Mars 01 - Die Prinzessin vom Mars
zu ihr. Der Wächter trat vor mich und sagte: »Niemand kommt von Than Kosis ohne einen Auftrag oder ein Paßwort. Du mußt mir eines von beiden nennen, bevor wir dich durchlassen.«
»Der einzige Auftrag, den ich benötige, um wohin auch immer eintreten zu dürfen, befindet sich an meiner Seite, mein Freund«, erwiderte ich und wies auf mein langes Schwert. »Läßt du mich nun freiwillig durch oder nicht?«
Als Anwort zog er auch sein Schwert, rief die anderen zu sich, und mit gezückten Waffen versperrten die vier mir den Weg. »Du bist nicht in Than Kosis' Auftrag hier«, schrie derjenige, der mich zuerst angesprochen hatte. »Und du setzt keinen Fuß in die Gemächer der Prinzessin von Helium, sondern wirst unter Bewachung zu Than Kosis zurückgebracht, um deine unbegründete Tollkühnheit zu erklären. Leg dein Schwert nieder, du kannst nicht hoffen, gegen uns vier anzukommen«, fügte er mit einem grimmigen Lächeln hinzu.
Als Antwort stach ich einmal kurz zu, worauf ich es nur noch mit drei Gegnern zu tun hatte, die, so kann ich versichern, einem Krieger meines Metalles würdig waren. Im Nu hatten sie mich an die Wand gedrückt, und ich kämpfte um mein Leben. Langsam arbeitete ich mich zu einer Ecke des Raumes durch, wo sie mich nur einzeln angreifen konnten, und so fochten wir etwa zwanzig Minuten, wobei die aufeinandertreffenden Klingen in dem kleinen Zimmer für einen beträchtlichen Lärm sorgten.
Dieser brachte Dejah Thoris an die Tür, von wo aus sie und Sola, die ihr über die Schulter blickte, das Kampfgeschehen verfolgten. Das Gesicht der Prinzessin zeigte keine Regung, und ich wußte, daß weder sie noch Sola mich erkannten.
Schließlich brachte ein wohlgezielter Stich den zweiten Wächter zu Fall. Bei nur zwei Gegnern änderte ich meine Taktik und attackierte sie auf meine Weise, der ich schon viele Siege zu verdanken hatte. Der nächste sank zehn Sekunden nach dem zweiten darnieder, und nur wenige Augenblicke später lag der letzte tot am Boden. Es waren mutige Männer und gute Kämpfer gewesen, und es dauerte mich, daß ich sie töten mußte, doch ich hätte ganz Barsoom entvölkert, wenn es keinen anderen Weg gegeben hätte, zu Dejah Thoris zu gelangen.
Ich steckte die blutige Klinge in die Scheide und trat zu meiner Marsprinzessin, die mich noch immer ohne ein Zeichen des Erkennens stumm anstarrte.
»Wer bist du, Zodanganer?« flüsterte sie. »Bist du noch ein Feind, der mein Elend vergrößern will?«
»Ich bin ein Freund, ein einst zärtlich geliebter Freund«, entgegnete ich.
»Kein Freund der Prinzessin von Helium trägt dieses Metall«, entgegnete sie. »Und doch, die Stimme! Ich kenne sie, ist es nicht - nein, das kann nicht sein, denn er ist tot.«
»Und doch ist es niemand anders als John Carter, meine Prinzessin«, sagte ich. »Erkennst du unter all der Farbe und dem seltsamen Schmuck nicht das Herz deines Gebieters?«
Beim Nähertreten bewegte sie sich mit ausgestreckten Händen auf mich zu, doch als ich sie in die Arme nehmen wollte, erschauderte sie und wich mit einem gramerfüllten Seufzer vor mir zurück.
»Zu spät, zu spät«, klagte sie. »Ach mein Gebieter, der du es doch warst und den ich für tot hielt! Wärest du nur eine knappe Stunde eher zurückgekehrt - doch nun ist es zu spät, zu spät.«
»Was meinst du, Dejah Thoris?« fragte ich. »Du hättest nicht deine Hand dem Prinz von Zodanga versprochen, hättest du gewußt, daß ich lebte?«
»John Carter, glaubst du, daß ich heute dem einen mein Herz schenke und morgen einem anderen? Ich dachte, daß es mit deinen sterblichen Überresten in den Kerkern von Warhoon begraben liegt, und so habe ich meinen Körper nun einem anderen versprochen, um meinem Volk das Unglück zu ersparen, von einer Armee Zodangas besiegt zu werden.«
»Doch ich bin nicht tot, meine Prinzessin, sondern hierher gekommen, um dich zu holen, und ganz Zodanga kann mich nicht davon abhalten.«
»Zu spät, John Carter. Ich habe mein Versprechen gegeben, und das ist das Entscheidende auf Barsoom. Die Zeremonien, die später folgen, sind nur bedeutungslose Formalitäten. Der Ehebund wird dadurch ebenso besiegelt wie der Tod eines Jeddaks durch seinen Leichenzug. Ich bin so gut wie verheiratet, John Carter. Du darfst mich nicht länger deine Prinzessin nennen. Und du bist nicht länger mein Gebieter.«
»Mir sind nur wenig der Bräuche von Barsoom bekannt, Dejah Thoris, doch ich weiß, daß ich dich wahrhaft liebe, und wenn du die Worte
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