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Marlene Suson 2

Marlene Suson 2

Titel: Marlene Suson 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Mitternachts-Lord
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Schweißtropfen begannen auf seiner Stirn zu perlen.
    „Sie schwitzen ja! Ist das Fieber wieder gestiegen?“ Meg legte ihm die Hand auf die Stirn.
    Ihre Berührung löste eine neue Welle des Verlangens in ihm aus. Es war ein richtiger Schock für ihn, wie sehr er diese Frau begehrte.
    Verwirrt runzelte sie die Stirn. „Nein, Fieber haben Sie nicht. Sie sind ganz kühl.“
    Den Teufel war er! Er brannte vor Verlangen.
    Meg beendete seine Rasur, ohne auch nur im entferntesten zu ahnen, welche Wirkung sie auf ihn hatte.
    Und dabei schien das absolut nicht auf Gegenseitigkeit zu beruhen!
    Er biß die Zähne zusammen und rief sich ins Gedächtnis, daß er ja ein Gentleman war. Sobald er wieder auf den Beinen ste- hen konnte, würde er von hier fortgehen. Und er würde die Güte seines prüden kleinen Schutzengels nicht mit einer Verführung vergelten. Dazu verdankte er Meg zuviel.
    Als er fertig rasiert war, stellte sie kühl und sachlich fest: „Wie verändert Sie aussehen.“
    Enttäuscht von ihrer Gleichgültigkeit, blickte Stephen in den Spiegel. Sein Gesicht mit den eingesunkenen Wangen war so ha- ger, daß es wirklich nicht besonders anziehend wirkte. Nachdem der üppige Bartwuchs entfernt war, trat die häßliche Narbe über seiner linken Braue besonders auffällig hervor. Und seine Augen hatten den Ausdruck eines Mannes, der viel gelitten hatte.
    Sein Anblick erinnerte ihn an eine Beschreibung, die er bei Shakespeare gelesen hatte, und er zitierte mit leiser Selbstironie: „Hohläug’ger Schlucker mit gespenst’gem Blick wie ein lebendig Toter.“
    Wieso starrte Meg ihn so entgeistert an?
    „Ist das aus der Komödie der Irrungen?“
    „Ja.“ Jetzt war die Überraschung auf Stephens Seite. War es möglich, daß dieses Landkind sich in der klassischen Literatur auskannte? „Sie haben Shakespeare gelesen?“

„Ja, sicher.“ Ihre grauen Augen musterten ihn eingehend. „Ich bin erstaunt, daß Sie daraus zitieren. Ich hätte nicht geglaubt, daß Sie überhaupt lesen können.“
    Der Hieb saß, und er sagte verärgert. „Ich kann sogar sehr gut lesen – und zwar in mehreren Sprachen. Ich habe Ihnen doch gesagt, daß ich ein Gentleman bin. Besser gesagt, ich war es, bis diese Strolche mich in Dover überfielen.“
    Offenbar war sie immer noch unschlüssig, ob sie ihm Glauben schenken durfte. Nach einem weiteren Blick in den Spiegel ahnte Stephen auch, warum.
    Dies war kein Gesicht mehr, mit dem man eine Frau beein- drucken konnte, nicht einmal ein Mauerblümchen wie Meg Drake.
    Stephen ließ sich ins Kissen zurücksinken. Früher einmal hatte er soviel besessen.
    Doch nicht ein einziges Mal war ihm zum Bewußtsein gekom- men, wie reich er war – bis er alles verlor.
    Im stillen verfluchte er sich dafür, ein so törichter, gedanken- loser Narr gewesen zu sein.
    Meg trug die Schüssel mit dem Wasser zum Tisch und reinigte das Rasiermesser ihres Vaters, während sie über das Rätsel nach- dachte, das dieser Mann ihr aufgab. Er konnte Shakespeare rezitieren, und doch trug er die Male eines Sträflings an Armen und Beinen. Zugegeben, er sprach nicht wie ein Sträfling, son- dern eher wie der, der zu sein er behauptete – ein Gentleman, dem man übel mitgespielt hatte.
    Und jetzt, nachdem er rasiert und gekämmt war, wirkte er auch nicht mehr wie ein Vagabund. Meg streifte ihn mit einem ver- stohlenen Blick, und ihr Herz schlug schneller. Es war ein Fehler gewesen, ihn zu rasieren.
    Wenn sie auch nur die leiseste Ahnung gehabt hätte, was für ein anziehendes Gesicht unter diesem unansehnlichen Bart steckte, hätte sie ihn lieber nicht rasiert. Jetzt mußte sie sich zwingen, nicht immer wieder in dieses kantige, männliche ausdrucksvolle Gesicht zu schauen.
    Keiner ihrer früheren Verehrer – obwohl alle recht gutausse- hend – hatte diese seltsame Unruhe in ihr ausgelöst, wie Stephen Wingate es tat. Ein Gefühl, das er für sie mit Sicherheit nie empfinden würde. Ein schlichtes, praktisch veranlagtes Mädchen wie sie entfachte in den Männern keine unsterbliche Liebe und

Leidenschaft. Schon gar nicht, wenn der Mann so gutaussehend und interessant war wie Stephen Wingate.
    Meg hatte sich mit ihrer mangelnden Attraktivität abgefunden. Es war eine Tatsache, die nun einmal nicht zu ändern war, und damit basta. Reine Zeitverschwendung, deswegen zu lamentie- ren. Dazu stand sie mit beiden Beinen zu fest auf dem Boden. Auf der anderen Seite war sie nicht bereit, einen Mann zu heiraten, der sie nicht liebte

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