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Markttreiben

Markttreiben

Titel: Markttreiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Förg
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Fanni Rot gibt es nun einen weiteren spannenden Krimi mit Lokalkolorit – nicht nur für Niederbayern lesenswert.«
    BR , Abendschau

Leseprobe zu Jutta Mehler,
HONIGMILCH
:
    1
    Fanni trug ganz allein selbst die Schuld daran, dass sie auf
Annabels Leiche stieß. Was musste sie auch ein heimliches Stelldichein mit
Sprudel arrangieren? Ein Treffen, das sie auf den Gipfel des Großen Falkenstein
führen würde.
    Fanni hatte selbst Schuld, und
sie verdiente es nicht anders, weil sie auch noch über die Planke kletterte,
die den erlaubten Weg von der Naturschutzzone abgrenzte.
    Bevor Fanni beschloss, verbotenes
Terrain zu betreten, hatte sie Hand in Hand mit Sprudel unter dem Gipfelkreuz
verweilt und ins Tal geblickt. Direkt vor ihnen lag das Dörfchen Lindbergmühle,
weiter rechts sahen sie Regenhütte, und ganz links in der Ferne konnten sie den
Sendemast auf der Kuppe des Brotjackelriegel erkennen.
    Die Sonne schien, doch der
böhmische Wind wehte frisch, und deshalb saßen alle anderen Wanderer bei Kaffee
und Kuchen in der Falkenstein-Schutzhütte, die knappe hundert Meter unterhalb
des Gipfels stand.
    Fanni und Sprudel wollten soeben
auch dorthin absteigen, als Fanni auf die Holzplanke deutete, die das frei
zugängliche Gipfelgebiet auf der Nordostseite eingrenzte.
    »Schau«, sagte sie, »hier
dahinter liegt die ehemalige Telefonschneise. Früher sind wir die manchmal mit
Skiern hinuntergefahren. Vor dreißig Jahren war das noch nicht verboten. Damals
hat es noch keinen interessiert, wo die Wanderer herumgestiefelt sind, und
Nationalparkranger kannte man nur aus amerikanischen Filmen.« Fanni hockte sich
auf die Planke und ließ die Beine baumeln. »Ende der Neunziger wurde dann
plötzlich schier der komplette Bayerische Wald zum Nationalpark erklärt. Lusen,
Rachel und Falkenstein, sämtliche Schachten, alles steht jetzt unter dem Dekret
der Nationalparkverwaltung. Und sobald du deinen Fuß auf ein Steinchen
außerhalb des markierten Weges setzt, kommt ein Ranger und pfeift dich zurück.«
    Sprudel schmunzelte. »Sind wohl
nicht besonders beliebt hier, die Nationalparkranger?«
    »Grünzeug-Gendarmen werden sie
von den Einheimischen genannt«, grinste Fanni und spähte die Telefonschneise
hinunter.
    Sie schwang die Beine auf die
verbotene Seite der Planke und zeigte auf den Felsbrocken, der die Einfahrt in
die Schneise in zwei schmale Rinnen teilte. »Für mich war es immer ein
Riesenproblem, mit Skiern an dem Felsen da vorbeizukommen. In den Rinnen wirst
du leicht zu schnell, und dann klebst du am nächsten Baum, bevor du abschwingen
kannst. Na ja«, gab sie zu, »eine Rosi Mittermaier war ich nie.«
    Sprudel beäugte den Stein. »Es
sieht so aus, als käme man überhaupt nicht daran vorbei.«
    »Zugewachsen«, antwortete Fanni.
»Die ganze Schneise wächst langsam zu.«
    Sie löste sich von der Planke
und machte ein paar Schritte auf unerlaubtem Boden.
    Und das rächte sich auf der
Stelle.
    Am Fuß des Felsens, talwärts
gelegen, entdeckte Fanni eine helle Hose. Aus der Hose ragten zwei Füße, die in
weißen Turnschuhen steckten.
    Fanni erstarrte.
    Sie sah schnell weg und dann
doch wieder hin. Ihr Blick fand eine weiße Bluse mit rötlichen Klecksen. Er
fand ein weißes Gesicht, eingerahmt von schwarzen Haaren.
    Schnell fort von hier!, riefen Fannis Gefühle. Hau ab, lass dich in
nichts reinziehen.
    »Was ist, Fanni?«, rief Sprudel.
    Sag: »Nichts« und geh, riet Fannis Kleinmut.
    Eine Verletzte, die Hilfe
braucht!, brachten einsichtige
Gedanken Ordnung in den Krawall – Notruf! Sofort!
    Bevor Fanni auf die Anweisung
ihrer Vernunft reagieren konnte, schwang sich Sprudel über das Geländer, trat
zu ihr und sog scharf die Luft ein.
    Eine Sekunde später kniete er
bereits am Boden und beugte sich über das weiße Gesicht. Zweige und
Brombeerranken legten sich auf seine Schultern, seine Haare.
    Sprudel wischte sie weg und sah
auf. »Fanni«, sagte er, »du musst zur Hütte hinunterlaufen. Der Wirt soll
schnellstens den Notarzt rufen. Er wird ja wohl ein Telefon haben. Mein Handy …«
    Fanni hörte nicht mehr, weshalb
Sprudel sein Handy nicht benutzen konnte – ihr eigenes lag wie immer zu Hause.
Sie sprang bereits über die Planke und rannte den felsigen Pfad zur
Falkenstein-Schutzhütte hinunter.
    Sie hielt auf den überdachten
Eingang zu, als ihr ein silbernes Edelweiß ins Auge sprang. Es prangte auf
einer Tafel am Hauseck. »Dienststelle Bergwacht« stand darunter.
    Bergwacht?
    Bei Unfällen in den

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