Mars 01 - Die Prinzessin vom Mars
ernst gemeint hast, die du zuletzt zu mir gesagt hast, als uns die Horden der Warhoon angriffen, darf dich kein anderer Mann als seine Braut bezeichnen. Sie waren damals so gemeint und sind es noch immer! Sag, daß das die Wahrheit ist.«
»Es stimmt, John Carter«, flüsterte sie. »Doch ich darf sie nicht wiederholen, da ich mich einem anderen gegeben habe. Ach, hättest du nur unsere Lebensweise gekannt, mein Freund, so hätte ich mich dir schon vor vielen langen Monaten versprochen, und du hättest dein Recht vor allen anderen einfordern können«, sagte sie halb zu sich selbst. »Es hätte den Niedergang von Helium bedeutet, doch für meinen Gebieter von Thark hätte ich mein Reich geopfert.«
Laut fuhr sie dann fort: »Erinnerst du dich an die Nacht, in der du mich gekränkt hast? Du nanntest mich deine Prinzessin, ohne mich um meine Hand gebeten zu haben, und rühmtest dich damit, daß du für mich gekämpft habest. Du warst ahnungslos, und ich hätte nicht beleidigt sein sollen, das ist mir jetzt klar. Aber es gab niemanden, der dir hätte sagen können, was ich nicht sagen konnte: Daß es auf Barsoom in den Städten der roten Menschen zwei Sorten Frauen gibt. Für die einen kämpft man, um sie um die Ehe bitten zu dürfen, für die anderen kämpft man ebenfalls, doch man hält niemals um ihre Hand an. Wenn ein Mann eine Frau gewonnen hat, darf er sie mit Prinzessin oder anderen ähnlichen Worten anreden, die sein Anrecht auf sie bezeugen. Du hattest für mich gekämpft, jedoch nicht um meine Hand gebeten, und demzufolge war ich verletzt, als du mich mit 'meine Prinzessin' anredetest«, stammelte sie. »Doch selbst da stieß ich dich nicht zurück, John Carter, wie ich es hätte tun sollen, bis du es noch zweifach verschlimmertest, indem du spottetest, mich durch den Kampf gewonnen zu haben.«
»Jetzt muß ich dich nicht dafür um Vergebung bitten, Dejah Thoris«, sagte ich. »Du mußt wissen, daß ich diesen Fehler in Unkenntnis der Bräuche von Barsoom begangen habe. Was ich versäumte, da ich im stillen glaubte, mein Antrag sei vermessen und unwillkommen, hole ich nach, Dejah Thoris, und frage dich, ob du meine Frau sein willst, und bei all dem Blut der Kämpfer von Virginia, das in meinen Adern fließt: Du sollst es sein.«
»Nein, John Carter, das ist zwecklos«, rief sie entmutigt aus. »Ich werde nie die deine sein, solange Sab Than lebt.«
»Damit hast du sein Todesurteil besiegelt, meine Prinzessin - Sab Than wird sterben.«
»Auch in diesem Falle nicht«, beeilte sie sich hinzuzufügen. »Ich darf den Mann nicht heiraten, der meinen Ehemann tötet, sogar wenn es in Notwehr geschieht. Das ist so Brauch. Auf Barsoom werden wir von Bräuchen regiert. Es hat also keinen Zweck, mein Freund. Du mußt das Leid mit mir teilen. Zumindest das haben wir gemeinsam. Das und die Erinnerung an die kurzen Tage bei den Thark. Du mußt nun gehen und darfst mich nie wiedersehen. Leb wohl, mein früherer Gebieter.«
Entmutigt und niedergeschlagen zog ich mich zurück, doch ich hatte noch immer einen Funken Hoffnung und würde Dejah Thoris nicht verloren geben, bis die Zeremonie wirklich vollzogen worden war.
Erneut verlief ich mich im Labyrinth der sich windenden Gänge wie zuvor bei meiner Suche nach Dejah Thoris' Gemächern.
Ich wußte, daß mir nur noch die Flucht aus Zodanga übrigblieb, denn die vier toten Gardesoldaten würden eine Ermittlung nach sich ziehen, und da ich meinen früheren Posten ohne fremde Hilfe nicht erreichen würde, fiel der Verdacht sicherlich in dem Augenblick auf mich, in dem man mich ziellos im Palast umherirrend antraf. Da kam ich zu einer Wendeltreppe. Ich begab mich einige Stockwerke nach unten, bis ich vor dem Eingang zu einem großen Gemach stand, in dem sich einige Gardesoldaten aufhielten. Auch die Wände dieses Raumes waren mit undurchsichtigen Wandteppichen verhängt, hinter denen ich mich unbemerkt versteckte.
Die Soldaten unterhielten sich über allgemeine Dinge, die mich nicht weiter interessierten, bis ein Offizier eintrat und eine Abteilung zur Ablösung der Wache bei der Prinzessin von Helium losschickte. Nun würden also die wahren Schwierigkeiten erst beginnen. In der Tat nur allzu bald, denn mir schien, die Abteilung habe gerade erst den Wachraum verlassen, als einer von ihnen atemlos wieder hereingestürzt kam und rief, sie hätten ihre vier Kameraden im Vorzimmer niedergemetzelt aufgefunden.
Augenblicklich war der ganze Palast auf den Beinen. Gardesoldaten,
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