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Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
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Quadratmetern Größe war in wenige großzügig geschnittene Zimmer aufgeteilt.
    Julia lag in ihrem eigenen Zimmer auf einem weichen Heusack auf einer Pritsche und hatte die Augen geschlossen. Er legte seinen Helm und die vitis auf ein Brett, welches als Ablage an der Wand diente. Schließlich wollte er die junge Frau nicht mit dem Züchtigungsstock erschrecken. Stattdessen nahm er die Pfauenfeder, die er von einer der Zivilistinnen im Tross erstanden hatte und welche ein Schutzsymbol der Göttin Juno war, und legte diese neben sie. Vorsichtig setzte er sich auf die Kante der Pritsche. Sie öffnete die Augen und sah ihn im ersten Moment furchtsam an, doch ihre Gesichtszüge entspannten sich gleich wieder, als sie ihn erkannte.
    Sie hatte sich erstaunlich schnell erholt nach dem Schock der Gefangennahme und der Unterkühlung in den ersten Tagen. Smeroling, dem sie einige Tage ausgeliefert war, hatte glücklicherweise kein Interesse an ihr gehabt, wohl aufgrund ihres Gesundheitszustandes zum damaligen Zeitpunkt. Sie war schon einen Tag nach ihrer Ankunft zu diesem großen Lager gebracht worden, mit einer Hand voll anderer Sklaven, Holz, Fellen und einigen Ochsen und Ziegen. Halb im Fieberdelirium liegend, hatte sie mit sich und ihrer Zukunft zu dem Zeitpunkt abgeschlossen. Wo man sie hinbrachte und wozu, war ihr egal gewesen – eigentlich hatte sie nur noch sterben wollen.
    Vor den Toren des Lagers konnte sie dann, trotz ihrer Verfassung, die vielen Soldaten wahrnehmen. Diese erinnerten sie ein wenig an die Zeichnungen von Römern in »Asterix«-Comics, die ihr Bruder in seiner Kindheit verschlungen hatte. Sie glaubte fest daran, dass sie völlig wahnsinnig geworden war, und fügte sich dem.
    Von den folgenden Tagen wusste sie nichts mehr, außer dass ein freundlich aussehender Mann in mittlerem Alter mit tiefbrauner Haut und kurzen schwarzen Haaren sie einem Arzt überstellt hatte, der sie nach und nach wieder aufpäppelte. Von diesem bekam sie würzige, heiße Getränke eingeflößt, dünne Suppen und später auch breiige Speisen. Seine Aufmachung war allerdings mehr als befremdlich und so blieb sie zurückhaltend: Er trug ein oberschenkellanges rotes Hemdchen mit einer Art lederner Weste darüber. An kühlen Morgen hatte er die Angewohnheit, sich noch ein gräuliches Fell über die Schultern zu werfen, welches ziemlich echt aussah und sie an Wölfe erinnerte. Nie hatte sie einen der Männer hier in Hosen gesehen und so ängstigte sie sich insgeheim vor dem, was sie hier vielleicht trieben.
    Ihre Psyche wollte bisher noch nicht genesen. Die Qualen der zahlreichen Vergewaltigungen, die Schmerzen und die Angst waren nach wie vor präsent. Bei jeder unerwarteten Berührung oder Annäherung durch einen fremden Mann zuckte sie zurück und versuchte, sich unsichtbar zu machen. Erst nach und nach hatte sie zu dem Arzt und dann zu dem Mann, der sich Marcus nannte, Vertrauen gefasst. Diese Männer schienen ihr helfen zu wollen. Zumindest war sie fürs Erste vor den schrecklichen Ungetümen sicher, die sie draußen in den Wäldern misshandelt hatten.
    Wo sie war, wie sie hier hergekommen war und noch wichtiger: wie sie wieder zurück nach Hause kam – all dies war ihr völlig unklar. Ihre Sprachkenntnisse reichten nicht, um diese Dinge mit Marcus zu besprechen. Dessen Sprache war ihr ebenfalls unbekannt. Sie erkannte nur selten überhaupt ein Wort, zum Beispiel »fenestra« für »Fenster«.
    Warum diese Menschen aber alle in dieser absonderlichen Stadt lebten und sich kleideten, als wären sie Statisten für eine Neuauflage von »Ben Hur« – sie versuchte, nicht mehr darüber nachzudenken. Marcus behandelte sie gut und das war erst einmal das Wichtigste. Sobald sie sich verständlich machen konnte, würde sie ihn bitten, ihr zu helfen, wieder nach Hause zu kommen. Sie würde alles dafür tun und geben, so viel wusste sie.
    Leon war weit weg, vielleicht tot, was auch immer. Sie wusste es nicht und sie hatte schon vor Wochen aufgehört, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Ihr eigenes Überleben hatte nun Vorrang.
    »Hast du Hunger? Soll ich dir etwas zu essen besorgen?«, fragte Marcus Caelius sie nun.
    »Nein, nicht essen«, antwortete sie, die Worte in dieser fremden Sprache sorgfältig formulierend. »Ich … raus! Warum … ich nicht raus?«
    Marcus hatte ihr vor einigen Wochen, als sie wieder so weit gestärkt war, dass sie sich kurze Spaziergänge zutraute, unmissverständlich klargemacht, dass sie tagsüber nicht

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