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Markttreiben

Markttreiben

Titel: Markttreiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Förg
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war entsetzt. Von bayerischem Lebensgefühl
     finde ich keine Spur. Die Titelmusik ist einfallslos und unbayerisch. Die Kulissen sind eben nur
     kulissenhaft. Lieblose Bauten, allein die Berge gaukeln bayerisches Oberland vor. Die Häuser wirken
     eher niederbayerisch, es fehlen die Blumen an den Fenstern, die typischen
     Fensterläden, es fehlt jede oberbayerische geschmackssichere
     barocke Opulenz. Darüber könnte ich eventuell gerade noch hinwegsehen, wären da nicht die Schauspieler! Wie kann man
     Nichtbayern für eine bayerische Serie besetzen! Die Gesichter könnten (und
     tun das ja auch) in jeder der Großstadtserien
     des eintönigen Nordens mitwirken!
    Das Schlimmste aber ist die Sprache! Zwar beherrschen einige sehr
     wenige Schauspieler unsere wunderschöne bairische Sprache, andere aber sprechen
     ein gekünsteltes Bairisch oder reden in seltsamen Dialekten, die es gar nicht
     gibt. Es müsste doch jemand darauf achten, dass man unseren altbairischen
     Dialekt würdig spricht. Wenn ich diese
     Sendung im BR mit den
     »Rosenheim-Cops« im zdf im sprachlichen Bereich vergleiche, so ist die ZDF -Sendung leider um Längen besser.
     Dort wird das Bairisch zwar etwas für andere Sendegebiete in Deutschland
     vereinfacht, klingt aber immer noch relativ echt. Wo ist die Medienwelt
     hingekommen, dass man eine gerade mal mittelprächtige Sendung nun schon
     heranziehen muss, um eine Produktion unseres bayerischen Heimatsenders BR zu kritisieren? Wo ist der
     Kulturauftrag des BR ? In so einer
     Produktion fühlt sich keiner dahoam! Das
     mag auch an den über 20 Autoren liegen, die scheußliche Texte
     verfassen, die eine grausame Mischung aus Hochdeutsch, hochdeutscher Umgangs-
     bzw. Modesprache und Dialekt verbrechen.
     Ja, es gibt doch auch gute bayerische Autoren!
    Die einzig positiven Auswirkungen ergeben sich wohl für den sonst traurigen Arbeitsmarkt, wenn man sich
     die Unzahl der Beteiligten (20 »Autoren«,
     15 Regisseure und Regieassistenten und viele andere) vor Augen hält.
     Könnten diese nicht sinnvoller eingesetzt werden,
     um ein positiveres Bayernbild zu
     präsentieren? Wenn es nicht bald zu einschneidenden Verbesserungen
     kommt, sollte man die Sendereihe
     baldmöglichst absetzen und um Gottes willen die Drohung nicht wahr
     machen, 200 solcher unerträglicher Fortsetzungen zu produzieren.
    Egon Socher, Peiting
    Landsberger Zeitung
    »Der bayerische Pfiff fehlt«
    Eine Produktion in Peiting? Bayerisches
     Lebensgefühl haben uns die SAT.1 -Produzenten
     bei einem ersten Treffen versprochen. Ein positives Bild von Peiting in
     schönen Bildern haben sie versprochen. Das
     langsamere Lebenstempo, der Humor und unsere Gemütlichkeit existieren durchaus noch, aber hier gibt es Kamerafahrten wie bei einer Autobahnserie. Das Tempo ist viel zu hoch.
     Was liebt der Gast so an diesem Bundesland, und worum wird es vielerseits so beneidet? Um seine Gemütlichkeit und sein niedrigeres Tempo. Es ist auch nicht nötig, den Rest Deutschlands
     krampfhaft darauf aufmerksam zu machen, dass auch Bayern sich fortentwickelt hat. Dass ein Schwulenproblem aus Berlin über Peiting kommen muss. Dass Menschen gezeigt werden,
     die tolerant damit umgehen, andere wieder
     nicht. Welch intelligente Botschaft! Und dazu die überhäuft
     eingeworfenen Begriffe wie »Timing«,
     »Coffee to go« beim Marktbäcker.
     Andauerndes Handyklingeln muss ebenfalls sein. Diese peinliche Produktion schadet Peiting und unserem Lebensgefühl.
     Jeder bayerische Pfiff fehlt!
     Volksverdummung in 90 Minuten, in denen wir weitere 30 Minuten in Form
     von Werbung werden ertragen müssen.
    Egon Socher, Peiting
    »Puh, flammende Plädoyers für das authentische Bayerntum. Worum geht
es da denn eigentlich? Was will uns der Mann denn sagen?« Gerhard grinste.
    »Die ersten beiden hat er gegen die Serie ›Dahoam is Dahoam‹
geschrieben, da war ja sowieso halb Oberbayern in Aufwallung. Der letzte
bezieht sich auf die aktuelle Produktion hier bei uns.«
    »Wofür manche Leute Zeit haben«, wunderte sich Gerhard.
    »Der Mann ist a.  D. «
Baier lachte kurz auf.
    » A. D. was?«
    »Weinzirl, das fragen Sie doch nicht im Ernst!«
    Nein, eigentlich nicht. Leserbriefschreibende Verbalflammenwerfer
für ein reines Bayerntum konnten im früheren Leben nur Lehrer gewesen sein. Sie
waren nun mal beseelt davon, andere zu belehren, und sie hatten Zeit. Während
ihrer beruflichen Laufbahnen und später erst recht. Später war schlimmer,

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