Markttreiben
war entsetzt. Von bayerischem Lebensgefühl
finde ich keine Spur. Die Titelmusik ist einfallslos und unbayerisch. Die Kulissen sind eben nur
kulissenhaft. Lieblose Bauten, allein die Berge gaukeln bayerisches Oberland vor. Die Häuser wirken
eher niederbayerisch, es fehlen die Blumen an den Fenstern, die typischen
Fensterläden, es fehlt jede oberbayerische geschmackssichere
barocke Opulenz. Darüber könnte ich eventuell gerade noch hinwegsehen, wären da nicht die Schauspieler! Wie kann man
Nichtbayern für eine bayerische Serie besetzen! Die Gesichter könnten (und
tun das ja auch) in jeder der Großstadtserien
des eintönigen Nordens mitwirken!
Das Schlimmste aber ist die Sprache! Zwar beherrschen einige sehr
wenige Schauspieler unsere wunderschöne bairische Sprache, andere aber sprechen
ein gekünsteltes Bairisch oder reden in seltsamen Dialekten, die es gar nicht
gibt. Es müsste doch jemand darauf achten, dass man unseren altbairischen
Dialekt würdig spricht. Wenn ich diese
Sendung im BR mit den
»Rosenheim-Cops« im zdf im sprachlichen Bereich vergleiche, so ist die ZDF -Sendung leider um Längen besser.
Dort wird das Bairisch zwar etwas für andere Sendegebiete in Deutschland
vereinfacht, klingt aber immer noch relativ echt. Wo ist die Medienwelt
hingekommen, dass man eine gerade mal mittelprächtige Sendung nun schon
heranziehen muss, um eine Produktion unseres bayerischen Heimatsenders BR zu kritisieren? Wo ist der
Kulturauftrag des BR ? In so einer
Produktion fühlt sich keiner dahoam! Das
mag auch an den über 20 Autoren liegen, die scheußliche Texte
verfassen, die eine grausame Mischung aus Hochdeutsch, hochdeutscher Umgangs-
bzw. Modesprache und Dialekt verbrechen.
Ja, es gibt doch auch gute bayerische Autoren!
Die einzig positiven Auswirkungen ergeben sich wohl für den sonst traurigen Arbeitsmarkt, wenn man sich
die Unzahl der Beteiligten (20 »Autoren«,
15 Regisseure und Regieassistenten und viele andere) vor Augen hält.
Könnten diese nicht sinnvoller eingesetzt werden,
um ein positiveres Bayernbild zu
präsentieren? Wenn es nicht bald zu einschneidenden Verbesserungen
kommt, sollte man die Sendereihe
baldmöglichst absetzen und um Gottes willen die Drohung nicht wahr
machen, 200 solcher unerträglicher Fortsetzungen zu produzieren.
Egon Socher, Peiting
Landsberger Zeitung
»Der bayerische Pfiff fehlt«
Eine Produktion in Peiting? Bayerisches
Lebensgefühl haben uns die SAT.1 -Produzenten
bei einem ersten Treffen versprochen. Ein positives Bild von Peiting in
schönen Bildern haben sie versprochen. Das
langsamere Lebenstempo, der Humor und unsere Gemütlichkeit existieren durchaus noch, aber hier gibt es Kamerafahrten wie bei einer Autobahnserie. Das Tempo ist viel zu hoch.
Was liebt der Gast so an diesem Bundesland, und worum wird es vielerseits so beneidet? Um seine Gemütlichkeit und sein niedrigeres Tempo. Es ist auch nicht nötig, den Rest Deutschlands
krampfhaft darauf aufmerksam zu machen, dass auch Bayern sich fortentwickelt hat. Dass ein Schwulenproblem aus Berlin über Peiting kommen muss. Dass Menschen gezeigt werden,
die tolerant damit umgehen, andere wieder
nicht. Welch intelligente Botschaft! Und dazu die überhäuft
eingeworfenen Begriffe wie »Timing«,
»Coffee to go« beim Marktbäcker.
Andauerndes Handyklingeln muss ebenfalls sein. Diese peinliche Produktion schadet Peiting und unserem Lebensgefühl.
Jeder bayerische Pfiff fehlt!
Volksverdummung in 90 Minuten, in denen wir weitere 30 Minuten in Form
von Werbung werden ertragen müssen.
Egon Socher, Peiting
»Puh, flammende Plädoyers für das authentische Bayerntum. Worum geht
es da denn eigentlich? Was will uns der Mann denn sagen?« Gerhard grinste.
»Die ersten beiden hat er gegen die Serie ›Dahoam is Dahoam‹
geschrieben, da war ja sowieso halb Oberbayern in Aufwallung. Der letzte
bezieht sich auf die aktuelle Produktion hier bei uns.«
»Wofür manche Leute Zeit haben«, wunderte sich Gerhard.
»Der Mann ist a. D. «
Baier lachte kurz auf.
» A. D. was?«
»Weinzirl, das fragen Sie doch nicht im Ernst!«
Nein, eigentlich nicht. Leserbriefschreibende Verbalflammenwerfer
für ein reines Bayerntum konnten im früheren Leben nur Lehrer gewesen sein. Sie
waren nun mal beseelt davon, andere zu belehren, und sie hatten Zeit. Während
ihrer beruflichen Laufbahnen und später erst recht. Später war schlimmer,
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