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Marlene Suson 2

Marlene Suson 2

Titel: Marlene Suson 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Mitternachts-Lord
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und der ihr nicht treu war. Und das war der Grund, weshalb sie eben nicht heiraten würde.
    Megs Blick senkte sich von Stephens Gesicht zu seiner sonnen- gebräunten Brust, auf der sich das dunkle Haar ringelte. Wieder empfand sie diesen lächerlichen Wunsch, mit der Hand darüber hinzustreichen.
    Was war nur los mit ihr? Schuldbewußt wandte sie den Blick ab, doch schon einen Augenblick später machten ihre Blicke sich selbständig, und sie bewunderte erneut diese breite, aufregende Männerbrust. Verärgert über ihre Schwäche, holte Meg von ei- nem der Nägel an der Wand ein langes Nachthemd, das früher ihrem Stiefvater gehört hatte.
    Sie warf es Stephen zu und sagte kurz angebunden: „Ziehen Sie das an.“
    Ihre barsche Stimme überraschte ihn sichtlich, doch er ge- horchte.
    Meg erinnerte sich an seine flehenden Rufe nach dieser Ra- chel. Wer war sie? Seine Frau? Meg traute sich nicht, ihn direkt zu fragen. Deshalb versuchte sie es auf Umwegen. „Haben Sie Kinder zu Haus in Yorkshire, Mr. Wingate?“
    Er grinste frech. „Nicht, daß ich wüßte.“
    „Und eine Frau?“
    Sein Grinsen wurde noch breiter. „Nein.“
    „Vielleicht eine Braut?“
    Das Grinsen verschwand, und er zögerte für den Bruchteil eines Augenblicks. „Nein.“
    Er log. Dessen war Meg sicher, denn das winzige Zögern war ihr nicht entgangen. Sie spürte einen seltsamen Stich in der Herz- gegend. Er log, wie auch seine ganze Geschichte erlogen war. Sie würde nicht zulassen, daß ein verlogener, ihres Vertrauens un- würdiger Charmeur sie einwickelte, wie es damals ihrer Mutter passiert war.
    Der Preis war zu hoch.

5. KAPITEL
    Die riesigen, geifernden Hunde stürzten sich auf Stephen und schnappten knurrend nach ihm. Hinter ihnen tauchte Hiram Flynts höhnisches Gesicht auf. In den Händen hielt er einen „Kesselhaken“, einen jener schrecklichen nagelbestückten Ei- senringe, die er entflohenen Sklaven und Fronarbeitern um den Hals schloß, wenn er sie wieder eingefangen hatte.
    Einer der Hunde sprang an Stephen hoch und schlug die Zähne in seinen Arm.
    Er schrie vor Schmerz laut auf.
    Plötzlich wurde die blutrünstige Bestie auf wunderbare Weise von einer tröstenden Hand verjagt. Eine sanfte Stimme sagte: „Wachen Sie auf. Es ist nur ein Alptraum.“
    Stephen öffnete die Augen und sah im flackernden Schein ei- ner Kerze Megs besorgtes Gesicht über sich. Er griff nach ihrer Hand und umklammerte sie, um die Schrecken des Alptraums zu verscheuchen. Es war verblüffend, was für ein Gefühl der Sicherheit es ihm vermittelte, wenn er nur Megs Hand hielt.
    Doch er wußte, daß er nicht in Sicherheit war. Dieser gott- verfluchte Flynt würde nicht ruhen, bis er ihn, Stephen, wieder eingefangen hatte.
    Er hörte ein gleichmäßiges, leises Trommeln auf dem Dach.
    „Mir scheint, der Regen, den Josh voraussagte, hat tatsächlich eingesetzt.“
    „Schon seit drei bis vier Stunden. Glauben Sie, daß Sie jetzt wieder schlafen können?“
    Stephen hob die Schultern. Der Alptraum hatte ihm wieder vor Augen geführt, auf welch schwankenden Füßen seine augen- blickliche Freiheit stand. Er betete zu seinem Schöpfer, daß Flynt ihn nicht fand, solange er hier festsaß. Stephen glaubte fast kör- perlich zu spüren, wie das kalte Eisen dieses Marterinstruments sich um seinen Hals schloß.

Als Meg ein paar Stunden später das aus Maisbrei und Milch be- stehende Frühstück servierte, regnete es noch immer. Sie brachte Stephen das Frühstück ans Bett und versorgte dann ihren Bruder, der am Tisch saß.
    Josh streifte den Gast mit einem triumphierenden Blick. „Se- hen Sie? Ich habe doch gesagt, daß es regnen wird. Wilhelm hat immer recht.“
    Meg lächelte leise über das grenzenlose Vertrauen, das ihr Bruder in ihren Nachbarn setzte. Doch auch sie würde Wil- helm immer dankbar sein, weil er soviel Geduld mit Josh hatte. Er wurde nie müde, die Fragen des Jungen zu be- antworten, und nahm sich stets die Zeit, ihm all die Dinge beizubringen, die er für das Leben in dieser Wildnis lernen mußte.
    Als Josh sein Frühstück beendet hatte, verkündete er, daß er jetzt hinausgehen und die Tiere füttern wollte.
    Meg warf einen Blick auf die glimmenden Holzscheite im Ka- min. Obwohl es jetzt im August noch sehr warm war, mußte sie das Feuer in Gang halten, denn sie hatte keine Möglichkeit es wieder zu entfachen, wenn es ausging. „Das Feuerholz wird allmählich knapp, Josh. Vielleicht solltest du heute lieber für Nachschub

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