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Mark

Mark

Titel: Mark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Jansson
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nicht da war, dann würde sie sein Zimmer nutzen, um ihren Schmuck zu
basteln.
    „ He.“ Seine Schwester stand in der
Tür. „Wird langweilig hier ohne dich.“
    Er kniff ihr ins Ohr, und sie wand sich zur Seite.
„Ich besuche dich dann in einem Jahr in Harvard.“
    „ Gar nicht. Ich besuch dich in
Berlin. Und wenn du nicht zu Besuch kommst, wird Mama unerträglich.“
    Er winkte ab. Er würde schon ab und zu kommen, nur
nicht zu bald.
    Sein Handy klingelte. Es war Janina. Sie schrie
etwas, dass er nicht verstand, da im Hintergrund irrsinnig laut Musik lief.
    „ Was?“, schrie er zurück.
    „ Du musst unbedingt herkommen! Es
ist so geil hier! Wenn du nicht kommst, dann ...“ Er verstand nicht, was dann
war. „Wirklich, die Musik ist cool! Bitte, bitte, bitte! Du musst kommen!“
Janina hatte schon vorher die ganze Zeit versucht, ihn zu überreden, noch in
die Disco zu kommen, wo die anderen feierten. Bisher war er nur einmal in der
Disco gewesen. Großraumdisco auf dem Land, er konnte sich nichts Schlimmeres
vorstellen. An das eine Mal, als er da gewesen war, konnte er sich nur dunkel
erinnern, da er sich ziemlich betrunken hatte, um es überhaupt auszuhalten.
    Es war der letzte Abend, wo er sie alle sehen würde.
Ach, warum eigentlich nicht?
    „ Dan?“, rief Mike aus der Küche. „Wo
gehst du hin?“
    „ Ich gehe zur Abiparty.“
    Mike runzelte die Stirn. Dann lächelte er. „Viel
Spaß. Aber sei nicht so laut, wenn du nach Hause kommst.“
    „ Ja, ja.“
     
    Daniel stellte das Fahrrad ab und ging dem Lärm
entgegen. Janina kam kreischend auf ihn zu und zwang ihn sofort, mit ihr zu
tanzen. Alle hatten noch ihre festliche Kleidung an, und es war ein lustiger
Anblick, wie sie schon recht angetrunken tanzten. Nach einigen Bier war es
sogar eine gute Party. Er redete mit einigen, mit denen er sonst nie redete,
und sie erzählten alle, was sie jetzt machen würden, und lästerten über die
Lehrer. Er tanzte mit Janina und mit deren Freundin Tina. Irgendwo war Mark.
Einmal waren sie gleichzeitig zur Bar gegangen, um sich ein Caipi zu holen. Es
war das letzte Mal, dass er ihn sehen würde. Er hatte schon die letzten Tage
immer wieder daran gedacht. Das allerletzte Mal. Er hatte überlegt, ob er jetzt
mit ihm reden konnte, einfach zu ihm gehen sollte und sagen, dass er ihm
wünschte, dass er glücklich werden würde.
    Aber andererseits war es jetzt auch egal. Janina
wirbelte ihn herum, sie grölte mit zu den White Stripes, und ihr wäre beim
Hüpfen beinahe ihr trägerloses Kleid über den Busen gerutscht. Sie würde in
irgendeiner Winzstadt studieren, weil sie da einen Mann kennengelernt hatte.
Sie behauptete, zum ersten Mal verliebt zu sein. Sie redete praktisch von
nichts anderem mehr. Daniel ließ sie los, und sie hüpfte von einem Ende der
Halle zum anderen.
    Es war wahnsinnig stickig in der Halle, und Daniel
trat nach draußen, um frische Luft zu schnappen und kurz dem Trubel zu
entkommen. Der Himmel über den Bäumen färbte sich bereits lila. Er würde das
alles nicht mehr sehen, nicht die Felder, nicht die Schule, sein Haus, den
geliebten See, die Mühle im Wald.
    „ Huh“, machte Janina neben ihm. Tina
hielt sie fest. „Wir fahren jetzt.“ Tina stieg auf ihr Fahrrad, und Janina
umarmte ihn ganz fest.
    „ Ich komme morgen zum Bahnhof.“ Sie
setzte sich auf Tinas Gepäckträger und winkte ihm mit einem Taschentuch. Daniel
musste lachen. Er ging noch einmal rein und verabschiedete sich von allen. Mark
war nicht mehr da. Daniel versuchte, mit dem Rad zu fahren, aber der Feldweg
war sehr uneben, und er fuhr zweimal in die Weizenfelder. Dann konnte er einem
Hügel nicht rechtzeitig ausweichen und kippte zur Seite. Als er sich
aufrichtete, schmerzte sein Arm, auf den er gefallen war, aber sonst hatte er
sich nichts getan. Er schob weiter, den Blick auf das tanzende Licht der
Fahrradbeleuchtung gerichtet. Er war schon auf der langen Straße zu seinem
Haus, als er bemerkte, dass er ziemlich dicht hinter jemandem ging. Mark. Er
war so schlau gewesen, gar nicht erst mit dem Fahrrad zu fahren, aber er ging
sehr langsam, und Daniel musste auch langsamer gehen, um ihn nicht zu
überholen.
    Es kam ihm endlos vor, wie er hinter Mark herging,
und er kam ihm immer näher, obwohl er versuchte, nicht so schnell zu gehen.
Daniel bog in seine Einfahrt ein und suchte in seinen Taschen nach dem
Schlüssel. Hosentaschen, Jackentasche, noch mal Hosentaschen. Da war kein
Schlüssel. „Fuck.“ Er musste ihn verloren

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