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Marlene Suson 1

Marlene Suson 1

Titel: Marlene Suson 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Mitternachts-Braut
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Briefe aus der Tasche, faltete sie ausein- ander und drückte sie ihr grob in die Hand.
    Rachel warf einen Blick auf die beschriebenen Seiten, stutzte und sah noch einmal genauer hin. Hätte sie es nicht besser ge- wußt, dann hätte sie geschworen, daß es sich um ihre Handschrift handelte.
    Sie traute ihren Augen nicht. Sie versuchte, die Briefe zu lesen, doch die Worte verschwammen vor ihren Augen, und sie begriff nur, daß es eine Ungeheuerlichkeit war, die da stand.
    Ihr Blick flog hinab ans Ende des Textes: In Liebe, deine Rachel.
    Mit entsetztem Blick schaute sie zu ihrem Mann auf, der sie finster anstarrte. Sie war so verstört, daß sie kein Wort heraus- brachte.
    „Ich kann deinen Schreck gut verstehen, meine Liebe.‚ Offen- bar hatte er ihr Schweigen falsch ausgelegt. „Du hättest nie da- mit gerechnet, daß deine Briefe mir in die Hände fallen könnten, oder?‚
    „Das sind nicht meine Briefe! Ich habe sie noch nie im Leben gesehen. Ich habe sie nicht geschrieben, ich schwöre es.‚
    Ein zuckender Muskel in Jeromes Kiefer verriet seinen Zorn. „Wie kannst du es ableugnen? Das ist doch ohne jeden Zweifel deine Handschrift.‚
    „Sie sieht meiner Schrift zum Verwechseln ähnlich‚, gab sie zu. „Aber ich schwöre zu Gott, daß ich diese Briefe nicht ge- schrieben habe.‚ Rachel war klar, daß sie ihre Behauptung nicht beweisen konnte. Jerome mußte ihr glauben, doch sie wußte, daß er es nicht tun würde. „Ich sagte dir doch, daß ich sie nie zuvor gesehen habe.‚
    „Und du wirst natürlich auch abstreiten, daß du dich mit Den- ton im Witwensitz getroffen hast, seitdem du wieder hier bist.‚
    „Ja, das bestreite ich allerdings. Wie kannst du nur glauben, daß ich dir untreu bin? Ich habe meinen Großvater dafür gehaßt, was er meiner Großmutter antat, und wenn eine Frau ihren Mann betrügt, finde ich das noch verwerflicher. Selbst wenn ich dich

nicht so sehr lieben würde, Jerome, wäre ich dir trotzdem niemals untreu. Nie würde ich dir eine solche Demütigung antun. Dafür müßtest du mich doch kennen.‚
    Jerome fuhr sich mit der Hand über die Augen. Er wirkte müde und elend.
    Rachel hielt den Atem an. In diesem Augenblick entschied sich ihre Zukunft und die ihres ungeborenen Kindes.
    Verächtlich kräuselte er die Lippen. „Ich bezweifle, daß ich dich überhaupt je gekannt habe. Dagegen weiß ich jetzt, daß du dein Verhältnis mit Denton fortgesetzt hast, seitdem du wieder hier bist.‚
    „Ich kann nichts fortsetzen, was nie begonnen hat.‚ Mit einer verzweifelten Geste riß sie die Bibel von ihrem Nachttisch und legte die Finger auf den Einband. „Ich schwöre auf dieses heilige Buch, daß ich dir immer treu gewesen bin.‚
    „Forderst du die Ewige Verdammnis heraus, nur damit ich deine Lügen glaube?‚
    „Es sind keine Lügen! Lieber Gott, was kann ich tun, damit du mir glaubst?‚
    „Nichts. Und ebensowenig glaube ich, daß ich der Vater deines Kindes bin. Verdammt, konntest du nicht wenigstens so lange warten, bis die Erbfolge gesichert ist, bevor du mich zum Hahnrei machtest?‚
    Er drehte sich um, ging in sein Schlafzimmer und warf die Tür hinter sich zu.
    Verzweifelt sank Rachel neben dem Bett auf die Knie nieder. Sie konnte es einfach nicht fassen, daß Jerome ihr zutraute, diese schrecklichen Briefe geschrieben zu haben. Doch das Schlimmste von allem war, daß er sich weigerte, ihr Kind als seines anzuer- kennen.
    Aber er sollte sie nicht weinen hören, das verbot ihr Stolz. Sie preßte das Gesicht in die Bettdecke, um das wilde Schluchzen zu ersticken, das ihren Körper schüttelte.

29. KAPITEL
    Jerome stand in der Bibliothek und starrte schwermütig durchs Fenster hinaus auf die lieblichen Hügel von Royal Elms. Er dachte an Rachels verstörten, fassungslosen Gesichtsausdruck, als er ihr sagte, daß er ihr Kind nicht anerkannte.
    Das hätte er nicht sagen dürfen. Nur durch seinen Zorn hatte er sich dazu hinreißen lassen. Die Vernunft sagte ihm, daß er der Vater sein mußte. Wenn Rachels Schwangerschaft mit Si- cherheit feststand, mußte sie das Kind gleich zu Beginn ihrer Ehe empfangen haben, noch während sie auf Royal Elms waren. Hier war sie ihm auf jeden Fall treu gewesen. Doch nicht nur die Vernunft sagte ihm, daß er der Vater war. Auch Rachels Gesicht hatte es getan.
    Was immer sie ihm auch angetan hatte, er hätte das Kind nicht verleugnen dürfen. Jerome wandte sich vom Fenster ab, als Mor- gan die Bibliothek betrat. Da Jerome erst vor einer

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