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Markttreiben

Markttreiben

Titel: Markttreiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Förg
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sagte, dass es in einer halben Stunde
Lunch gebe. Sie hatten erfahren, dass sie momentan allein in der Lodge waren,
ein amerikanisches Honeymoonpärchen wurde am Nachmittag erwartet. Zwei
Engländerinnen seien ebenfalls unterwegs. Jo war mit ausgebreiteten Armen
rückwärts auf das Bett geplumpst. »Gerhard, wir sind Glückskinder. Das ist
einfach unbeschreiblich schön hier!«
    »Ich darf dich, Mrs Weinzirl ,
daran erinnern, warum wir hier sind.« Gerhard fühlte sich unwohl.
    »Och Gerhard, du Spielverderber. Jetzt lass uns erst mal ankommen.«
Jo hüpfte ins Bad und duschte ausgiebig. Sie kam in eines dieser
Plüschhandtücher gewickelt retour. »Herrlich, ein lobenswertes Land, das keine
Zeitverschiebung hat. Ich bin gar nicht müde.« Jo war voller Tatendrang.
Gerhard duschte ebenfalls, und ja, er hatte Hunger. Das Essen wurde auf der
Terrasse serviert, und das kühle Bier ließ Gerhards Anspannung weichen. Es gab
Salate und Hühnchen in köstlichen Gewürzen, feine Dips, hausgemachtes Brot.
Gerhard ließ sich von Jo überzeugen, dann auch den göttlichen Sauvignon zu
trinken. Es war warm, ein leichtes Lüftchen strich vorbei. Der Sauvignon hatte
was. Das Leben konnte eigentlich recht schön sein.
    Plötzlich riss Jo die Hand hoch und deutete über den Pool. Dass sie
dabei ein Wasserglas umstieß, war Jo-like. Gerhard, der mit dem Rücken zum Pool
saß, drehte sich um. Nun stockte auch ihm kurz der Atem. Gemessenen Schrittes
marschierte da eine Nashorndame mit Jungtier vorbei. Zum Greifen nahe.
    Helen lächelte. »Das ist Rhino Mum mit ihrem Baby. Sie war eine
aggressive Kuh, seltsamerweise ist sie mit dem Kalb nun viel entspannter. Ich
glaub, sie will uns ihr hübsches Kind vorzeigen.«
    »Wahnsinn.« Jo war nahezu sprachlos, »Wahnsinn« oder »Wow« war wohl
das Einzige aus ihrem Sprachrepertoire, was noch griff.
    »Aber so nahe?« Gerhard horchte seinem Englisch hinterher. Na ja,
das würde werden.
    »Oh, wir hatten auch schon Owen, den Nashornbullen, der zeitweise
allein war und so einsam, dass er sich tatsächlich jeden Abend am Rande der
Dinertafel bei uns Menschen aufgehalten hat. Gingen wir ins Bett, war er weg!«
    Jo starrte immer noch Mum hinterher, die nun in ein paar
Stachelbüschen verschwand. »Ich hab gehört, dass Rhinos ziemlich gefährdet
sind.«
    Helen nickte und machte ein ernstes Gesicht. »Ja, das Horn eines
Bullen kann bis zu fünfzehn Kilo wiegen; auf dem Schwarzmarkt bringt das Kilo
Horn zehntausend Dollar! Die Chinesen kaufen Rhinohorn, um es zu pulverisieren.
Rhinos werden abgeschlachtet, die Schlächter werden immer perfider. Da
schleusen sich Menschen als Gäste in eine Safari-Lodge ein, lokalisieren die
Tiere, verhalten sich ganz normal, meucheln in der Nacht das Tier, packen das
Horn in den Koffer und reisen ab.« Sie nahm einen Schluck Wasser. »Oder die
Killer schweben nachts mit dem Heli ein, töten das Tier, sind weg wie ein Spuk.
Söldner aus Mosambik kommen über die Zäune und schießen alles über den Haufen,
was ihnen in den Weg kommt – auch ein Menschenleben zählt wenig.«
    »Bei euch auch?«, fragte Jo.
    »Nein, wir haben Glück. Bei Piet sind so viele Reiter unterwegs,
dass sich Killer nie sicher sein können, entdeckt zu werden.«
    Das hatte Gerhard bisher erfolgreich verdrängt. Die Sache mit den
Pferden! Das hier war eine Safari-Lodge, die sich auf Safaris vom Pferderücken
aus spezialisiert hatte! Als Reiter – so hatte das auf Piets Homepage gestanden
– kam man viel näher an die Wildtiere heran.
    »Genau! Wo sind eigentlich die Pferde?«, fragte Jo.
    »Im Busch. Sie sind es gewohnt, allmählich bis zur Farm zu
schlendern. Für den Nachmittagsausritt sind sie da!«
    »Super!« Jo war Feuer und Flamme.
    Oh ja, super! Gerhard nahm noch einen großen Schluck Sauvignon. Er
und Reiten. Helen deutete seinen Blick richtig und beruhigte ihn.
    »Die Amerikaner können gar nicht reiten. Wir gehen im Schritt, keine
Sorge, wir wollen ja Tiere beobachten.«
    Sie verschliefen den Nachmittag, Jo draußen auf einer der Liegen, er
im Bett. Vorher hatte er sich noch das Bild von Peter Paulus angesehen.
Mehrfach. Er starrte in diese braunen Augen, als würden sie ihm etwas verraten
können.
    Um vier rumpelte Jo rein und weckte ihn unsanft. »Los, es gibt Tee,
und dann geht’s los.«
    Tea time , ja, very
British . Inzwischen waren die beiden jungen
Amerikaner aufgetaucht und zwei mittelalte Engländerinnen, von denen die eine
mit ihrem langen Kinn und Pferdegebiss aber auch so

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