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Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
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beinahe feierlich an.
    »Du bist ›witandi‹«, sagte er ernst und ich fühlte mich geehrt. Es bedeutete »wissend«, so viel verstand ich. »So will ich dich ab jetzt rufen! Ich war mir die ganze Zeit über sicher, dass du anders bist, etwas in dir trägst, was du nicht teilen willst«, fuhr er fort. »Du hast viele Bilder im Kopf! Außerdem taugt dein jetziger Name nicht viel.«
    Erstaunt sah ich ihn an. »Warum nicht?«, fragte ich.
    »Er bedeutet in unserer Sprache so viel wie ›Arsch eines Hundes‹!« Verdutzt sah ich ihm in die klaren Augen. Ein leichtes Zwinkern hatte sich um seine Augenhöhlen eingestellt, während er mich ernst bei diesen Worten ansah. Nun verstand ich, warum damals die drei Kerle und dann auch Skrohisarn bei der ersten Nennung meines Namens ihr Lachen nicht hatten verkneifen können!
    Also trug ich von diesem Tag an gerne meinen neuen chaukischen Namen: Witandi, der Wissende!
    Nun verbrachte Skrohisarn die nächsten Wochen damit, die Technik weiter zu verfeinern und die Qualität seiner Ergebnisse merklich zu steigern. Ich schaute zu und half, wo ich konnte, außerdem verrichtete ich weiterhin die notwendigen Hilfstätigkeiten. Nebenbei übte ich mich weiter im Umgang mit dem Schwert und steigerte meine Geschicklichkeit auf dem Rücken ungesattelter Pferde.
    Es war kurz vor Mittsommer, als der Eisenvorrat fast aufgebraucht war. Skrohisarn bedeutete mir, dass es an der Zeit wäre, Nachschub zu besorgen, und dass er die Losstäbe wegen der Reise befragen müsse. Was er damit genau meinte, wusste ich nicht. Er erklärte mir, dass wir die nötige Rohware bei Verwandten von ihm, zwei Tagesritte nördlich von hier, bekommen würden. Ich sollte einiges an Vorräten zusammenstellen sowie Decken und warme Kleidung für die Nächte.
    Ich freute mich darauf, die mir mittlerweile allzu vertraut gewordene Umgebung von Skrohisarns Hütte zu verlassen und etwas von dem Umland zu sehen. Den Schock meiner Erkenntnis hatte ich fürs Erste verdaut, auch wenn tief in mir immer noch die Hoffnung bestand, einen Gegenbeweis zu finden. Dafür würde sich eine Reise hervorragend eignen und entsprechend freute ich mich darauf.
    Skrohisarn sprach ebenso von einem mehrtägigen Thing, also einer Zusammenkunft, am Wiesenfluss, zu dem wir im Anschluss noch reiten würden.
    Ob er mit dem »Wiesenfluss« die Weser meinte? Vielleicht fand ich es ja bald heraus …
    Geschäftig bereiteten wir alles vor. Bis auf zwei Pferde und einen Ochsen würden sämtliche Tiere in der Koppel bleiben und von Dyr bewacht werden. Skrohisarn sagte, dass er dies schon oft so gehandhabt hätte, wenn er für einige Tage wegmusste.
    Als der Himmel am nächsten Morgen strahlend blau war, beschloss er aufzubrechen, vorher aber noch einmal die Losstäbe zu befragen. Aus einem Beutel kramte er eine Handvoll kurzer Hölzchen hervor und kniete in einem Kreis, den er um sich gezogen hatte, nieder. Er achtete darauf, dass er dabei nach Norden schaute, und sammelte die etwa fünf Zentimeter langen Stäbe in beiden Händen. Ich sah, dass kleine Zeichen darauf eingeritzt waren, die sich bei genauerem Hinschauen als jene entpuppten, die ich nun schon öfter gesehen hatte. In jeden Stab war genau eines der Zeichen geritzt.
    »Skrohisarn! Ich will dich nicht stören, aber verrätst du mir, was das für Zeichen sind?«
    Erstaunt sah er mich an. »Wir nennen sie ›Runen‹!«
    Ich übersetzte mir das Wort mit »Raunen« und hörte ihm weiter gespannt zu.
    »Jede Rune ist ein mächtiges Werkzeug! Sie sagen einem Dinge, die man vorher nicht wusste. Ich kann sie nur ein wenig deuten, meine Schwester Hravan hat es mir gezeigt.« Ein wenig Stolz über diese Fertigkeit schwang in seiner Stimme mit. »Sie alle haben Bedeutungen, die man kennen muss. Und magische Zauberkräfte«, fügte er ehrfürchtig flüsternd hinzu. Er hielt einige der Stäbe in die Luft und zeigte auf die Zeichen. »Diese hier heißt ›Fehu‹, also ›Vieh‹. Sie steht für Reichtum und Macht, da die Anzahl an Vieh den Reichtum einer Sippe widerspiegelt. Diese hier ist ›Uruz‹, der ›Auerochse‹. Von Kraft und Stärke kündet sie.« Dann murmelte er etwas in seinen Bart, das ich nicht verstand, und warf die Hölzer kurzerhand in die Luft.
    Sie prasselten vor seinen Beinen auf den Boden und blieben in einem überschaubaren Durcheinander liegen. Mit höchster Konzentration beugte er sich darüber und begutachtete das Ergebnis. Schweigend sah ich zu.
    Besorgt schaute er auf die Lage

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