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Mark Tate - 012 - Nachts gruselt's sich leichter

Mark Tate - 012 - Nachts gruselt's sich leichter

Titel: Mark Tate - 012 - Nachts gruselt's sich leichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W. A. Hary
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sich aber nicht.
    Das war auch nicht der Sinn der Vorbereitungen, einen Menschen herzulocken, in eine grausige Falle.
    Die bösen Mächte, die langsam die Vorherrschaft über den Friedhof errangen, hatten anderes im Sinn.
    Sie konzentrierten sich nur auf Gräber, die nicht mit einem Kreuz versehen waren.
    Deshalb galt ihr Hauptaugenmerk dem Teil des Friedhofs, der als verwahrlost galt – wo schon lange niemand mehr eine Blume niedergelegt, mit der Harke den Boden gelockert, Unkraut gejätet oder gar ein Gebet gesprochen hatte.
    Hier stießen die bösen Mächte auf den geringsten Widerstand.
    Der Gesang veränderte sich mehr und mehr. Er verlor seine verlogene Sanftheit und wurde zusehends schriller. War es vorher ein Säuseln gewesen, so erwuchs er nun zu einem wahren Orkan.
    Und jetzt kam wieder Wind auf, wenngleich dieser nicht natürlichen Ursprungs war.
    Wütend zerrte er an dem Gesträuch, schüttelte die Bäume und ließ Staubwolken aufwirbeln.
    Diese Staubwolken senkten sich nicht wieder auf den Boden zurück. Sie verdichteten sich zu dunklen Gebilden und schienen ein gespenstisches Eigenleben zu entwickeln.
    Die Kapelle am Rande des Friedhofs begann die Mitternachtsstunde anzukündigen.
    Offensichtlich ging das Uhrwerk nach, denn die Stunde der Dämonen hatte längst schon begonnen – die Stunde, in der sie ihre größte Wirksamkeit hatten.
    Eine der Staubwolken driftete auf einen hohen Grabstein zu, blieb über ihm hängen.
    Der eisige Wind, der wie der Hauch des Todes anmutete, wurde heftiger, und vermochte es dennoch nicht, eine dicke Wolke aufzulösen.
    Sie formte sich langsam zu einer düsteren Gestalt. Arme und Beine entstanden und verzogen sich wieder.
    Dann war das Gebilde vollständig. Ein furchtbares Wesen breitete die Arme aus.
    Der Himmel verdunkelte sich, aber nur über dem Friedhof. Blitze fuhren nieder. Donner grollte und brach sich dumpf zwischen den Gräbern.
    Es wurde deutlich, daß der Gesang, der an Dissonanz zunahm, seinen Ursprung bei dem furchtbaren Wesen hatte.
    Der nächste rollende Donner fand sein Echo bei der Erscheinung, übertönte den Gesang, wandelte sich zu einer donnernden Beschwörung.
    Und dann ging das erste Beben durch die Erde. Überall zuckten Lichter auf wie Blitze. Elmsfeuer züngelte von den Bäumen zum Himmel empor, an dem eine schwarze Masse hing wie ein drohender Schatten.
    Und da öffnete sich auf einmal die windschiefe Tür zu einer Gruft.
    Ein schauriges Stöhnen ertönte. Ein Skelett schob sich hervor. Ein Gewand hing in Fetzen von dem Knochengerüst. Wo Augen sein sollten, befanden sich finstere Höhlen, in denen Grauen nistete.
    An anderer Stelle warf sich die Erde auf. Es war ein namenloses Grab ohne Kreuz und ohne Schmuck.
    Eine knöcherne Hand streckte sich heraus. Gedämpftes Kichern ließ sich vernehmen. Dann befreite sich ein anderes Skelett aus seinem Grab, gelangte vollends ins Freie und wankte auf die düstere Gestalt zu, die mit grollender Stimme anfing, Beschwörungen zu formulieren.
    »Hexe, Hexe«, wisperten tausend feine Stimmchen.
    Die Irrlichter drängten näher auf das Skelett zu, dessen tote Augen sich von der düsteren Gestalt nicht zu lösen vermochten. Und abermals wurde ein Kichern laut.
    »Ja, Hexe«, wiederholte das Skelett.
    »Verscharrt haben sie mich. Viel Böses habe ich ihnen angetan.«
    Das schien es köstlich zu amüsieren.
    Flehend erhob es die Hände der dunklen Gestalt entgegen.
    »Schenke mir Genugtuung, Dämon!«
    Ein grausiger Schrei drang gedämpft aus dem Boden. Ein kleiner Hügel warf sich auf. Die nächste skelettartige Hand schob sich hervor, tastete herum. Der Schrei wiederholte sich.
    Ein Beben ging erneut durch die Erde.
    Das Skelett hatte seine Gruft vollends verlassen und tapste klappernd auf den hohen Grabstein zu, auf der die düstere Gestalt saß.
    Weitere drängten nach.
    Wellenförmige Bewegungen setzten sich durch die Friedhofserde fort, die an immer mehr Stellen aufbrach.
    »Willkommen, Rekruten!« kreischte die Erscheinung auf dem Grabstein, »willkommen in meiner Armee!«
    Sie erhob sich in die Luft, schwebt hierhin und dorthin und bewegte sich dann dem Ausgang des Friedhofs zu.
    Die Schauergestalten schlurften ihr nach.
    Niemand in Bredhouse ahnte etwas von dem, was hier vor sich ging.
    Die Verdammten, die ihrem dämonischen Feldherrn folgten, hinterließen ein Gelände, in dem die Erde aufgewühlt war, so, als ob Granaten eingeschlagen wären.
    Tausend feine Stimmchen fielen in ein Lachen ein.
    Es

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