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Mark Tate - 012 - Nachts gruselt's sich leichter

Mark Tate - 012 - Nachts gruselt's sich leichter

Titel: Mark Tate - 012 - Nachts gruselt's sich leichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W. A. Hary
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vor. Das können wir uns leisten. Alles wird sehr viel schneller gehen. Mit jedem Sklaven, den wir in unsere Reihen einordnen, wächst unsere Macht.«
    »Ich weiß mich zu wehren«, erinnerte John.
    »Auch du hast eine Achillesferse – denke an deine Familie!«
    John zuckte zusammen wie unter einem Peitschenhieb. Leises Grauen befiel ihn.
    »Was – was habt ihr vor?«
    Keine Antwort mehr.
    Mehrmals versuchte er, wieder Kontakt mit Marietta aufzunehmen. Vergeblich. Ihr Geist hatte sich zurückgezogen.
    War er uninteressant für sie geworden?
    Was hatte das Mädchen mit seiner Bemerkung über Johns Familie gemeint?
    Er ahnte es. Eiskalte Schauer rieselten ihm über den Rücken. Panik entstand in ihm, als er sich seiner Ohnmacht bewußt wurde. Er saß hier als Gefangener. Welche Möglichkeiten die Gegner hatten, ihn zu vernichten – darüber hatte er soeben einen Einblick gewonnen.
     
    *
     
    Noch jemand hatte Besuch. Und auch dieser Jemand saß in einer Zelle. Runde zwanzig Meilen trennten ihn von John Holleway.
    Es war Adam Bickford.
    Schäumend vor Wut hatte er versucht, zu fliehen. Es war mißglückt. Thompsons Zelle war bombensicher.
    Nur einmal hatte es eine Störung gegeben – durch Thompsons Frau. Sie hatte Essen gebracht. Durch einen schmalen Schlitz in Bodennähe hatte sie es geschoben.
    Alles Flehen hatte Bickford nicht geholfen. Thompsons Frau hatte sich auf nichts eingelassen und war ruhig geblieben.
    »Papa«, flüsterte plötzlich eine Stimme.
    Adam Bickford sprang erschrocken von der Liege hoch. Er wandte den Kopf.
    Und da stand sie – Marietta. Sie hatte ihren anthrazitfarbenen Rock an und den blauen Anorak.
    Sie lächelte.
    Vor der Brust hielt sie die Schultasche, die sie ganz fest gegen sich drückte.
    »Marietta – du?«
    Adam Bickford war fassungslos. Er konnte es nicht begreifen.
    »Wie – wie bist du hereingekommen?«
    Das Lächeln wurde traurig.
    »Es ist ganz einfach, durch Wände zu gehen, seit ich – seit ich – tot bin«, murmelte sie und schlug die Augen nieder.
    Ein Zittern durchlief seinen Körper.
    »Tot? Narren mich denn die Sinne?«
    Sie schaute ihn voll an.
    »Nein, ich bin wirklich bei dir, ganz nahe.«
    Tatsächlich – wenn er seine Hand ausstreckte, konnte er sie berühren.
    Er tat es.
    Aber seine Hand ging durch das Mädchen hindurch, als wäre sie aus Rauch.
    »Au«, rief sie und wich zurück.
    Bickford betrachtete fassungslos seine Rechte. Es kribbelte in den Fingerspitzen, als wären sie für einen Augenblick großer Kälte ausgesetzt gewesen.
    Ein erstickter Laut drängte sich über seine Lippen. Kalte Schauer rieselten über seinen Rücken. Und doch standen dicke Tropfen Schweiß auf seiner Stirn.
    »Höllenspuk«, ächzte er.
    Marietta barg ihr Gesicht in der Armbeuge und schluchzte hemmungslos.
    »Es tut – tut mir so leid, daß ich dich erschreckt habe, Papa, aber ich – ich wollte dir doch nur sagen, wie es gekommen ist.«
    »Wie was gekommen ist?«
    Sie wandte sich brüsk ab und weinte stärker.
    »Daß – daß ich nun tot bin«, antwortete sie mit erstickter Stimme.
    Er mußte heftig schlucken.
    »Wer – wer war es?«
    »Dieser furchtbare Kerl – Holleway!«
    Haß keimte in Bickford auf.
    »Wie?«
    »Bitte, bitte, Papa, frage mich nicht. Es – es war so – so furchtbar. Er hat – er hat …«
    Sie brach ab. Langsam ging sie in die Knie.
    »Dieses Schwein«, murmelte Adam Bickford vor sich hin.
    Marietta sank zu Boden. Ausgestreckt lag sie vor seinen Füßen.
    Und dann verwandelte sie sich allmählich.
    Sie erschien tot. Erschlagen? Getötet von John Holleway?
    Adam Bickford brüllte wie ein wildes Tier, warf sich gegen die feste Tür und schlug sich die Fäuste daran blutig.
    »Holleway, ich bring dich um! Ich bring dich um!« kreischte er immer wieder.
    Aber er kam aus dieser Zelle nicht heraus – noch nicht!
     
    *
     
    Der dritte Mensch, der an diesem Spätabend gespenstischen Besuch bekam, war Henriette Bickford.
    Wieder war es Marietta, die erschien.
    Henriette Bickford saß in der Küche und strickte. Sie tat dies voller Nervosität und unkonzentriert. Das Stück würde sie wohl wieder aufziehen müssen.
    Immer wieder warf sie einen Blick auf die Uhr. Sie fragte sich, wo ihr Mann geblieben sei.
    Aber er hatte ihr eingeschärft, das Haus nicht zu verlassen. Deshalb wartete sie und rührte sich nicht von der Stelle.
    Auf einmal öffnete sich die Tür.
    Henriette blinzelte bestürzt und blickte noch einmal hin.
    Nein, sie hatte sich nicht geirrt.

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