. »Ich weiß gar nicht, wovon du eigentlich sprichst!«
    »Pferde. Ich will Pferde für das Mädchen!«
    »Pferde?«, meinte Smeroling erleichtert. Insgeheim hatte er schon befürchtet, dieser einhändige, riesenhafte Irre wolle seine Silbermünzen für diese arme Kreatur. Aber er hätte sich natürlich auch denken können, dass die Schwachköpfe von den östlichen Stämmen keinen Wert auf römische Münzen legen würden. Diese Bastarde hatten das ganze Konzept des Münztauschs noch gar nicht verstanden.
    Er ging langsam um Julia herum, ohne sie zu berühren. »Was hat sie? Doch wohl nichts Ansteckendes?!«
    »Nein, sie hat keine Krankheit. Sie hat sich bloß im Wald verkühlt und keine richtige Kleidung. Sie kommt wieder in Ordnung!« Diesmal war es Thiustri, der geantwortet hatte.
    Smeroling mochte Julia trotzdem nicht berühren. »Ich gebe euch ein Pferd für das Mädchen. Aber kein Römerpferd, sondern ein chaukisches!«
    Die kleinen chaukischen Pferde waren stämmig und robust, doch viel wertvoller waren die Pferde, die die Römer aus dem Süden mitbrachten: langbeinig, schnell und wendig in Lauf und Kampf.
    Hetigrim ging wieder einen Schritt auf Smeroling zu. »Ich will entweder ein römisches Pferd oder drei chaukische! Such’s dir aus! Außerdem hat sie blonde Haare! Sie ist viel wert für die Römer, wenn sie erst wieder gesund ist!«
    »Unmöglich! Drei kann ich dir nicht geben!«
    Er wich unvermittelt einen Schritt zurück, als Hetigrim wieder drohend näher kam.
    »Aber ich mache dir einen Vorschlag«, fügte der dicke Händler nun hastig hinzu. »Ich gebe dir meine zwei allerbesten chaukischen Pferde, die sind mehr wert als drei schlechte!«
    Beifall für seinen Vorschlag heischend sah er Thiustri und Haduolf an, doch die starrten nur dumpf und feindselig zurück. Handeln war keine Sache für Krieger, es kam ihnen unsinnig vor und unehrenhaft. Ein Krieger sollte sich nehmen, was er brauchte, und mit Blut bezahlen, das hatten sie so gelernt und danach lebten sie. Voller Verachtung gingen sie über die Worte Smerolings hinweg. Hetigrim überlegte kurz und stimmte dann zu. Was der Händler ihm anbot, schien ein guter Tausch zu sein.
    Smeroling und er schlugen die Fäuste gegeneinander, um den Handel zu bestätigen. Anschließend winkte der Dicke zwei ältere Frauen herbei, um sich Julias anzunehmen, und ging mit den drei Kriegern zu einer kleinen Koppel auf einer nahe gelegenen Wiese hinter den Dünen. Dort suchten sie nach ausgiebiger Begutachtung zwei starke Pferde aus.
    »Wie kommen wir von hier aus zu Ingimundi?«, fragte Hetigrim noch.
    »Zu Ingimundi? Da müsst ihr einen Tag flussaufwärts ziehen, bis ihr an einer lang gezogenen Insel im Wisuraha vorbeikommt. Kurz dahinter stoßt ihr auf dieser Flussseite auf einen Bohlenweg, der nach Süden führt. Diesem folgt ihr bis zu seinem Ende. Dort stehen einige Hütten und ihr könnt die Bewohner nach dem weiteren Weg fragen. Von da ist es nicht mehr weit.«
    Wortlos zogen die drei mit ihren fünf Pferden davon. Sie waren zufrieden mit dem Verlauf, auch wenn sie ein wenig hatten nachhelfen müssen.
    Smeroling starrte ihnen hasserfüllt hinterher. Er hatte die ewigen Demütigungen satt, denn keiner respektierte ihn. Die Römer nicht, weil er Chauke war, die Chauken nicht, weil er mit den Römern handelte und Münzen dafür nahm. Das galt ihnen nichts und sie verstanden ihren Wert nicht. Reichtum war für sie eine Viehherde oder ein Speer, ein Schwert und ein Schild, nicht ein Beutel voller Silber. Er träumte davon, eines Tages, wenn er genug von den Silbermünzen zusammenhatte, nach Süden zu gehen und in einer römischen Stadt zu leben. Er hatte noch nie eine gesehen, aber schon viel von ihnen gehört. Augusta Treverorum [6] oder Mogontiacum [7] zum Beispiel! Dort, so hatte man ihm erzählt, würden Menschen mit vielen Silbermünzen hoch geachtet und von allen respektiert.
    Sein verträumter Blick schweifte nun wieder in Richtung des Wiesenflusses und der Häuser. Das Mädchen! Er würde sie wohl einige Wochen hochpäppeln müssen. Auch mussten ihre Haare nachwachsen, sonst würde er nie einen guten Preis für sie im Lager Phabiranum erzielen. Und für hübsche, blonde Lagerhuren konnte er einen prallen Beutel mit Silbermünzen bekommen!
    Und wer weiß, vielleicht würde er sie selbst erst einmal einreiten, wenn sie wieder zu Kräften

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