Marlene Suson 1
packte seine Handgelenke. „Sie verletzen sich ja.‚ Das war nichts im Vergleich dazu, wie verletzt sein Stolz war. „Wieso ist ausgerechnet mir das Ungemach beschieden, für die zweifelhafte Ehre, Sie zu ehelichen, ausgewählt zu sein?‚
Sie zuckte unter seiner ätzenden Ironie zusammen. „Ich ver- abscheue Lord Felix und ertrage es nicht, ihn zu heiraten.‚ Ihre Augen flehten um Verständnis. „Sie sind meine einzige Hoffnung, ihm zu entkommen.‚
„In dem Fall, meine Teuerste, gibt es keine Hoffnung für Sie.‚
Sie sah ihn an, als hätte er sie geschlagen.
„Warum wollen Sie Felix nicht heiraten? Die meisten Frauen würden es mit Freuden tun. Immerhin ist er steinreich.‚
„Als ob es mir darum ginge!‚ rief sie verächtlich. „Verstehen Sie denn nicht? Er ist mir ganz einfach zuwider! Im übrigen, was glauben Sie wohl, wie ein Mann, der kleine Hunde mit Füßen tritt, seine Frau behandeln würde?‚
Dagegen war nichts zu sagen. Obwohl er so wütend auf Rachel war, mußte er ihr in diesem Punkt recht geben. „Dann heiraten Sie doch Tony Denton‚, schlug er vor.
„Tante Sophia würde es nie zulassen. Tony ist nicht annähernd reich genug.‚
„Und wenn er es wäre, würden Sie ihn dann nehmen?‚
„Nein. Ich halte Tony für einen ebenso schlechten Ehemann wie Lord Felix. Obwohl er durchaus nett und charmant sein kann, ist er ganz und gar nicht das, was ich mir unter einem Gatten vorstelle. Er ist ein Windhund, der nur an sein eigenes Vergnügen denkt.‚
Ihre treffende Charakterisierung nötigte Jerome Respekt ab. Es freute ihn, daß sie den gewissenlosen Lüstling durchschaut hatte. Dann fiel ihm ein, daß sie trotzdem mit Tony geschlafen hatte. Genau wie Cleo Macklin, war Denton ihr als Liebhaber willkommen, doch heiraten wollte sie einen reichen Herzog.
Wären seine Hände nicht gefesselt gewesen, dann hätte er sie
womöglich erwürgt. Er schloß die Augen, um sie nicht ansehen zu müssen, und überlegte, wie er sie dazu bringen könnte, ihn loszubinden.
Als er die Augen wieder öffnete, lächelte Rachel ihm scheu zu und trat ein paar Schritte vom Bett zurück. Sie begann die Na- deln herauszuziehen, mit denen sie ihr Haar auf dem Kopf fest- gesteckt hatte.
Fasziniert beobachtete er, wie die langen, dichten Locken auf ihre Schultern herabfielen. Jerome unterdrückte ein Stöhnen und versuchte nicht daran zu denken, wie es wäre, Hände und Gesicht in dieser seidigen Fülle zu vergraben.
Rachels Finger nestelten an den Schleifen ihres Kleides. Doch dann hielt sie inne und wirkte plötzlich unschlüssig.
Plötzlich nahm ihr Gesicht einen grimmigen, entschlossenen Ausdruck an, und sie begann, das Gewand aufzuschnüren. Er bemerkte, daß ihre Hände zitterten.
Als sie weitermachte, spürte Jerome, wie sein Mund trocken wurde. Die Mulde zwischen ihren schwellenden Brüsten wurde sichtbar, und sein Körper begann sich zu regen.
„Verdammt sollen Sie sein‚, knurrte er. „Haben Sie das auch für Denton getan?‚
Ihre Hände sanken herab, und sie sah ihn verständnislos an. Was?‚
„Hat Denton Sie dazu gebracht, mich zu entführen und dann diese Vorstellung zu geben?‚
„Wie kommen Sie denn darauf?‚
„Weil so ein Schurkenstreich ihm ähnlich sehen würde. Es wäre ihm ein Fest ohnegleichen, wenn ich blindlings in die Ehe mit einer seiner Mätressen tappen würde.‚
„Mätressen!‚ rief sie tief gekränkt. „Ich bin doch nicht seine Mätresse!‚
Jerome glaubte ihr kein Wort. „Wie haben Sie denn dann die vorletzte Nacht mit Denton verbracht? Bei einer Partie Whist?‚ Seine Stimme troff vor Hohn und Verachtung.
„Oh, Himmel, ich war in der Nacht doch nicht mit Tony zu- sammen!‚
„Lügen Sie nicht!‚ herrschte er sie an. „Ich habe selbst gesehen, wie Sie beide aus dem Haus geschlichen sind.‚
„Aber nicht zusammen.‚
„Nein‚, räumte er ein. „Doch im Abstand von drei Minuten. Und am nächsten Morgen habe ich Sie in der Dämmerung zu-
rückkommen sehen. Oder wollen Sie etwa behaupten, sie hätten die Nacht auf Wingate Hall verbracht?‚
„Nein‚, gab sie ruhig zu. „Doch bei Tony war ich auch nicht.‚
Jerome war verunsichert. „Wo, zum Teufel, waren Sie dann? Und wo war Denton?‚
„Ich vermute, er war bei der niedlichen Dienstmagd im ,White Swan’, die er immer besucht, wenn er auf Wingate Hall ist.‚
Sie sagte das so gleichgültig, daß Jerome nicht mehr ganz aus- schloß, sie könnte Dentons Verführungskünsten vielleicht doch
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