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Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
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viel Leid gesehen hatten in den letzten Jahren.
    »Dieser traditionelle Frieden wurde gestört von den Eisenmenschen aus dem Süden, wie du sicher weißt. In Reih und Glied marschierten sie in unser Land, dem Leib einer langen glänzenden Schlange gleich. Alle einheitlich aussehend, mit Eisen behangen und immer Befehle ihrer gottgleichen Führer befolgend. So machten sie einzelnen Edlen der Gaue und ihren Männern das Angebot, mit ihnen zu marschieren und zu kämpfen. Wofür die Eisenmenschen aber kämpfen, weiß dabei keiner, doch vielen jungen Männern ist die Feldarbeit zu hart und der Kampf an sich schon Ehre genug. Andere wiederum entschlossen sich dagegen und wollten fremden Einfluss in ihre Stammesangelegenheiten nicht akzeptieren. Viele junge und starke Männer erheben sich deshalb gegen die Romani, für den Ruhm des eigenen Namens und den ihrer Ahnen! Sind die Romani auch schon in deine Heimat eingedrungen?«
    Ich war bei seinen Erzählungen tief in Gedanken versunken gewesen und schreckte nun hoch. »In meine Heimat?«, stotterte ich. »Nein, nein … nicht, dass ich wüsste.«
    »Ist das so?«, entgegnete er. »Dann musst du wirklich von sehr weit herkommen, denn man erzählt sich, dass sie im Westen und im Süden alles Land besetzt haben, das es überhaupt gibt. Nur weit im Osten und im Norden, am Rande der Menschenwelt, soll es noch freie Stämme geben, die nie von ihnen gehört haben wollen!«
    Am Rande der Menschenwelt? Ich schüttelte nur noch stumm meinen Kopf.
    »Wo kommen sie her, diese ›Romani‹?«, fragte ich langsam.
    »Aus dem Süden. Aus einem Dorf, das größer sein soll als die Wälder des Thurisfingar. Die Sonne soll dort immerzu scheinen und es soll keinen Winter geben. Ist das vorstellbar? Keinen Winter?!« Er lachte leise in sich hinein, so, als wäre der Gedanke an eine solche Welt zu absurd. »Ich hörte, dass ihr Dorf einem steinernen Wald gleicht! Häuser und Wege bestünden dort nur aus weißen Steinen und ihre Feuer gebären gar einen roten Stein, aus dem sie ihre Dächer bauen! Einige dieser Häuser werden von Säulen getragen, so hoch wie die Eichen im Wald! Diese ragen in den Himmel hinein! Ein einzelner Mann, den sie ›Caesar‹ nennen, führt sie an und ist selbst ein Gott!«
    Das Wort »Caesar« sprach er aus wie »Ka-e-sar«, sodass ich erschrocken nach oben schaute. Wieder so ein Wort, das mir bekannt vorkam, aber nicht in diesem Zusammenhang.
    »Und wie heißt dieser steinerne Ort?«, fragte ich ihn atemlos.
    »Ich war nie selbst dort, aber ich hörte, die Eisenmenschen nennen ihn ›Roma‹!«
    Mein Kiefer klappte kraftlos herunter. Bei seinen Worten hatte ich bereits das Bild einer Stadt vor Augen gehabt, doch seine letzten Aussagen waren unmissverständlich: »Romani« waren also »Römer«!
    Rom, Hilfstruppen, Stützpunkte, Stämme, Habichtleute, Langobarden – mir wurde schwindlig. Ich griff nach dem langen Gras, in dem ich saß, und krallte mich daran fest. Etwas Furchtbares war mir passiert und ein ungeheuerlicher Gedanke nahm Gestalt an. Es war ein absolut unglaublicher, wahnsinniger, unaussprechlicher Gedanke! Eine Gänsehaut überlief mich, zog sich von meinen Unterarmen über meinen Nacken bis zum Rücken hinunter. Meine Haare standen zu Berge! In aller Ernsthaftigkeit ging ich, voll bei Sinnen und klar im Kopf, diese Möglichkeit durch: Konnte es etwa tatsächlich sein … Doch der Schmied unterbrach meine Gedanken. »Die Sachen, die du trägst – aus welchen Stoffen wurden sie hergestellt? Was ist das auf der Unterseite deiner Schuhe?« Mit großer Vorsicht berührte er die Hartgummischuhsohlen meiner Trekkingschuhe.
    »Wie die Sachen hergestellt wurden, weiß ich nicht«, versuchte ich, nicht die Unwahrheit zu sagen. »Da, wo ich herkomme, kann man so etwas einfach kaufen.«
    Ich kannte kein chaukisches Wort für »kaufen«, also benutzte ich stattdessen »tauschen«. Kalter Schweiß trat auf meine Stirn. Es gab kein Wort für »kaufen«!
    Einen Moment lang saßen Skrohisarn und ich schweigend da. Dann griff er in seinen Umhang, der unter seinem Kinn mit einer einfachen bronzenen Fibel zusammengehalten wurde, und zog meine Taschenlampe und mein Messer heraus. Mit großen, schreckgeweiteten Augen sah ich ihn an.
    »Dieser Stock! Aus welchem Holz ist er?«, fragte er und hielt mir die Taschenlampe hin. »Ist das ein Zauberstab? Bist du ein …?« Das Wort, das er benutzte, kannte ich zwar nicht, aber ich reimte mir die Silben zusammen. Er meinte »reitet

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