Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
Vom Netzwerk:
Centurionen der fünf hier stationierten Kohorten würden anwesend sein sowie der Legat Marcus Vinicius, der Stellvertreter des Legaten, der »Tribunus Laticlavius« [31] Quintus Maximus und der Lagerkommandant Fabius Caius. Wenn er sich vernünftig einbrachte, konnte er vielleicht die Aufmerksamkeit des Legaten auf sich lenken und sich empfehlen für die prestigeträchtige 1. Kohorte, die Hüterin des Legionsadlers und der Fahnen.
    Doch bis zur Besprechung war noch Zeit und er wollte vorher nach seiner schönen Sklavin schauen, in die er so vernarrt war. Er hatte sie vor einigen Wochen einem örtlichen Tagedieb abgekauft, der es wagte, sich »Händler« zu nennen. Sie war makellos, fast hätte sie eine römische Adlige sein können, spräche sie nicht diese furchtbare Sprache der Stämme und wäre sie nicht durch ihre langen Gliedmaßen und ihre hohen Wangenknochen eindeutig eine Barbarin des Nordens. Sie war sehr klug und lernte schnell Latein, außerdem hatte sie es vermocht, einen Beschützerinstinkt in ihm zu wecken, der ihm selbst unbekannt war. Aber es fühlte sich gut an.
    Leider hatte er sie in ziemlich schlechtem Zustand erworben und einige Tage lang nicht gewusst, ob sie überhaupt überleben würde. Doch etwas an diesem außergewöhnlichen Geschöpf hatte ihn fasziniert, sie war nicht so tierisch wie ihre Landsleute, sondern hatte eine seltene Eleganz, wie er sie nur von den edlen Damen der römischen Gesellschaft kannte.
    Ursprünglich wollte Servius, der Materialverwalter des Lagers, sie als Lagerhure haben. Die suebische Lagerhure, die Tiberius persönlich von jenseits der Elbe mitgebracht hatte und die mit ihren wilden roten Haaren und riesigen Brüsten die Soldaten verrückt gemacht hatte, war im vergangenen Winter an einer Lungenentzündung nach einem missglückten Fluchtversuch gestorben. Doch Servius kam nach eingehender Untersuchung von Julia, so hatte die junge Frau sich selbst genannt, zu der Überzeugung, dass sie einer Betätigung als Lagerhure nicht lange standhalten würde, und er wollte sie Smeroling somit nicht abkaufen.
    Julia war Caelius dann aufgefallen, als er zufällig am nördlichen Lagertor vorbeikam, vor dem der germanische Händler seine Waren und Sklaven feilgeboten hatte. Da Caelius dem Glücksspiel nicht verfallen war und seinen Sold in den letzten Jahren immer zusammengehalten hatte, fiel es ihm nicht schwer, einige Denare für den Kauf dieser Sklavin zu erübrigen. So hatte er sich ihrer angenommen und sie erst einmal im Lazarett bei seinem Freund, dem griechischen Lagerarzt Julius Livius, untergebracht. Sie hatte Fieber, war ziemlich ausgemergelt und kahl rasiert worden, offensichtlich auch vergewaltigt und misshandelt, aber ihre Haut, ihre Finger, ihre Zähne – alles hatte für ihn auf eine noble Abstammung hingewiesen. Jedoch war ihm ihr Name ein Rätsel: »Julia« deutete auf eine Herkunft aus dem noblen römischen Geschlecht der Julier hin. Die einzige leibliche Tochter des erhabenen Princeps Augustus Caesar hieß so, ansonsten nur Adlige aus besten Familien. Bei Juno [32] , was hatte all das zu bedeuten?
    Julia hatte sich gut erholt und war nach einigen Wochen körperlich wieder genesen, sprach aber wenig und machte einen anfangs noch verstörten, später dann zumindest stark eingeschüchterten Eindruck. Er hatte sich merkwürdigerweise dazu verpflichtet gefühlt, dieser Frau zu helfen, fast so, wie man vielleicht einen verletzten Hund oder Singvogel auf der Straße auflesen würde, um ihn wieder aufzupäppeln. Tag für Tag hatte sie im Folgenden an Schönheit gewonnen, ihr Haar war gewachsen und ihre Augen bekamen ihren Glanz zurück. Sanft und von Zuneigung getrieben hatte er sich behutsam um sie gekümmert, dankbar für eine Aufgabe jenseits des blutigen Schlachtens auf den feuchten Wiesen und in den dunklen Wäldern dieses rauen, kalten Landes. Jenseits von Racheexpeditionen gegen Langobarden und Brukterer, jenseits von Zwangsumsiedelungen von Sugambrern und Tenkterern. Er hatte versucht, sie Schritt für Schritt wieder aufzubauen und ihr Vertrauen zu gewinnen, dafür hatte sie ihn mit Dankbarkeit belohnt. Doch was sie plagte, wo sie herkam, was für eine Geschichte sie hatte – all dies hatte er noch nicht in Erfahrung gebracht, daran arbeitete er nun.
    Caelius betrat das Centuriohaus, das ihm als Kohortenführer und damit Befehlshaber über 480 Männer in diesem Lager zustand, auf der Südseite der via principalis. Das Fachwerkhaus von ungefähr 150

Weitere Kostenlose Bücher