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Markttreiben

Markttreiben

Titel: Markttreiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Förg
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wenigstens mal einen coolen Job von
ihm bekommen. Sie würden in einer guten Stunde da sein, sollte er warten? Einem
Impuls folgend packte er sein Handy erneut und rief Baier an.
    »Wo sind Sie, Baier?«
    »Zu Hause, Sie Lapp. Ich renn bei der Hitze doch nicht rum.«
    »Haben Sie ein Weißbier? Schön kühl?«
    »Weinzirl, Sie fragen mich doch auch nicht, ob meine Wohnung fließend
Wasser hat. Oder das Klo auf dem Gang ist.«
    »Gut, ich komme; ach, Baier, wo wohnen Sie genau?«
    Baier nannte Straße und Hausnummer, und Gerhard fuhr los. Am
Schnaidberg hatte er Mühe, einem Pulk Rennradlern zu folgen, die mussten irr
sein, bei der Hitze so in die Pedale zu treten. Er durchfuhr Peiting und
erhaschte einen Blick auf die modellierte Bedienung des Café Central, die Latte
macchiatos auf der Terrasse servierte. Er seufzte und bog dann wenig später
links ab. Er hatte bisher auch nicht gewusst, dass dieses Peiting recht bucklig
war, und als er vor Baiers Haus stoppte, hatte er sich durchaus für Peiting
erwärmen können. Das war kein Schicki-Ort, keiner dieser geschniegelten und
gebügelten Orte für Touristen wie am Tegernsee. Das war das ganz normale Leben.
    Baiers Haus klebte am Hang, und das Namensbrett besagte, dass Baier
im Erdgeschoss wohnte. Bevor er noch klingeln konnte, hatte Baier geöffnet und
hielt ihm ein Weißbier unter die Nase. Nicht irgendeins, nein, sein geliebtes
Dachs. Sie durchschritten ein großes helles Wohnzimmer, und auf der Terrasse
hielt ein gewaltiger Schirm die Sonne auf Distanz. Ein leichtes Lüftchen wehte
hier heroben, keine allzu blöde Wohnlage, dachte Gerhard.
    »Obendrüber wohnt meine Tochter, das ist recht praktisch«, sagte Baier.
»Sind alle zum Baden ausgeflogen, an den Deutensee.« Baier verzog angewidert
den Mund. »Handtuch an Handtuch mit stinkenden Leibern, kreischende Kinder,
eine moorige Pfütze, in die Hunde, Kinder und alte Säcke pissen, ich bitt Sie,
Weinzirl.«
    Sie prosteten sich zu. Es blieb still. Recht lange, bis Gerhard vom
Fund in der Höhle berichtete.
    »Weinzirl, Sie reden mit mir über eine laufende Ermittlung!«
    »Ja, genau – mit Ihnen. Nicht mit Hinz oder Kunz. Meine bezaubernde
Kollegin ist immer noch im Urlaub, niemand sollte drei Wochen Urlaub am Stück
erhalten. Ich nehme diese Verfehlung, Sie zu kontaktieren, auf mich. Nicht mal
der Verteidigungsminister und der Oberste Gerichtshof würden es für unlauter
halten, mit Ihnen zu reden.«
    Auch wenn sich Baier das nie hätte anmerken lassen, er freute sich
über derlei Lob, ganz leise konnte er sich freuen. Baier war ins Haus gegangen
und hatte zwei weitere Weißbiere geholt. Er schenkte sie ein, formvollendet,
und sagte dann: »Die Kameras muss jemand versteckt haben, der sich da auskennt.
Diese Höhle kennt doch keine alte S…, na, Sie wissen schon.«
    Ach Baier! Gerhard liebte diesen Mann geradezu. Sie dachten im
Gleichklang.
    »Genau, ein Ortskundiger, der den Mord an Dickerchen Leo als
Raubmord tarnen wollte. Der gravierende Gründe hatte, Leo aus dieser heißen
sommerlichen Welt zu entfernen. Baier, Sie können mir doch sicher sagen, wer
Leo gehasst hat. Sie kennen meinen Mörder.« Gerhard lachte leicht auf.
    Baier nahm einen Schluck Weißbier. »Hab mich ein bisschen umgehört
die letzten Tage. Was so gredt wird im Markt. Was die Volksseele, die gesunde,
so bewegt. Was spekuliert wird. Den Socher-Egon sollten Sie sich ansehen.«
    Baier schaffte es immer wieder, Gerhard zu verblüffen. Wie ein
Zauberer zog er einen Namen aus dem Hut.
    »Socher?«
    Baier war abermals aufgestanden und kam mit ein paar
Zeitungsausschnitten wieder.
    »Egon Socher spielt sich als bayerisches Gewissen auf. Er platziert
Leserbriefe in unterschiedlichen Zeitungen und wettert überall gegen die
Verdummung im Fernsehen. Lesen Sie das mal, Weinzirl!«
    Gerhard überflog die Machwerke.
    Süddeutsche Zeitung
    »Wenn der Rest der Republik auch nicht viel zu bieten hat!«
    Im Rest der Republik galt und gilt das
     Bayerische als hinterwäldlerisch, und die Bayern sind arrogant. Dabei
     haben das ja weniger die Bayern in der Hand,
     dass im Ausland Oktoberfest,
     Lederhosen, Bier und Brezeln als
     »typisch deutsch« angesehen werden, nicht aber als bayerisch. Wenn der
     Rest der Republik auch nichts zu bieten hat!
     Was sind denn die großen deutschen
     Sehenswürdigkeiten? Die Königsschlösser, nicht der Rhein oder Berlin
     Alexanderplatz!
    Egon Socher, Peiting
    Münchner Merkur
    »Wo ist der Kulturauftrag des BR ?
    «Ich

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