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Markttreiben

Markttreiben

Titel: Markttreiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Förg
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war das wohl nicht
gemeint. Jo, die Flugreisen nur als Zombie überstand, hatte sich eine
Schlaftablette eingepfiffen, und in Union mit dem Wein führte das dazu, dass
sie sanft entschlummerte. Auf drei Sitze gebettet. Der Flieger war gottlob nur
halb voll. Gerhard döste und erwachte immer mal wieder. Er trank zwei Bier und
fühlte nichts. War das normal? Es gab Frühstück, Jo sah ein bisschen
verknittert aus, aber irgendwie jung und reizend. Warum waren er und Jo
eigentlich nie ein echtes Paar geworden? Nur immer Freunde, mal Feinde, mal
»Part-Time Lover«, mal Affäre. Jo war doch wirklich großartig: laut, ungestüm,
emotional, dramatisch. Aber eben auch absolut zuverlässig, klug, herzlich und
hilfsbereit. Die Antwort war einfach und schwer zugleich: Er liebte sie nicht,
nicht so, wie man lieben musste. Nur bezweifelte er, dass er das überhaupt
konnte.
    Sie landeten in Johannesburg. Ein großer Flughafen wie überall auf
der Welt. Was hatte Gerhard auch erwartet? Gewehre, Militärs? Der Taxidienst
hielt ein Schild hoch: »Mr and Mrs Weinzirl for Piets Nest« . Auf einmal wurde Gerhard wieder der Irrsinn der
ganzen Unternehmung bewusst. Herr und Frau Weinzirl auf Abenteuerurlaub. Er und
Jo. Was für eine dämliche Idee! Wie hatte er das nur alles so weit kommen
lassen können!
    Jo hingegen war natürlich hoch begeistert. Ihre Augen waren überall,
sie saß vorn und plauderte mit dem Fahrer. Gerhard döste ein und wachte erst
zwei Stunden später wieder auf. Sie waren in den Waterbergen, grüne
grasbewachsene Gipfel standen am Horizont. Sie passierten das Dorf Vaalwater,
das war wohl hier das Zentrum. Retail-Stores, zwei Supermärkte, schwarze
Menschen, die Tüten trugen. Natürlich schwarze Menschen, er war in Afrika.
Gerhard hatte das Gefühl, dass sein Hirn nicht richtig funktionierte. Er sah
hinaus: Ein Fußball rollte über die Straße, ein paar Jungs lärmten hinterher.
Sie trugen Trikots unterschiedlicher WM -Nationen,
die Fußball- WM warf noch immer
lange Schatten. Ihr Fahrer hupte. Ein riesiger Pick-up mit Truckreifen nahm
ihnen die Vorfahrt. Der Fahrer fluchte in einer unbekannten Sprache.
    Einige Kilometer hinter dem Dorf bog der Chauffeur auf eine Piste ab
und schepperte über den wellblechartigen Straßenbelag. Wie schon auf der ganzen
Strecke waren die Grundstücke hoch eingezäunt, eine Welt aus Maschendraht.
Kilometerlang. Der Fahrer wurde langsamer, setzte ganz ordnungsgemäß den
Blinker, was Gerhard ziemlich albern fand hier in der Einöde. Dann bog er nach
links ab. Ein Tor wie beim Fort Knox lag vor ihnen. Ein Wächter kam herausgesprungen,
wechselte ein paar Worte mit dem Fahrer. Das war wohl Afrikaans, was sie da
sprachen. Das Tor schloss sich wieder, das Taxi schraubte sich einen holprigen
Sandweg hinunter. Plötzlich rannte etwas über die Straße, noch eins und noch
fünf weitere der seltsamen Tiere. Jo quiekte auf.
    »Schau mal!«
    Der Fahrer lächelte: »Wildebeests, in German? I don’t know.« Er zuckte bedauernd die Schultern.«
    Jo drehte sich um. »Ist das nicht Wahnsinn? Das waren Gnus, einfach
so.«
    Gerhard nickte. Einfach so. Und es war Wahnsinn. Wahnsinn, was sie
hier vorhatten.
    Nach etwa fünfzehn Minuten erreichte das Taxi ein paar Häuser,
machte eine elegante Linkskurve und hielt auf einem gekiesten Driveway. Sie
stiegen aus, gingen ein paar Treppenstufen hinauf, und Jo entschlüpfte ein
»Wow!«.
    Ja, wow! Inmitten einer knatschgrünen Wiese lag ein Swimmingpool,
umstanden von Liegen mit bunten dicken Polstern. Dahinter schloss sich die
Lodge an, reetgedeckt, eine Holzveranda verströmte Heimeligkeit, und überall
standen Kolonialmöbel, lagen bunte Kissen in farbiger Opulenz. Gerhard war nun
wahrlich nicht ein »Schöner wohnen«-Typ, aber er spürte, dass hier jemand am
Werk gewesen war, der ein Händchen dafür hatte. Das hier war warm und erdig;
stylish, aber nicht gestylt. Eine schmale, hübsche Frau mit Pferdeschwanz kam
auf sie zugeeilt und stellte sich als Helen, die Biologin, vor. Gerhard musste
sich erst mal an das Englisch gewöhnen, es kam noch sehr holprig über seine
Zunge. Helen zeigte ihnen ihr Quartier, ein einzeln stehendes Haus mit Privatterrasse.
Im Hauptraum stand mittig ein riesiges Bett mit Moskitonetz. Das Bad entlockte
Jo ein weiteres »Wow«: eine Wanne, in Natursteine gemauert, ein ebensolcher
Waschtisch, ein paar geschickt platzierte Lampen, Badeessenzen in
Kristallflaschen, Handtücher, so dick wie Teppiche.
    Helen verabschiedete sich und

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