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Marlene Suson 1

Marlene Suson 1

Titel: Marlene Suson 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Mitternachts-Braut
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hierblieb. Der Gedanke an Sophias Zorn ließ sie erzittern. Hinzu kam, wenn man sie hier mit dem Straßenräu- ber fand, würde man sie als seine Komplizin vor Gericht stellen. Dennoch, sie konnte den verletzten Mann nicht im Stich lassen.
    Sam widersprach nicht, sondern sagte nur. „Ich werd’ drauß’n vor der Tür schlaf’n. Wenn Sie was brauch’n, ruf’n Sie nur, M’Lady.‚
    Als Sam gegangen war, betrachtete Rachel das Gesicht des Straßenräubers im Schein der Kerzen. Irgend etwas an seiner Kinnlinie und dem Schnitt der Augenpartie erinnerte sie an den Herzog.
    Spukte der Duke of Westleigh inzwischen so in ihrem Kopf herum, daß sie schon begann, ihn ebenfalls in anderen Männern zu sehen? Doch kein anderer Mann, auch nicht dieser Straßen- räuber, konnte diese Sehnsucht in ihrem Innersten wecken. Wenn sie dieses Gefühl doch auch in ihm wecken könnte! Mut- losigkeit befiel sie, als sie daran dachte, wie gleichgültig er heute abend gewesen war.
    Rachel sah sich in dem großen, luxuriös ausgestatteten Schlaf- zimmer um und fragte sich, wie lange Gentlaman Jack hier wohl schon wohnte.
    Ihr Großvater hatte offensichtlich keine Kosten gescheut, um sein Liebesnest üppig auszupolstern. Sie durfte gar nicht daran denken, was er ihrer Großmutter damit angetan hatte, hier vor aller Augen mit seinen Mätressen zu logieren.
    Rachel wünschte sich einen treuen Ehemann, wie ihr Vater es gewesen war. Sie fürchtete jedoch, daß solche Männer dünn ge- sät waren. Besonders wenn sie an Stephens Freunde dachte, die – verheiratet oder nicht – es für ihr angestammtes Recht hielten, sich so viele Frauen ins Bett zu holen, wie sie nur wollten.
    Die Stunden krochen dahin, und Gentleman Jack wälzte sich unruhig im Bett hin und her, von Fieberträumen geplagt.
    Mit Sams Hilfe flößte sie ihm noch mehr von dem Heiltrank ein. Dann nahm sie seine Hand und sprach leise und besänfti-

gend auf ihn ein. Das schien zu wirken, denn er kam allmählich zur Ruhe.
    Im Laufe der Nacht wusch sie ihn wiederholt mit Lavendel- wasser und gab ihm immer wieder von dem Fiebertrank. Dann, kurz nach sechs, als sie kaum noch Hoffnung hatte, war die Krise plötzlich überstanden. Rachel unterdrückte einen Freudenschrei und sandte nur ein stummes Dankgebet zum Himmel.
    Wieder einmal hatte ihr Fieberelixier gewirkt. Sie wußte nicht, weshalb es wirkte, nur, daß es es tat.
    Gentleman Jack fiel in einen tiefen, erholsamen Schlaf, und Ra- chel wußte, daß das Schlimmste überstanden war. Zur Sicherheit ließ sie Sam noch etwas von der Arznei da und gab ihm genaue Instruktionen, wie Gentleman Jack sie einnehmen sollte.
    Bevor sie ging, untersuchte sie die Wunde noch einmal. Die Um- schläge hatten gewirkt, und die Entzündung war schon deutlich zurückgegangen.
    Als sie den Verband wieder anlegte, öffnete Gentleman Jack die Augen.
    Er brauchte einen Augenblick, um sich zu orientieren, doch dann wurde sein Blick klar, und er starrte Rachel entgeistert an Sein Gesicht wirkte vom Fieber und den Schmerzen hager und abgezehrt, und auf seinem Kinn sprossen rotbraune Bartstoppeln
    „Allmächtiger!‚ stieß er hervor. „Bin ich gestorben und schon im Himmel?‚
    „Warum sollten Sie?‚ fragte Rachel.
    „Weil nur Engel so schön sein können.‚
    Sie lächelte. „Besten Dank für das Kompliment. Doch ich kann Ihnen versichern, daß Sie noch unter den Lebenden weilen.‚
    „Ich hätte es wissen müssen‚, grinste er.
    „Wieso?‚ fragte Rachel. Trotz seiner schlechten körperlichen Verfassung wirkte er ausgesprochen charmant. Dennoch hatte er nicht die gleiche erregende Wirkung auf sie wie der Herzog.
    „Man hätte mich nicht in den Himmel gelassen.‚ Seine Stimme war tief und seine Sprache kultiviert, ohne jeden Yorkshire- Akzent. Das bestärkte Rachel in ihrer Überzeugung, daß Jack tatsächlich ein Gentleman war.
    „Isser wach, M’lady?‚ fragte Sam und trat ans Bett.
    „M’lady?‚ wiederholte der Straßenräuber alarmiert. „Wer, zum Teufel, ist sie, Sam?‚
    „Lady Rachel.‚
    „Arlingtons Schwester?‚

„Ja‚, gestand Sam.
    Gentleman Jack fluchte wie ein Kutscher. „Wie konntest du sie nur herbringen? Hast du den Verstand verloren? Verdammt noch mal, ich habe es dir doch verboten. Jetzt wirst du mit mir hängen, du elender Narr.‚
    „Könnt’ Sie doch nicht sterm’ lass’n, wo Sie so viel für uns ge- tan ham.‚
    „Dafür werden wir jetzt beide baumeln.‚
    „Keiner von Ihnen wird ,baumeln’, wie Sie es so

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