Marlene Suson 2
bezaubernd schöne Brosche habe ich noch nie gesehen, Lady Arlington.“
Es überraschte Meg, daß die Frau ihre Brosche überhaupt bemerkt hatte, denn sie selbst trug ein kostbares Kollier aus Brillanten und Rubinen mit passenden Ohrringen. Der Schmuck sah aus, als gehörte er zu den Kronjuwelen.
„Wo haben Sie dieses einzigartige Stück gefunden? Drüben in Amerika?“
„Nein, hier. Mein Mann hat es entworfen und für mich anfertigen lassen.“
„Wirklich?“ Ein wehmütiger Ausdruck trat in die Augen der Frau. „Was für ein Glück Sie haben.“
Meg hatte den Eindruck, daß ihr Gast nicht nur über das Schmuckstück sprach.
„Sie sind zu beneiden“, sagte Lady Ellerton noch, bevor sie weiterging.
Als sie außer Hörweite war, bemerkte Meg zu Rachel: „Ihr Kollier muß doch sehr viel mehr wert sein als meine Brosche.“
„Aber ihr Mann hat es nicht für sie entworfen. Er hat es nicht mal für sie ausgesucht. Es gehört zum Familienschmuck der Ellertons. Die jeweilige Marquise darf den Schmuck so lange tragen, wie ihr Mann am Leben ist. Dann geht er an die Frau ihres Sohnes über. Wie ich Ellerton kenne, hat er seiner Frau vermutlich noch niemals ein Schmuckstück gekauft. Er ist viel zu sehr damit beschäftigt, seine Mätressen mit Schmuck zu behängen.“
Meg schluckte mühsam. Würde sie auch bald das Schicksal der Marquise teilen? Würde Stephen auch sie ignorieren, während er sich seinen Mätressen widmete?
Eine berückend schöne Frau erschien am Eingang zum Ball- saal. „Ist das nicht Lady Caroline Taber?“ fragte Meg ihre Schwägerin.
„Ja. Eine schöne Frau, nicht wahr?“ antwortete Rachel bei- läufig, als wäre es das Natürlichste von der Welt, daß Stephens Mätresse einen Ball besuchte, der zu Ehren seiner Frau gegeben wurde.
Caroline übersah ihre Gastgeberin und Meg. Statt dessen ge- sellte sie sich zu einigen Herren, von denen sie überschwenglich begrüßt wurde.
Tränen brannten in Megs Augen. Wie sollte sie je mit einer solchen Frau konkurrieren können?
Stephen kam zu seiner Gattin zurück. Sein strahlendes Lä- cheln drang ihr bis ins Herz. „Komm, wir wollen tanzen.“
Während der nächsten zwei Stunden wich er kaum von ih- rer Seite. Er tanzte einen Tanz nach dem anderen mit ihr. Sie war ihm zutiefst dankbar, daß er ihr die Demütigung ersparte, sie nach dem ersten Tanz sich selbst zu überlassen und eigene Wege zu gehen, wie es die meisten anderen Ehemänner – Jerome ausgenommen – getan hatten.
Irgendwann gelang es Lord Morgan, Jeromes Bruder, Meg zu einem Tanz zu überreden.
Während er sie auf die Tanzfläche führte, fragte er: „Unter- halten Sie sich gut?“
„Ja, natürlich.“ Besser, als ich erwartet habe, stellte sie über- rascht fest. Sie konnte sich jedenfalls nicht darüber beschweren, daß Stephen sie vernachlässigte.
Sie warf einen Blick zurück zu der Stelle, wo sie ihren Mann verlassen hatten, und stellte fest, daß er bereits von vier schönen Frauen umringt war. Eifersucht stieg in ihr auf.
Stephen hatte kein Interesse an den vier Damen, die sich so eifrig um ihn bemühten. Er entwischte ihnen, so schnell es die Höf- lichkeit erlaubte, und zog sich in eine stille Nische zurück, von wo aus er seine Frau beobachten konnte, während sie mit Lord Morgan tanzte.
Jerome gesellte sich zu ihm und schaute ebenfalls zu Megan hinüber. „Deine Frau sieht heute abend wirklich bezaubernd aus.“
„Ja.“ Stephen nickte. Sie hatte dazu nur ein Kleid gebraucht, das ihr stand, eine elegante Frisur und einen Hauch Puder und Schminke, um ihre natürliche Schönheit zu unterstreichen.
„Auf den ersten Blick fand ich ihr Kleid auch ein bißchen schlicht, genau wie Rachel“, sagte Jerome. „Neben den anderen Toiletten wirkt es ein wenig einfach und schmucklos, aber ich hätte wissen müssen, daß du bei deiner Sachkenntnis genau das herausfindest, was ihr am besten steht.“
„Megan ist zu klein und grazil für diesen ganzen Firlefanz.“
„Du hast recht. Sie hebt sich vorteilhaft gegen die anderen ab.“
So war es. Der einfache Schnitt ihres Kleides, dessen einziger Schmuck die Kolibri-Brosche war, ließ sie neben den verschwen- derisch herausgeputzten Frauen wirken wie ein erlesenes Juwel zwischen buntem Straß. Stephen vermutete, daß eine ganze Reihe der Damen demnächst ähnliche Kleider tragen würden.
„Dieses zarte Grün steht ihr ebenfalls ausgezeichnet“, be- merkte Jerome.
Ja, es unterstrich Megans Teint und brachte die
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