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Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
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wagte den Gedanken kaum zu denken, so erschreckend und hässlich war er! Ich wäre so entsetzlich weit weg von zu Hause, wie man es nur sein konnte! Das war, wie in einem anderen Universum gestrandet zu sein! Doch eines musste ich mir eingestehen: Diese Möglichkeit bot verlockend einfache Antworten auf alle meine Fragen.
    Ich wollte versuchen, meine wirren Gedanken ein wenig zu strukturieren. Was war geschehen? Ein unheimliches, grünliches Feuer hatte in meinem Kamin eine Art Wirbel ausgelöst. Dann hatte ich einen Blackout, erinnerte mich nur noch an die Lichtung, auf der ich mitten in der Nacht erwacht war. Hatte es nicht einen Sturz gegeben? Ich dachte scharf nach. Ja, in der Tat, auch daran erinnerte ich mich jetzt zum ersten Mal wieder. Der Aufprall war schmerzhaft gewesen und ich hatte als Erstes ein Holzscheit aus meinem Wohnzimmer in der Dunkelheit erkannt. Danach jede Menge Kleinkram, der verstreut auf der Lichtung herumgelegen hatte. Ich erinnerte mich an die folgende Nachtwanderung, das Aufwachen in dem Urwald, das Auffinden des Bohlenwegs und des Baches.
    Mein nächster Gedanke umklammerte mein ohnehin schon erstarrtes Gehirn mit eiserner Hand. War ich womöglich »zu Hause«? Die Lichtung, auf der ich »ankam« – konnte das genau der Ort gewesen sein, wo mein Haus in Zukunft einmal gebaut werden würde?! Ich erinnerte mich an die dunkle Erhebung, auf der dieser Felsbrocken gelegen hatte. Kurz hatte ich das Bild des flachen Hügels hinter meinem Haus vor Augen, die Grube, in der ich diese mysteriöse Bronzescheibe gefunden hatte. Das alles hing irgendwie zusammen, das spürte ich jetzt!
    Was, wenn dieser klare, wilde Bach hier zu meinen Füßen möglicherweise der zu meiner Zeit in einen engen Kanal gequetschte Klosterbach war? Der urwüchsige Wald, die totale Abstinenz von irgendeiner Form von Lärm, diese Sprache, die wie durch einen dicken, schweren Nebel erahnbar war und an das urige Niederdeutsch meiner Großeltern mit dem charakteristisch rollenden »R« erinnerte … Diese altmodisch gekleideten Typen mit Schwertern, den langen Bärten! Jetzt auch noch das Gerede von Rom, einem Kampf gegen Römer!
    »Alles in Ordnung?« Skrohisarn sah mich fragend an. »Du bist kalkweiß im Gesicht! Willst du Wasser?«
    Ich winkte ab. »Nein, danke, Skrohisarn. Ich bin ein wenig müde, würde mich gerne ausruhen. Ich helfe dir nachher weiter, in Ordnung?«
    Skrohisarn nickte und erhob sich. Mit schleppendem Schritt machte er sich auf den Weg zurück zu seiner Schmiedehütte.
    Am Ufer stand eine einzelne Birke mit traurig hängenden Ästen und Zweigen, die aber schon frisches, hellgrünes Laub trug. Die weiße Rinde wirkte überall wie aufgeplatzt und schwarze, dicke Borke quoll darunter hervor. Ich ging zu ihr hinüber und legte mich darunter ins Gras. Dann ließ ich meinen Blick schweifen.
    Welche Zeit konnte dies sein? Unweigerlich sprang mir das Wort »Germanien« in den Sinn. Römer und Germanen, das passte doch wunderbar zusammen, oder?
    Erneut lief mir ein kalter Schauer über den Rücken. 1500 oder 2000 Jahre? Wie lange lag diese Zeit schon zurück? Es schien fast egal.
    Wie konnte dies möglich sein? Wieder klammerte ich mich verzweifelt an den Gedanken, dass ich mich irren musste. Dass alles ein Missverständnis war. War ich nicht vielleicht doch in den Kriegswirren des Kaukasus gelandet? Aber ich verwarf den Gedanken sofort wieder; für eine solche Reise gab es ebenso wenig eine logische Erklärung und die zahlreichen weiteren Erlebnisse passten nicht dazu …
    Dennoch – Zeitreisen? Ich hatte mal in einem Wissenschaftsmagazin gelesen, dass in der physikalischen Theorie Zeitreisen sowohl in die Zukunft als auch in die Vergangenheit als zumindest theoretisch möglich galten. Insbesondere wurde hier immer auf Einsteins Relativitätstheorie verwiesen, nach der zwei verschiedene Bereiche der Raumzeit über Wurmlöcher miteinander verbunden sein könnten. Allerdings haperte es bei der praktischen Durchführung – selbst für die technischen Möglichkeiten der Menschheit zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Stabile Wurmlöcher oder schnell rotierende Schwarze Löcher standen in der Praxis natürlich keinem Wissenschaftler zur Verfügung, somit hatte es also auch noch niemand ausprobiert. Oder?
    Es nützte nichts; ich wusste zu wenig darüber und die Fakten sprachen für sich! So lag ich einige Zeit wie betäubt an den Baum gelehnt, gefangen zwischen verwirrten Gedankengängen und gähnender Leere in meinem

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