Mars 02 - Die Götter des Mars
Es waren ihrer zehn - prächtige Schönheiten, die von den stolzen Höfen mächtiger Jeddaks und aus den Tempeln der Heiligen Therns stammten. Ein ganzes Jahr lang hatten sie im Gefolge von Issus gedient, heute sollten sie den Preis für die Gnade, von der Göttin bevorzugt worden zu sein, mit ihren Leben bezahlen, und morgen würden sie die Tafeln der Hofbeamten schmücken.
Ein riesiger Schwarzer geleitete die jungen Frauen in die Arena. Sorgfältig nahm er jede von ihnen genau in Augenschein, befühlte ihre Gliedmaßen und stieß sie in die Rippen. Bald wählte er eine von ihnen aus und führte sie vor Issus' Thron. Er sprach einige Worte zu der Göttin, die ich nicht hören konnte. Issus nickte. Der Schwarze erhob als Zeichen eines Grußes die Hände weit über den Kopf, packte das Mädchen am Handgelenk und zerrte sie durch einen kleinen Gang unterhalb des Thrones aus der Arena.
»Issus wird heute abend gut speisen«, sagte ein Gefangener neben mir.
»Was meinst du damit?« fragte ich.
»Daß es ihr Abendessen war, das der alte Thabis nun in die Küche bringt. Ist dir nicht aufgefallen, wie genau er sich jede ansah, um die drallste und zarteste aus der Gruppe auszuwählen?«
Brummend sandte ich einige Flüche in Richtung des Monsters, das uns gegenüber auf dem prächtigen Thron saß.
»Reg dich nicht auf«, mahnte mich mein Begleiter. »Du wirst noch Schlimmeres zu Gesicht bekommen, wenn du nur einen Monat unter den Erstgeborenen zubringst.«
Ich wandte mich rechtzeitig um, um mitanzusehen, wie das Tor eines Käfigs in unserer Nähe geöffnet wurde, aus dem drei monströse weiße Affen in die Arena sprangen. Erschreckt drängten sich die Mädchen aneinander und wichen in die Mitte des Feldes.
Eine kniete nieder, die Arme flehend in Richtung Issus ausgestreckt, doch die greuliche Gottheit lehnte sich nur weiter nach vorn, um das Kommende genauer verfolgen zu können. Schließlich machten die Affen das Knäuel der angsterfüllten Mädchen ausfindig, gerieten völlig außer sich und stürmten unter teuflischem Geschrei auf sie zu.
Eine irrsinnige Wut kam über mich. Die gemeine Grausamkeit einer machttrunkenen Kreatur, deren böses Hirn sich solche fürchterlichen Quälereien ausdachte, erzeugte in mir unbändigen Haß und rührte bis ins Innerste meines männlichen Ehrgefühls. Der blutrote Nebel, der den Tod meiner Feinde vorhersagte, stieg mir vor die Augen.
Die Wachposten lümmelten vor dem unverschlossenen Tor meines Käfigs herum. Wozu sollte man diese armen Opfer durch Riegel davon abhalten, in die Arena zu stürmen, die die Götter sowieso zu ihrem Hinrichtungsort bestimmt hatten!
Ein einziger Schlag sandte den Schwarzen bewußtlos zu Boden. Ich schnappte mir sein langes Schwert und sprang in die Arena. Die Affen waren schon fast bei den Mädchen angelangt, doch dank meiner irdischen Muskeln bedurfte es nur einiger großer Sprünge, und ich befand mich im Zentrum des sandbedeckten Kampfplatzes.
Einen Augenblick herrschte weit und breit Stille in dem großen Amphitheater. Dann erhob sich in den Käfigen der Verdammten wildes Geschrei. Mein langes Schwert schwirrte durch die Luft, und der kopflose Rumpf eines großen Affen stürzte ausgestreckt vor den Füßen der furchtsamen Mädchen in den Sand.
Die anderen Affen wandten sich nun mir zu. Als ich ihnen gegenüberstand, ließ sich aus dem Zuschauersaal dumpfes Gebrüll vernehmen, als Reaktion auf die anfeuernden Schreie aus den Käfigen. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie etwa zwanzig Wachposten durch den glänzenden Sand auf mich zustürmten. Dann brach hinter ihnen eine Gestalt aus dem Käfig. Es war der Junge, dessen Persönlichkeit mich so gefesselt hatte.
Er blieb einen Moment mit erhobenem Schwert vor den Käfigen stehen.
»Kommt, Männer der Außenwelt!« rief er. »Laßt uns unserem Tod einen Sinn geben und an der Seite dieses unbekannten Kriegers diesen Tag des Tributs für Issus in eine Orgie der Rache verwandeln, über die man noch Jahrhunderte reden wird. Bei jeder Wiederholung der Feierlichkeiten von Issus werden die Schwarzen in Erinnerung daran eine weiße Haut bekommen. Folgt mir! Die Gestelle vor euren Käfigen sind voll von Klingen.«
Ohne darauf zu warten, wie seine Aufforderung aufgenommen wurde, wandte er sich um und rannte auf mich zu. Aus jedem Käfig, in dem sich rote Menschen befanden, wurden seine Worte mit donnerndem Gebrüll beantwortet. Die allernächsten Wachposten gingen unter den heulenden Massen zu Boden, als die
Weitere Kostenlose Bücher