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Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
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Bauminseln unterbrochen wurden. In der Ferne waren aber nur noch kleinwüchsige, eher krüppelige Bäume zu erkennen. Ich ahnte, dass in nördlicher Richtung ein ausgedehntes Moorgebiet auf eine Durchquerung durch uns wartete. Nach Süden hin war der Blick in die Ferne allerdings ziemlich befremdlich: Sanfte Hügel breiteten sich aus, so weit das Auge reichte. Bäume waren hier kaum zu sehen, nur vereinzelte Kiefern, Ebereschen und Gruppen von Ginsterbüschen. Trockenes Heideland, in dem sich helle Sandinseln wie kleine Farbkleckse abzeichneten. Ob das der Vorläufer dessen war, was in meiner Zeit einmal als kümmerlicher Rest eiszeitlicher Wanderdünen mit dem Namen »Warwer Sand« übrig war? Alles passte zusammen: die Entfernungen, die Landschaft, einfach alles. Es schien tatsächlich plausibel!
    Ich war überrascht, wie abwechslungsreich die Natur in dieser Region war. In meiner Zeit gab es hier nur noch landwirtschaftliche Nutzflächen oder kleine Baumgruppen, die dem Wild gegönnt wurden, um es im Winter bejagen zu können. Die momentan überall sichtbaren zahllosen, silbern glänzenden Wassertümpel, so genannte »Schlatts«, waren in den 50er und 60er Jahren des 20. Jahrhunderts fast gänzlich aus der Landschaft verschwunden, geopfert der Ökonomisierung und Industrialisierung der Landwirtschaft. Ich bekam gerade eine einmalige Vorstellung davon, wie die Welt ausgesehen hatte, bevor der Mensch sich zur Krone der Schöpfung emporgeschwungen und sich die Natur untertan gemacht hatte – und ein wenig gefiel es mir sogar. Wir folgten dem kleinen Wasserlauf, von dem ich vermutete, dass er der Hombach sein müsse, allerdings in gebührendem Abstand und nur dort, wo der Boden noch ausreichend fest war und nicht so stark federte. Soweit ich wusste, würde der Hombach uns zur Ochtum führen, die schließlich in die Weser mündete. So verging Stunde um Stunde und wir kamen nur langsam voran, denn der immerfeuchte Boden bremste die Tiere, insbesondere den schweren Ochsen. Dieser sank mit jedem Schritt eine gute Handbreit ein.
    In einiger Entfernung zeichnete sich schließlich ein dunkles Band ab, das sich schlangengleich Richtung Norden durch die tiefgrüne Landschaft wand und zwischen den großen, silbern leuchtenden Wasserflächen hindurchzuführen schien. Skrohisarn deutete darauf und erklärte mir, dass dies ein Holzbohlenweg sei, der bis zum »Thur Hriod« führte.
    Thur Hriod? Ich übersetzte es mir mit »durchfließt das Ried«. Also stimmte meine Vermutung: Damit konnte tatsächlich die Ochtum gemeint sein!
    Die Reise war mittlerweile eine einzige Tortur, denn Mücken schienen sich in dieser Gegend sehr wohlzufühlen und ließen keinen Moment von mir oder Skrohisarn ab. Ihn störte das wenig, dennoch gingen wir schon kurz darauf dazu über, jede freie Körperstelle mit Kleidungsstücken oder anderen Stoffen abzudecken.
    Als wir endlich an dem Bohlenweg ankamen, war dies auch höchste Zeit, denn auf den letzten Metern war der morastige Boden kaum noch überwindbar gewesen. Dabei hatte es in den vergangenen Tagen nicht einmal geregnet! Es musste unmöglich sein, diesen Weg zu erreichen, wenn der Boden noch feuchter war, zumindest nicht mit einem Ochsenwagen.
    Ich betrachtete die vor mir liegende Konstruktion genauer. Sie war einfach, aber genial: Eine Rampe führte auf einen ungefähr zwei Meter breiten, massiven Bohlenweg, der sich von hier aus, so weit das Auge reichte, nach Norden erstreckte. Die seitliche Begrenzung wurde von tief im Boden steckenden, teilweise noch berindeten Eichenstämmen gebildet, die bekanntlich nur langsam faulten. Zwischen diesen war ein rund einen Meter hohes »Fundament« aus Grassoden angehäuft. Auf diesem wiederum lagen die längs gespaltenen, etwa zwei Meter breiten Baumstämme. Das Ganze bildete einen äußerst stabilen und belastbaren Damm, von dem ich mich sofort fragte, wer ihn wohl gebaut hatte. Hierfür musste jahrelange härteste Arbeit notwendig gewesen sein!
    Skrohisarn erklärte mir hierzu: »Der Weg, den du hier siehst, ist noch nicht alt. Er wurde erst vor zehn Sommern auf einem älteren und schmaleren Weg angelegt.«
    »Hast du mitgeholfen, ihn zu bauen?«, fragte ich ihn.
    »Ja, aber nur ein wenig. Die Sippen, die in dieser Gegend wohnen, können unmöglich alleine einen solchen Weg bauen. Die Familien der Männer würden zwischenzeitlich verhungern. Nein, eine derartige Aufgabe ist nur durch die Gemeinschaft zu bewerkstelligen. Und mit Hilfe von vielen, vielen

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