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Marlene Suson 2

Marlene Suson 2

Titel: Marlene Suson 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Mitternachts-Lord
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„Ja. Was ich sage, ist die Wahrheit, und ich bin jederzeit bereit, einen Eid darauf zu leisten.“
    Stephen merkte ihr an, daß sie ihm noch immer nicht glaubte. „Sehe ich vielleicht aus wie ein entsprungener Sträfling?“ fragte er gekränkt.
    „Ja“, erklärte sie unverblümt.
    Diese Antwort hatte er nicht erwartet. Ihre Offenheit brachte ihn völlig aus dem Konzept. Er war an Frauen gewöhnt, die sich zierten, hingebungsvoll seufzten und sich in blumigen Me- taphern ergingen. Nur seine Mutter und seine Schwester waren anders gewesen, doch erst als Erwachsener hatte er entdeckt, wie ungewöhnlich die beiden waren.
    „Wenn Sie kein Sträfling sind, wieso haben Sie dann die Fesselmale an Armen und Beinen?“
    „Ich wurde irrtümlich für einen gehalten, einen Mann namens Billy Gunnell.“ Stephen versuchte so dicht bei der Wahrheit zu bleiben wie nur eben möglich. Er war absichtlich an Gunnells Stelle gesetzt worden und nicht irrtümlicherweise, doch er fürch- tete, daß Meg das nie glauben würde. „Ich wurde ergriffen und gefesselt, doch ich bin kein Sträfling.“
    „Und weshalb hat man ausgerechnet Sie festgenommen?“
    Offenbar war es äußerst schwierig, Engeln einen Bären auf- zubinden. „Vielleicht sehe ich ihm ähnlich. Vielleicht waren die Leute auch auf eine hohe Belohnung aus. Aber ich bin nicht Billy Gunnell, ich bin Stephen Wingate aus Yorkshire.“
    „Und weshalb sind Sie dann auf der Flucht?“
    „Weil ich nicht beweisen kann, wer ich bin, bevor ich meinen Bruder erreicht habe. Ich bin den Kerlen entkommen, aber wenn sie mich aufstöbern, ist es um mich geschehen.“
    „Wenn der Besitzer dieses Sträflings Sie zu Gesicht bekommt, erkennt er doch sofort, daß Sie nicht sein entflohener Mann sind. Dann muß er Sie freilassen.“
    Stephen betrachtete sie mit einer Mischung aus Ärger und Bewunderung. Diese Frau war verdammt gewitzt. Weshalb ge- hörte sie nicht zu jenen Spatzenhirnen, die die Londoner Salons bevölkerten? Er versuchte es mit Ironie. „Glauben Sie wirklich? Oder wird er nur einfach einen kräftigen jungen Burschen sehen, der an die Stelle seines entflohenen Sträflings treten könnte?

Das will ich lieber nicht riskieren.“ Stephen versuchte, sie mit seinem Lächeln zu entwaffnen, das bisher noch bei allen Frauen seine Wirkung getan hatte.
    Doch ihre großen Augen blickten ihn unverwandt an, ohne daß der Argwohn aus ihnen wich.
    Keine Frau hatte ihm je widerstehen können, wenn er es darauf anlegte, doch bei Megan Drake schien er auf Granit zu beißen. „Ich habe Ihnen meine Geschichte erzählt“, sagte er verdrossen. „Jetzt müssen Sie mir Ihre erzählen.“
    „Das glaube ich nicht.“
    „Was glauben Sie nicht?“
    „Daß Sie mir wirklich Ihre Geschichte erzählt haben. Im übrigen habe ich zuviel zu tun, um Ihnen meine zu erzählen.“
    Verdutzt über diese Abfuhr sah Stephen sie an. Wie gern hätte er diesem aufmüpfigen Geschöpf den Dämpfer verpaßt, den es verdiente. Oh, er wünschte, er verfügte über die eisige Arroganz des Duke of Westleigh! Damit würde er auch Meg zurechtstut- zen. Der Herzog hatte Stephen damals das Gefühl gegeben, ein Nichts zu sein. Weniger als nichts. Und dafür hatte Stephen ihn gehaßt.
    „Ihre Herzlichkeit überwältigt mich.“
    „Wie Ihre Dankbarkeit dafür, daß ich Ihr Leben gerettet habe, mich überwältigt.“
    Diesen Verweis hatte er verdient. Sie hatte ihn daran erinnert, was sie für ihn getan hatte, und Stephen fühlte sich wie ein undankbarer Bastard. Er schenkte ihr sein unwiderstehlichstes Lächeln. „Ich bin Ihnen zutiefst dankbar, aber ich kann nicht verstehen, weshalb Sie meine Ehrlichkeit anzweifeln.“
    „Vielleicht sollten Sie einmal in den Spiegel schauen.“
    Diese Antwort warf ihn fast um, denn die meisten Frauen hat- ten ihn bislang für ausgesprochen gutaussehend gehalten. Meg Drake schien das nicht zu tun. „Es überrascht mich, daß Sie mich trotzdem aufgenommen haben“, sagte er tief beleidigt.
    „Ich konnte Sie doch nicht den Wölfen überlassen, die Sie schon fast in den Fängen hatten.“
    Jesus! War das das schreckliche Heulen, an das er sich erin- nerte, bevor er das Bewußtsein verlor? Er hatte geglaubt, Flynts Hunde hätten seine Spur wiederaufgenommen. Wölfe! Stephen schauderte. Er verdankte Megan Drake sogar noch mehr, als ihm bewußt gewesen war.

Er wußte, daß Flynt die Suche nach ihm nicht aufgeben würde. Es war durchaus möglich, daß die Hunde seine Fährte wiederauf-

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