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Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
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weder elektrischen Strom noch sonst irgendwelche Kommunikationsmittel. Wohl oder übel würde ich zunächst einmal seine Sprache ein wenig lernen müssen, um ihn nach meinem Aufenthaltsort zu befragen.
    Erst jetzt bemerkte ich, dass ich einfach nur ohne Hosen dagesessen und ihm fasziniert und gedankenverloren zugeschaut hatte – mein Hunger schien mir dabei ins Gesicht geschrieben zu sein. Nach einem kurzen Seitenblick auf mich erbarmte sich der Schmied und machte sich seufzend auf den Weg zum Haus.
    Einige Minuten später kam er mit einem Kanten Brot und einer Tonschale zurück. Diese war mit einer gräulichen, dicken und unansehnlichen Masse gefüllt, die offenbar noch aufgewärmt werden sollte. Trotz des unappetitlichen Anblicks lief mir die Spucke im Mund zusammen, denn ich hätte in diesem Moment auch eine Hand voll Regenwürmer verschlingen können! Skrohisarn stellte die Schale kurz auf die glühenden Kohlen seiner Esse und reichte mir dann ein Stück des Brotes.
    Als der Brei ausreichend erwärmt war, nahm er die Schale wieder aus dem Kohlebecken, tunkte sein Brot hinein und biss eine große Ecke ab. Ich tat es ihm nach. Es schmeckte köstlich!
    Viel zu schnell war der Brei alle und das Brot verschlungen. Meinen restlichen Hunger tilgte ich mit Wasser aus dem Bach, welches wir aus einer groben hölzernen Kelle aus dem gerade von mir herbeigeschleppten Eimer tranken.
    Dann zeigte Skrohisarn auf die Speise und sagte ein Wort. Als Nächstes deutete er auf das Wasser und nach und nach auf verschiedene Gegenstände. Offenbar wollte er mit mir erste Gehversuche in seiner Sprache unternehmen und dankbar und erfreut nahm ich sein Angebot an.
    Ich war stets ein passabler Schüler gewesen und konnte mir Vokabeln gut merken. Schnell hatte ich rund zwanzig Wörter gelernt und wiederholte sie immer wieder, um die Aussprache zu üben. Skrohisarn nickte mir dabei aufmunternd zu und war kaum noch zu bremsen. Sobald ihm irgendein neuer Gegenstand ins Auge sprang, konnte er mir gar nicht zügig genug das entsprechende Wort mitteilen.
    Die Aussprache bereitete mir die größten Schwierigkeiten und ich verbrachte viele Stunden damit, besonders schwierige Wörter und Sätze zur Übung leise vor mich hin zu murmeln. Es würde noch ein weiter und steiniger Weg bis zu einer richtigen Unterhaltung mit dem Schmied sein!
    Bereits nach einigen Tagen war ich voll in den Alltag von Skrohisarn eingebunden. Er schien eine größere Waffenlieferung fertigstellen zu müssen. Wie am Fließband schmiedete er Speerspitzen, zwischendurch auch anderes Waffenmaterial wie Schildbuckel, Dolchklingen oder seltener ein Schwert. Was er mit diesen Mengen wollte, war mir ein absolutes Rätsel. Immer wieder versuchte ich mir vorzustellen, in welchem abgelegenen Teil der Welt die Bewohner in so großem Stil Speere, Schilde und Schwerter brauchen konnten, doch ich kam nicht darauf.
    Für eine einzelne Schwertklinge brauchte Skrohisarn rund sieben Tage harter Arbeit, sodass er sich in den nächsten Wochen nur zwei Mal an das Fertigen einer solch wertvollen Klinge machte. Der Mark und Bein durchdringende Klang der harten Hammerschläge auf das formbare, glühende Eisen musste meilenweit zu hören sein und erklang von früh morgens bis spät abends. Mich wunderte es schon bald nicht mehr, warum er hier so einsam und abgeschieden lebte.
    Sein Vorrat an Eisen schmolz von Tag zu Tag und es war absehbar, dass demnächst Nachschub dringend nötig werden würde. Als Beweis seiner Anstrengungen türmte sich ein beeindruckender Berg an Waffen in einer Ecke der kleinen Holzhütte, an deren Fertigstellung ich sogar auch einen geringen Anteil hatte. Ich wollte mich so nützlich wie nur irgend möglich machen, um Skrohisarn für seine bedingungslose Gastfreundschaft zu danken und ihm dabei möglichst wenig zur Last zu fallen. Ständig lebte ich in der Angst, dass er mich an die drei Typen ausliefern würde, sollte ich ihm unnütz werden.
    Meine Gedanken drehten sich immer wieder um diese Nacht, in der das Feuer in meinem Wohnzimmer zu mysteriösem Leben erwacht und ich hier zu mir gekommen war. Ich konnte keinen Sinn darin entdecken und sehnte mich zurück in mein weiches Bett, in eine Badewanne mit warmem Wasser, in mein altes Leben! Auch beim Löffeln meines Breis aus fadem Getreide schweiften meine Gedanken immer wieder ab: Eine Portion Pommes mit Ketchup, eine Currywurst oder eine dampfende Tasse Kaffee, davon konnte ich nach Wochen hier nur noch träumen! Wehmütig

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