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Marlene Suson 2

Marlene Suson 2

Titel: Marlene Suson 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Mitternachts-Lord
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die Tanzfläche. Dabei flüsterte er ihr zu: „Es ist nicht klug, Madame, einen Ballsaal so überstürzt zu verlassen, wie Sie es gerade tun wollten. Es gibt den müßigen Zungen zuviel Gesprächsstoff.“
    Meg wußte, daß er recht hatte, und sie war ihm dankbar dafür, daß er ihr helfen wollte. Das Orchester begann ein Menuett zu spielen, und sie unterdrückte ein Stöhnen. Sie war davon über- zeugt, daß ihre bleischweren Beine die schwierigen Figuren des Menuetts nicht würden ausführen können. „Bitte, Sie müssen mich entschuldigen. Mir ist nicht nach Tanzen zumute.“
    „Wieso nicht?“
    Unwillkürlich schaute sie zu ihrem Mann und seiner Mätresse hinüber. Sie sprachen noch immer miteinander. Stephen hielt den Kopf gesenkt, und die Gesichter der beiden waren einan- der sehr nahe. Meg kämpfte gegen die aufsteigenden Tränen an.
    „Machen Sie sich doch keine Gedanken wegen Lady Caro- line.“
    „Keine Gedanken machen!“ Meg schaute Lord Morgan an, als hätte er den Verstand verloren. „Sie ist schön wie der junge Morgen. Gegen sie bin ich ein Nichts.“
    „Sie verkaufen sich aber weit unter Wert.“
    „Leere Schmeicheleien helfen mir auch nicht weiter“, gab sie mit scharfer Stimme zurück.
    Sein durchdringender Blick erinnerte Meg an Jerome. „Hören Sie, Lady Arlington, Schönheit hängt immer vom Auge des Be- trachters ab. Ich bezweifle stark, daß Ihr Gemahl Lady Caroline auch nur annähernd so schätzt wie Sie.“

Noch bevor sie ihn bitten konnte, ihr zu erklären, was er damit meinte, zog er sie in eine der komplizierten Figuren des Menuetts.
    Stephen war sich all der Blicke, mit denen er und seine frühere Mätresse von den Ballbesuchern sensationslüstern gemustert wurde, peinlich bewußt, und er wollte Caroline so rasch wie möglich wieder loswerden.
    Er schaute hinab in ihr schmollendes Gesicht und erkannte das wilde Funkeln in ihren Augen. Ganz offensichtlich stand sie kurz vor einem Wutanfall, und er überlegte fieberhaft, wie er ihn abwenden konnte.
    Er wußte ja, weshalb sie so wütend war. Er hatte sie – wie auch alle anderen Frauen – heute abend absichtlich ignoriert und sich ausschließlich seiner Gattin gewidmet. Jede andere Frau hätte die stumme Botschaft verstanden, nur Caroline nicht. Je- rome hatte recht behalten. Sie war viel zu sehr von sich und ihrem unwiderstehlichen Charme überzeugt, um zu erkennen, was offenkundig war.
    Stephen war fest entschlössen, eine peinliche Szene zu ver- meiden. Das bedeutete, daß er den unvermeidlichen Abschied um drei Tage verschob, wenn er in London sein würde. Ihm per- sönlich war es gleichgültig, ob Caro ihre Wut vor den Augen und Ohren der Ballgäste an ihm ausließ, aber Megan wollte er diese Demütigung unter allen Umständen ersparen. Um nichts in der Welt würde er zulassen, daß man ihr so weh tat.
    Seine Frau war über seine Vergangenheit auch so schon ent- setzt genug. Eine solche Szene würde ihn in ihren Augen vollends unmöglich machen.
    „Ich werde dich im Arlington-Haus besuchen“, sagte Caro.
    „Das geht nicht, weil es geschlossen ist.“ Was für ein Glück, daß er diese gute Ausrede hatte! „Ich werde als Gast des Herzogs im Westleigh-Haus wohnen.“
    „Aber das darfst du nicht! Er ist ein enger Freund von Taber, und er wird nicht stillschweigend dulden, daß du ...“
    Stephen hatte nicht die Absicht, irgend etwas zu tun, wozu Je- romes stillschweigende Duldung notwendig gewesen wäre. „Ich werde dich besuchen“, fiel er ihr ins Wort.
    Er sah diesem Treffen mit äußerst gemischten Gefühlen entge- gen. Das mindeste würde sein, daß Caro ihn anschrie und wüst beschimpfte. Sie neigte allerdings auch dazu, mit Gegenständen

um sich zu werfen, wenn sie wütend war. Vielleicht, dachte er mit einem Anflug von Galgenhumor, sollte ich ihrem Mann den guten Rat geben, das kostbare Porzellan wegzuschließen, bevor ich komme.
    Früher einmal hatte Caros sprunghaftes Temperament dazu beigetragen, seine Langeweile zu vertreiben. Heute würde er sich mit dergleichen nicht mehr abfinden.
    Und mit ihr auch nicht.
    Die Erinnerung an Caros bühnenreife Auftritte machte ihm Megan und den Frieden, den sie in sein Leben gebracht hatte, noch teurer.
    „Ich weiß ja, daß du freiwillig nie eine so reizlose kleine Maus geheiratet hättest.“ Caro machte ihren berühmten Schmollmund.
    Stephen hätte nicht sagen können, was ihn mehr aufbrachte – die Tatsache, daß Caro seine Frau eine „reizlose kleine Maus“

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