Mars 02 - Die Götter des Mars
ich ein Gebirge. Ich befand mich auf dem höchsten Gipfel einer Gebirgskette. Die Flotte hatte den Bergkamm in der nächtlichen Finsternis beinahe gestreift, und in der kurzen Zeit, in der sie dicht darüber hinweggeflogen war, hatte der schwarze Wachposten mich hinausgeworfen, seines Glaubens in den Tod. Einige Meilen westlich von mir erblickte ich eine große Wasserstraße. Als ich sie erreichte, stellte ich zu meiner Freude fest, daß sie Helium gehörte. Hier beschaffte man mir ein Thoat - und den Rest kennt ihr.
Einige Minuten herrschte Stille. Dejah Thoris in den Händen der Erstgeborenen! Ich erschauderte bei dem Gedanken, doch plötzlich flackerte in mir wieder mein altes grenzenloses Selbstvertrauen auf. Ich sprang auf und gelobte mit entschlossener Haltung und erhobenem Schwert feierlich, mich auf den Weg zu meiner Prinzessin zu machen, sie zu befreien und zu rächen.
Einhundert Schwerter fuhren aus einhundert Scheiden, und einhundert Kriegsmänner sprangen zum Kopfende der Tafel und versprachen mir, mich mit ihrem Leben und Vermögen bei der Expedition zu unterstützen. Meine Pläne standen bereits fest. Ich dankte einem jeden meiner treuen Freunde, und zog mich, Carthoris leistete ihnen weiter Gesellschaft, mit Kantos Kan, Tars Tarkas, Xodar und Hor Vastus in mein Audienzzimmer zurück.
Hier besprachen wir bis tief in die Nacht die Einzelheiten unseres Vorgehens. Xodar war davon überzeugt, daß Issus sowohl Dejah Thoris als auch Thuvia für ein Jahr als Dienerinnen zu sich holen würde.
»So lange werden sie zumindest verhältnismäßig sicher sein, und wir wissen, wo wir nach ihnen suchen müssen«, sagte er.
Die Einzelheiten der Ausrüstung der Flotte, mit der wir uns nach Omean begeben würden, wurden Kantos Kan und Xodar überlassen. Ersterer erklärte sich bereit, so schnell wie möglich solche Fahrzeuge, wie wir sie benötigten, ins Dock zu nehmen, wo Xodar ihre Ausrüstung mit Wasserpropellern leiten würde.
Jahrelang war der Schwarze dafür verantwortlich gewesen, die geraubten Fahrzeuge so umzubauen, daß sie Omean beschiffen konnten. Demzufolge war er bestens mit der Bauart der benötigten Propeller, der Unterkünfte und der zusätzlichen Getriebe vertraut.
Unsere Vorbereitungen würden schätzungsweise etwa sechs Monate in Anspruch nehmen, angesichts der Tatsache, daß das Projekt vor Zat Arrras absolut geheimgehalten werden mußte. Kantos Kan war überzeugt, daß der Ehrgeiz des Mannes erwacht war und er sich mit nichts Geringerem als dem Rang des Jeddaks von Helium zufrieden geben würde.
»Ich zweifle sogar daran, daß er Dejah Thoris' Rückkehr begrüßen würde, denn dann gäbe es jemanden, der dem Thron näher stünde als er. Wärest du und Carthoris ihm nicht mehr im Weg, so hielte ihn nur wenig davon ab, den Titel des Jeddaks anzunehmen, und du kannst davon ausgehen, daß ihr beide nicht sicher seid, so lange er hier an der Macht ist.«
»Es gibt einen Weg, ihm einen Strich durch die Rechnung zu machen, und zwar einen endgültigen«, rief Hor Vastus.
»Welchen?« fragte ich.
Er lächelte. »Ich werde es hier nur flüstern, doch eines Tages werde ich es vom Dach des Tempels der Vergeltung den jubelnden Massen verkünden.«
»Und was?« fragte Kantos Kan.
»John Carter, Jeddak von Helium«, sagte Hor Vastus leise.
Die Augen meiner Freunde leuchteten auf, und ein freudiges und hoffnungsvolles Lächeln trat in ihre finsteren Gesichter. Sie blickten mich fragend an. Doch ich schüttelte den Kopf und sagte lächelnd: »Nein, meine Freunde, ich danke euch, doch es kann nicht sein. Zumindest noch nicht. Wenn wir erfahren, daß Tardos Mors und Mors Kajak nie wieder zurückkehren, werde ich, sollte ich hier sein, mich zu euch gesellen und dabei zusehen, wie das Volk von Helium von seinem Recht Gebrauch macht, seinen nächsten Jeddak zu wählen. Wen, das mag von der Treue meines Schwertes abhängen, doch werde ich diese Ehre nicht für mich suchen. Bis dahin ist Tardos Mors der Jeddak von Helium und Zat Arrras sein Vertreter.«
»Wie du meinst, John Carter«, sagte Hor Vastus, »Doch - was war das?« flüsterte er und wies auf das Fenster zum Garten.
Die Worte waren kaum aus seinem Munde, als er schon hinaus auf den Balkon eilte.
»Dort läuft er!« rief er aufgeregt. »Wachen! Dort unten! Wachen!«
Wir standen dicht hinter ihm und sahen einen Mann über ein kleines Rasenstück rennen und dahinter im Gebüsch verschwinden.
»Er war auf dem Balkon, als ich ihn erblickte.
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