Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Markttreiben

Markttreiben

Titel: Markttreiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Förg
Vom Netzwerk:
Deutschland begleiten. Das
müssen wir alles klären in den nächsten Tagen.«
    Jo überlegte. »Ja, aber sind die Morde in Deutschland denn
beweisbar?«
    »Jo«, Gerhard sah sie fast gequält an, »das wird Sache der Polizei,
inzwischen auch von Interpol sein.«
    Samuel mischte sich ein. »Johanna, wir in Südafrika können ihm einen
Mordversuch nachweisen; inwieweit die deutschen Morde ihm zuzuschreiben sind,
das werden wir sehen.«
    »Aber er hat das Gerhard doch erzählt!«
    »Erzählt ja, aber das ist kein Beweis! Aussage gegen Aussage!«
Gerhard war lauter geworden.
    »Aber das wäre ja …« Jo brach ab.
    »Ungerecht, liebe Johanna? Das Leben ist selten gerecht. Wir
versuchen nur unser Bestes. Gegen gute Anwälte und mangelnde Beweise sind wir
überall auf der Welt machtlos.« Samuel nickte ihr zu.
    Samuel setzte sie später am Flughafen ab, sie schlenderten durch die
Shopping-Arkaden, kauften natürlich Droëwors, diese »südafrikanischen
Landjäger«, wie Gerhard scherzte. Der Flieger hob pünktlich ab, und immer noch
fühlte es sich wie ein Film an.
    Als das Diner serviert wurde und Wein, als sie wieder eine Weile
schweigend gegessen hatten, fragte Jo plötzlich völlig unvermittelt: »Was ich
mich die ganze Zeit frage: Warum ist diese Miri Piet oder Peter so arglos gefolgt?«
    »Wie kommst du jetzt auf sie?«
    »Ihretwegen sind wir doch geflogen. Du wolltest ihren Tod nicht als
Selbstmord akzeptieren. Baier auch nicht. Um Leo Lang ist es dir nicht
gegangen. Nicht um deine Ehre als Ermittler. So einer bist du nicht, Gerhard
Weinzirl. Dir ging es immer nur um diese Miri und um Baier.«
    »Sag nicht immer ›diese Miri‹!«
    »Gut, von mir aus. Warum war Miriam Keller so arglos?«
    »Weil die langen Jahre sie eben doch nicht gebrochen haben? Sie war
zu arglos, bis zuletzt. Zu gläubig in Bezug auf das Gute im Menschen? Trotz der
langen Jahre.«
    »Was für lange Jahre?«
    »Ach nichts.«
    »Du kanntest sie nicht. Nach einer Nacht kennt man niemanden. Hast
du nicht immer gepredigt, Liebe und Sex nicht zu verwechseln?«
    »Ja, aber es war anders.« Gerhard spürte, wie dumm dieser Satz war.
    »Es ist leicht, eine Frau zu lieben, die ein Traumbild ist.
Unerreichbar.«
    »Nein, tot. Sie ist tot.«
    »Das ist furchtbar, ich weiß.«
    »Ich hätte sie lieben können.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Ich weiß es eben.«
    »Du verrennst dich. Wie war das mit Kassandra? Und dieser Rumänin?
Mit mir früher? Alles interessante Frauen aus Fleisch und Blut. Alle sind mehr
oder weniger steinige Wege mit dir gegangen. Keine hast du je geliebt. Und
jetzt willst du eine Tote lieben? Sie soll es gewesen sein? Wo es all die
andern nicht waren? Weinzirl, du verrennst dich wirklich!«
    »Vielleicht. Vielleicht hast du recht. Ich weiß nicht, was Liebe
ist, aber Miri war etwas Besonderes, und das Leben hat ihr wenig
Verschnaufpausen gegönnt.«
    »Ja, ich weiß. Ich frage mich oft, ob die paar Momente Freude all
das Leid rechtfertigen.« Jo lächelte wehmütig.
    »Ist dein Leben denn so leidvoll? Du hast Reiber, du hast Erfolg. Du
bist gesund. Schön.«
    »Ach Gerhard, wie klingt denn das! Meinst du, wir alle hätten ein Luxusproblem?
Wir alle sind materiell abgesichert und gesund. Das war Miri auch, und doch hat
sie gelitten. Warum ist Liebe mit so viel Leiden verbunden? Kennst du das
schreckliche Lied von Udo Jürgens ›Ich wünsch dir Liebe ohne Leiden‹? Es ist
furchtbar, so ein Lied gut zu finden. In meinem Alter. Daran merkst du, wie
verletzlich wir sind. Alle. Du auch.«
    Es blieb ihm, zu schweigen. Kurz drückte er Jos Hand und sagte nur:
»Danke, danke für alles. Früher, heute und hoffentlich in Zukunft. Ich weiß
nicht, was ich ohne dich täte.«
    »Noch mehr Scheiß bauen.« Jos Lächeln war angestrengt.
    Baier stand am Flughafen. Gerhard empfand es als nur angemessen,
dass er in einem Rollstuhl saß und von Jo geschoben wurde. Dass er zu Baier
aufsehen musste.
    »Danke«, sagte Gerhard nur.
    Auf der Fahrt erzählte Baier in seinem typischen verbfreien Stil. Es
war eine Räuberpistole. Er hatte mitten in der Nacht diesen Beat
herausgeklingelt. Es geschafft, dem Informationen zu entlocken. Über den
deutschen Söldner. Er hatte seinen IPA -Freund
in München mitten in der Nacht herausgeklingelt. Sie hatten Kontakt zu Samuel
bekommen. Zeitgleich waren Mails vom LKA ans BKA und über Interpol nach
Südafrika gegangen. Baier hatte allen klargemacht, dass es brannte. Dass es
lichterloh brannte.
    »Zu euch ja

Weitere Kostenlose Bücher