Markttreiben
was von British aussah. Außerdem hieß sie auch noch Heather – und die
andere Muriel. Der Kuchen war ein Gedicht, Gerhard trank sicherheitshalber ein
Bier statt Tee.
Eine weitere hübsche junge Frau namens Lyann war für die Pferde
zuständig. Gerhard hörte bei Jos Entzückensrufen mal wieder weg, außerdem hatte
sich Jo mit den Engländerinnen eh schon in Pferdefachgespräche verstrickt.
Lyann lächelte Gerhard an und zeigte auf ein gemauertes Etwas: »Wir
steigen von der Treppe aus auf. Ich glaub euch, dass ihr raufkommt, aber wir
schonen so die Pferde.«
Gerhard atmete tief durch. Erste Gefahr, sich lächerlich zu machen,
gebannt. Die Sättel seien McClellan-Sättel, erklärte Lyann, Adaptionen der
amerikanischen Kavalleriesättel. Gut, ihm war das egal, aber das Zeug fühlte
sich bequem an. Sein Pferd, dessen Name er vergessen hatte, stapfte los, lange
Schatten lagen über dem Buschland. Gerhard entspannte sich. Er folgte Lyanns
Handbewegung. Kleine elegante Antilopen ästen da.
»Impalas«, flüsterte Lyann, »sieben erwachsene Tiere, drei Babys.«
Sie hoben den Kopf, es war schön. Lyann bog ins Buschwerk ab – und ratsch. So
ein dorniges Gestrüpp hatte Gerhards Hand attackiert. Ratsch, schon wieder.
Büsche wegdrücken, Kopf einziehen, das war ja der reinste Buschkrieg hier. So
ein stacheliges Land! Auf einer Lichtung standen größere Antilopen.
»Elands, das sind die größten Antilopen, die Damen haben lange dünne
Hörner, die Jungs kürzere dicke.« Lyann strahlte. Gerhard konzentrierte sich
auf sein Pferd, sie erklommen nämlich eine steinige Anhöhe, wie Bergziegen
waren sie unterwegs! Und dann eine Fata Morgana: Grüne Regiestühle standen da
auf dem Bergrücken, karierte Decken waren über den Lehnen drapiert und
mittendrin eine kleine Bar mit Gin, Tonic, Bier und Wein. Kein Trugbild,
Biologin Helen servierte.
»Ein Sundowner muss einfach sein«, lachte sie.
»Ja, und die Pferde?«, fragte Jo.
Helen lächelte: »Rennen lassen! Sie arbeiten sich über Nacht langsam
bis zur Farm vor, wo es in der Frühe Heu gibt. Sie kennen das.«
Pferde, die in einen afrikanischen Sonnenuntergang galoppierten, die
Mädchen waren völlig aufgedreht. Gerhard stieß da lieber mal mit dem Ami-Boy
mit einem Bier an, als hinter dem Jeep ein Mann hervortrat.
»Hi!« Er gab Gerhard die Hand. »Piet. Piet Patterson, ich freu mich,
euch hierzuhaben. Hattet ihr eine schöne Anreise? Wo ist deine Frau?«
Piet Patterson. Peter Paulus. Gerhard schluckte einen Kloß im Hals
hinunter. Er musste cool bleiben, Ruhe bewahren.
Jo war längst neben ihn getreten, klar, denn der Typ sah wirklich
gut aus. Verboten gut, groß, muskulös. Sie strahlte ihn an und überschüttete
ihn auch gleich mit Fragen.
Gerhard hatte Zeit, ihn nun genauer zu betrachten. Piet Patterson.
War er Peter Paulus? Für den Moment hatte Gerhard Zweifel. Die Nase war anders,
auch die Gesichtsform. Gut, das alte Bild lag fast dreißig Jahre zurück. Sein
Englisch klang – ja nun. Es klang englisch! Wie hätte er Sprachbanause auch
feststellen können, ob das ein Native Speaker war oder nicht?
Jo plauderte gestenreich mit diesem Piet über Pferde.
»Wir haben die typischen südafrikanischen stämmigen Tiere, die sich
über Jahrhunderte – Mitte des 17. Jahrhunderts wurden Warmblüter von den Buren
mitgebracht – an die raue Natur angepasst haben. Eine Rasse mit starken Beinen,
kurzen Rücken und Hufen wie Stahl. Klar im Kopf.« Piet lachte. Gott, der Typ
war wirklich sehr attraktiv und männlich. Dann senkte er die Stimme: »Pferde
und Wildtiere leben bei uns auf Du und Du. Mit dem Auto bist du auf Safari ein
lauter Eindringling, auf dem Pferd bist du ein sanfter Insider.«
Jo und die Engländerinnen waren angesichts dieses Mannes schon
dahingeschmolzen, Gerhard hatte die ganze Zeit zugehört und Piet beobachtet. Es
waren dieselben Augen wie die auf dem alten Foto. Sie mussten es einfach sein.
Sie fuhren mit dem Jeep retour, es war auf einmal rabenschwarze
Nacht geworden. Jo duschte nochmals und föhnte ihre Haare zu lange, wie Gerhard
fand. Auch fand er ihr Dekolleté ziemlich gewagt, die weiße lässige Leinenbluse
einen Knopf zu weit offen. Für das Abendessen hatte die Crew eine weitere
Terrasse eingedeckt, Kerzen aufgestellt, es war unwirklich. Wie in einem Film.
»Jenseits von Afrika«, keine Ahnung, so viele Afrika-Schmachtfetzen hatte
Gerhard nicht gesehen. Aber er war sich sicher, dass die anwesenden Damen alles
dafür gegeben hätten,
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